Dem PC-Handel fehlt es an Selbstbewußtsein

12.03.1998

Der Kommentar "Was der PC- vom Fahrradhandel lernen kann" in ComputerPartner 31/98, Seite 6, veranlaßte Velodata-Geschäftsführer Dieter Koll zu folgenden Anmerkungen:Der PC-Fachhandel kann zwar vom Fahrradhandel lernen. Jedoch ist die Begründung der Wertschöpfung über Dienstleistung völlig falsch. Ähnlich wie der PC-Handel ist der Fahrradhandel nicht in der Lage, von der Dienstleistung zu leben. Schlimmer noch: Bei zirka 70 Prozent des Fahrradhandels ist der Dienstleistungsbereich "Reparatur" ein Kostenbereich, der vom Neuverkauf subventioniert wird. Bei den restlichen 30 Prozent wird eine Kostendeckung oder gar ein minimaler Gewinn aus der Dienstleistung verwirtschaftet.

Eine ganz andere Sache ist jedoch der Teileverkauf. Während der Fahrradhandel hier mit guten Margen arbeitet, ist der PC-Handel hier von allen guten Geistern verlassen. Eine Festplatte oder eine Grafikkarte wird mit dem gleichen minimalen Aufschlag noch nicht einmal kostendeckend kalkuliert wie ein PC, obwohl hier der Wettbewerb von Aldi & Co. praktisch nicht vorhanden ist.

Bei Fahrrädern gibt es aber auch eine saubere und meist eingehaltene Trennung zwischen Fachhandelsmarken und Discounterprodukten. Eine Marke wie Giant, Scott oder Gazelle wird man kaum im Dis-

countmarkt finden. Wenn ein Hersteller hier einen Fehltritt tut, zieht er sich den Zorn des Fachhandels zu und merkt dies sehr schnell an seinen Umsatzzahlen. Im PC-Handel dagegen bekommt der Händler vom Hersteller per Aldi & Co.

einen Tritt in den Hintern - die gleichen Händler lecken dann den gleichen Herstellern wenig später den ...

Dem PC-Handel fehlt es an Selbstbewußtsein. Marken macht und erhält auf Dauer der Fachhändler. Die dürfen sogar etwas teurer sein, falls der Fachhandel gemeinsam mit dem Hersteller dem Verbraucher einen Mehrwert bieten kann. Hier liegt einiges im argen.

Als Hersteller kann man die Dis-counter als mögliche Abnehmer in Deutschland an zwei Händen abzählen. Jeder Markenhersteller weiß im Grunde, daß eine Monostruktur des Vertriebs auf solch wenige Abnehmer gefährlich ist. Solange der Hersteller aber immer noch auf tausende Schafe im Fachhandel zählen kann, so ist es lukrativ, mal schnell 250.000 PCs an Aldi abzusetzen. Hat Aldi morgen keine Lust - die Schafe sind immer noch da.

Dieter Koll, Velodata Gmbh, Stolberg koll@velodata.de

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