Dells harter Preiskampf

20.03.2006

Wie aus Industriekreisen in Taiwan bekannt wurde, setzt Dell seinen Notebook-Auftragfertigern die Pistole auf die Brust. Drei Prozent Rabatt sollen sie dem amerikanischen Direktanbieter gewähren, um 2007 bei ihm größere Aufträge zu landen. OEM/ODM-Hersteller, die sich dem beugen, sollen mit zwei bis drei Millionen zusätzlichen Notebook-Orders rechnen können, erkaufen sich diese aber mit Rabattforderungen von über zehn Millionen Dollar.

Hersteller, die nicht auf die Bedingungen von Dell eingehen, könnten dagegen Order-Mengen von fünf bis sechs Millionen Notebooks verlieren, heißt es aus Taiwan. Acer-Ableger Wistron, nach Quanta und Compal drittgrößter Notebook-Auftragsfertiger, hat im ersten Quartal 2006 nicht zuletzt aufgrund größerer Dell-Orders massiv zugelegt.

Im Vergleich zum vierten Quartal 2005 stieg Wistrons Notebook-Absatz um 158 Prozent auf 2,35 Millionen Stück. Acer-Chairman J. T. Wang zufolge hätten die Profite der Notebook-Auftragsfertiger bereits die Talsohle erreicht. Wenn Dell die ODM-Preise weiter nach unten drücke, habe das bestimmt negative Auswirkungen auf Taiwans Notebook-Industrie, die mehr als 80 Prozent des Weltmarktes bedient.

Laut einem Bericht in der Tageszeitung "Financial Times" hat Dell-CEO Kevin Rollins zugegeben, dass sein Unternehmen 2005 an der Preisfront zu hart gekämpft habe. "Wir waren zu aggressiv und haben die Marke der Preiselastizität verlassen", so Rollins wörtlich. Preissenkungen hätten nicht in dem erhofften Maße die Nachfrage beleben können.

Einige Kritiker sagen allerdings, dass das Direktvertriebsmodell außerhalb der USA nicht greife. Dies sei einer der Hauptgründe dafür, dass Dells Profite in letzter Zeit eingebrochen seien.

Klaus Hauptfleisch

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