MÜNCHEN: Kracht es oder kracht es nicht - das ist die große Frage, über die sich Analysten, Banken und Wirtschaftsexperten seit einigen Monaten den Kopf zerbrechen. Immer wieder gibt es Momentaufnahmen der deutschen Wirtschaft, die zeigen, daß sich immer noch nicht alle Unternehmen über die Umstellung Gedanken machen.Eine der umfassendsten Studien zum Thema "Sind die Deutschen Unternehmen auf das neue Jahrtausend vorbereitet?" wird vom Gerling Konzern durchgeführt. 5.600 Unternehmen wurden bislang geprüft, ob sie für das Jahr 2000 (Y2K) gewappnet sind. Dabei gab es drei mögliche Kategorien: zufriedenstellend, gefährdet oder unzureichend. Die gute Nachricht: Immerhin 77 Prozent aller Unternehmen mit einem Jahresumsatz über 500 Millionen Mark erreichten den Status "zufriedenstellend". Das heißt, der Gerlingkonzern sieht keine großen Probleme auf sie zukommen, wenn das neue Jahrtausend beginnt.
Bei den restlichen 23 Prozent der großen Betriebe allerdings war das Ergebnis nur unzureichend. Das vernichtende Urteil der Studie: "Diese Unternehmen haben keine oder nur eine außerordentlich geringe Chance, den nächsten Jahreswechsel zu überleben."
Panikmache oder berechtigte Warnung?
Je näher Silvester rückt, desto lauter werden allerdings auch die Stimmen, die solche Studien als reine Panikmache abtun. Die Bundesregierung und einige Marktforscher kommen zu dem Schluß, daß deutsche Unternehmen im Prinzip gut gerüstet sind. Das ifo Institut zum Beispiel stellte in seiner Umfrage fest, daß 42 Prozent aller deutschen Industrieunternehmen, die sich von dem Problem betroffen sehen, zumindest die Überprüfung der eingesetzten Software bereits abgeschlossen haben. Weitere 47 Prozent sind mittendrin und nur vier Prozent planen den Check erst. Mit dem Y2K-Check ist es bei manchen Unternehmen allerdings schon getan. Nur jeder zehnte Betrieb erhöht vorsichtshalber die Lagerbestände, um mögliche Unterbrechungen in Liefer- und Produktionsketten zu überbrücken. Der Fachverband Informationstechnik ist der Meinung, daß auch mit einem
Y2K-Check alle Unwägbarkeiten ausgeräumt werden können. Der dringende Rat, nicht nur an jene, die sich nicht betroffen fühlen, ist deshalb, sich zumindest einige Gedanken über mögliche Folgen von Ausfällen am
1. Januar zu machen (siehe Kasten). Denn: Gelassenheit ist gut - Kontrolle ist besser. (gn)