Der Binnenmarkt am Boden

02.05.2002
Genug gelabert, jetzt heißt es unternehmen!

Inzwischen haben die Seiten über Pleiten, Gerichtsverfahren und anderweitige Betriebseskapaden die Nachrichten über neue Produkte in den Hintergrund gedrängt. Anstatt in Garagen zu sitzen und den Nachfolger des PC zu konstruieren, unterhalten die ehemaligen Fortschrittsschmieden ein Heer von Anwälten mit dem Ziel, irgendwelchen Richtern, Behörden oder Konkurrenten das Einmaleins der Wirtschaftslehre zu erklären. Nun gehören Anwälte nicht zu der Bevölkerungsschicht, die ihre mühsam erschufteten Kröten sofort in die marode Binnenkonjunktur reinvestieren. Eine äußerst unproduktive Ausgabe also. Es beschleicht einen das Gefühl, dass es nicht nur am Geld der Käufer fehlt, sondern auch an guten Produkten der Hersteller. Bei uns ist der Trend "Hauptsache billig, Qualität ist was für Weicheier!" an der Sättigungsgrenze. Lieblos massenproduziertes Stahlblech wartet in vollautomatischen Lagerhallen auf E-Commerce-Kunden zwecks Kurssteigerung. Bezahlen soll es ein Mensch, zumindest wenn die Wertschöpfungskette auch in diesem Jahrzehnt noch Gültigkeit haben soll. Dazu braucht es den Endverbraucher, das arme Schwein, der für die ganzen Automaten und Energiekosten das Portemonnaie öffnen soll. Wird der Homo consumentus im Produktionsprozess nicht ausreichend berücksichtigt, fehlt die Basis für die Kaufkraft. Die Investition in Personal ist im Umkehrschluss die Existenzgrundlage für die Binnenwirtschaft. Wir Händler leben in dieser Binnenwirtschaft und erwarten einen neuen Pleiterekord 2002. Im Gegensatz zur Effenberg-Theorie müssten alle vom Erwerbsprozess ausgeschlossenen mit genug Kapital ausgestattet werden, um den Verlust der Binnenkaufkraft durch die Arbeitslosigkeit auszugleichen. Das würde wiederum den Handel beleben, der könnte in Personal investieren oder wahlweise in hoch besteuerte Automation. Nun ist Deutschland leider keine Insel, und Standorte werden gegeneinander ausgespielt. Außerdem standen Humanisten einer ungehemmten Geldvermehrung schon immer im Weg. Ob nun Hewlett, Gates oder Fiorina dazu gehören, mag jeder selbst beurteilen, ihre Firmen jedoch keinesfalls. Bei den meisten Konzernen könnten ein paar Menschen mehr Geld verdienen. Keine Anwälte oder Steuerberater, keine Geschäftsführer oder Aussichtsräte, sondern Serviceleute, wie Hausmeister oder Putzfrauen, Chauffeure und Büroboten. Ein paar Verkäufer mehr, Sachbearbeiter oder Lagerarbeiter und ein Dorfbäcker können überleben, ein Schreibwarengeschäft, ein Gemüseladen oder eben der berühmte Computerhändler an der Ecke.

Mein Fazit: Nur wer Geld verdient, kann auch welches ausgeben, unsere Produkte kaufen.

Bis demnächst, Euer Querschläger!

Der ComputerPartner-Autor "Querschläger" ist ein Fachhändler aus Rheinland-Pfalz.

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