Kaspersky-Umfrage

Depression durch Social Media

Ronald Wiltscheck widmet sich bei ChannelPartner schwerpunktmäßig den Themen Software, KI, Security und IoT. Außerdem treibt er das Event-Geschäft bei IDG voran. Er hat Physik an der Technischen Universität München studiert und am Max-Planck-Institut für Biochemie promoviert. Im Internet ist er bereits seit 1989 unterwegs.
Die Nutzung von Social Media-Kanälen fördert nicht unbedingt die geistige Gesundheit, das hat Kaspersky Lab herausgefunden.

Jeder vierte Deutsche empfindet Niedergeschlagenheit und Neid nach extensiver Nutzung von Social Media-Kanälen Facebook, Instagram und Co. Das ist das wichtigste Ergebnis einer von Kaspersky Lab durchgeführten Umfrage.

Im Auftrag des Security-Herstellers hat das Marktforschungsinstitut Toluna in den Monaten Oktober und November 2016 insgesamt 16.750 Personen über 16 Jahren aus 18 Ländern online befragt. Deutschland wurde mit 1.000 Teilnehmern berücksichtigt. Dabei waren Männer und Frauen in etwa gleich vertreten. Für eine weltweite Vergleichbarkeit und Konsistenz wurden die Daten entsprechend gewichtet. Die weltweiten Ergebnisse der Studie "Have we created unsocial media? How social media affects our lives and mood" sind unter auf der Kaspersky-Website einsehbar.

Warum Frust durch Facebook und Co?

Was User tun würden, um mehr Likes zu bekommen.
Was User tun würden, um mehr Likes zu bekommen.
Foto: Kaspersky Lab

Üblicherweise nutzen Menschen soziale Netzwerke, um Kontakte zu pflegen und mit Freunden schöne Momente zu teilen. Laut Ergebnisse der Kaspersky-Umfrage pflegen rund zwei Drittel der Deutschen (67,5 Prozent) Kontakte zu Freunden und Arbeitskollegen; gut die Hälfte (54,3 Prozent) sucht Unterhaltung und Spaß. Gepostet werden von den Deutschen in erster Linie spaßige Momente (59,6 Prozent), gemeinsame Feiern und Veranstaltungen (46,7 Prozent), Hobbies (46,3 Prozent) und Urlaubsimpressionen (31,4 Prozent).

Doch die hohen Erwartungen der Nutzer an Social Media werden nur selten erfüllt. Der extensive Gebrauch der sozialen Netzwerke kann laut Kaspersky Depression, Neid und Stress auslösen. So behauptet ein Viertel der 1.000 Befragten aus Deutschland (27,3 Prozent), dass sie sich wegen ihrer Social-Media-Nutzung schon einmal niedergeschlagen fühlten und dass sie (27,1 Prozent) neidisch darauf sind, wenn ihre Freunde mehr Likes bekommen als sie selbst.

Was User noch tun würden, um mehr Likes zu bekommen.
Was User noch tun würden, um mehr Likes zu bekommen.
Foto: Kaspersky Lab

Denn viele Nutzer von sozialen Netzwerken geraten auf der Jagd nach ‚Gefällt mir‘-Klicks und sozialer Anerkennung unter Druck. Die Folge: bleiben Like-Erfolge aus, führt das schnell zu Frustration und damit zum schlampigen Umgang mit persönlichen Informationen. Man gibt im Netz mehr Preis von sich, als man eigentlich wollte.

Lesetipp: Anti Targeted Attack: Mehrstufige Security-Plattform

Besonders stark ärgern sich Social Media-User, wenn andere ihre Freundschaft zu ihnen kündigen (55,7 Prozent). Kritische Kommentare zu eigenen Posts bringen die Hälfte der User (52 Prozent) in Rage. Fast die Hälfte der Facebook-Nutzer, nämlich 48 Prozent, glauben ferner, dass ihre Freunde ein besseres Leben führen als sie selbst.

Mit wem kommunizieren Facebook Nutzer?
Mit wem kommunizieren Facebook Nutzer?
Foto: Kaspersky Lab

Zu wenig Likes auf eigene Posts machen 45,8 Prozent der Social Media-Nutzer zu schaffen. Zudem beschleicht 73,8 Prozent der "sozialen Netzwerker" beim Stöbern durch eigene Posts aus der Vergangenheit manchmal das Gefühl, das eigene frühere Leben sei scheinbar besser gewesen als es heute ist. Man nennt es auch "Verklärung der Vergangenheit".

Von Werbung gestört

Eine weitere interessante Erkenntnis aus der Online-Befragung betrifft die Werbeeinblendungen. 55 Prozent der deutschen Social Media Nutzer stören sich an den "gesponserten" Post. Auch von Nachrichten aus Wirtschaft und Weltpolitik nerven 56,1 Prozent der Facebook-User.

In diesen 18 Ländern hat Kaspersky die Social Media-Nutzer befragt
In diesen 18 Ländern hat Kaspersky die Social Media-Nutzer befragt
Foto: Kaspersky Lab

Deshalb haben auch bereits mehr als 70 Prozent der aktiven Internetnutzer darüber nachgedacht, ihre Präsenz in Sozialen Netzwerken wieder aufzugeben, so die Erkenntnis aus einer früheren Kaspersky-Befragung. Doch diesen Schritt gehen nur die wenigsten Facebook-User. Davon abgehalten werden sie vor allem durch die Angst, dann ihre Freunde und gepostete private Erinnerungen zu verlieren.

Damit das nicht passiert, entwickelt Kaspersky Lab mit FFForget eine neue App, die alle Posts, Bilder, Videos und persönliche Daten aus sozialen Netzwerken in der Cloud sichert. Mittels der App kann man Soziale Netzwerke wieder verlassen, ohne die geposteten Inhalte zu verlieren, da diese in einem geschützten Bereich gespeichert bleiben. Die App für digitale Freiheit wird im Laufe des Jahre 2017 auf den Markt kommen. Bereits jetzt können sich Interessierte unter registrieren.

Derartige Geheimnisse würden User von Social Media freigeben geen
Derartige Geheimnisse würden User von Social Media freigeben geen
Foto: Kaspersky Lab

Phishing-Gefahren nehmen zu

Skeptisch zu sozialen Netzwerken äußert sich denn auch Holger Suhl, General Manager DACH bei Kaspersky Lab: "Social Media haben zu einer Art ‚Teufelskreis der Freude‘ geführt. Wir wollen dort andere möglichst oft an unseren schönen Erlebnissen teilhaben lassen, doch genau das machen alle anderen auch", erklärt der Manager diese Zwicklage.

Holger Suhl, General Manager DACH bei Kaspersky Lab: "Social Media haben zu einer Art ‚Teufelskreis der Freude‘ geführt."
Holger Suhl, General Manager DACH bei Kaspersky Lab: "Social Media haben zu einer Art ‚Teufelskreis der Freude‘ geführt."
Foto: Kaspersky Lab

"Diese geballte Häufung von Spaß und Freude lässt uns glauben, dass andere das Leben mehr genießen können als wir selbst. Der neue Cyber-Neid hat Folgen: Wir werden leichtsinnig und posten immer mehr persönliche, auch teils sensible Informationen. Dieser Leichtsinn spielt Cyberkriminellen beispielsweise für Phishing-Attacken in die Hände", warnt Suhl vor "social hacking".

Zur Startseite