Der BVB macht sich für Internet-Geschäfte stark

02.04.1999

MÜNCHEN: Die Deutschen sind in Sachen Internet und E-Commerce einfach zu skeptisch, findet Willi Berchtold vom BVB - und hält besonders den Mittelständlern eine Standpauke. Denn wenn diese angesichts der Globalisierung nicht in die Röhre gucken wollten, müßten sie endlich auf den EC-Zug aufspringen."Die deutsche Infrastruktur ist weltweit die beste - aber nur zehn Prozent der elektronischen Geschäftstätigkeit Europas findet in Deutschland statt", schimpft Willi Berchtold, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbands Informations- und Kommunikations-Systeme (BVB) über das hiesige Unternehmertum. Vor allem der Mittelstand ließe sich zu sehr bitten: "Dabei sind die rund 3,2 Millionen mittelständischen Unternehmen mit 20 Millionen Beschäftigten für 53 Prozent der Bruttowertschöpfung aller Unternehmen verantwortlich."

Damit die Deutschen in Sachen E-Commerce endlich aufwachen, fordert der BVB von der Bundesregierung, daß sie das richtige Klima dafür schafft. Wichtige Voraussetzungen seien niedrige Kosten bei der Nutzung des Internet und die Verbesserung der steuerlichen Rahmenbedingungen für Existenzgründer. "Denn von rund 62 Unternehmen, die seit eineinhalb Jahren am Neuen Markt der Frankfurter Börse notiert sind, kommen etwa 60 Prozent aus der Informations- und Telekommunikations-Branche", untermauert der Verbandschef seine

Forderungen.

Ein wichtiger Punkt sei zudem, daß die Kryptographie in keiner Weise eingeschränkt werde. Denn für den E-Commerce wäre es tödlich, wenn privat genutzte Schlüssel bei Behörden hinterlegt werden müßten. Letztendlich stehe und falle der E-Commerce aber mit der Rechtssicherheit. "Nationale Alleingänge wären jedoch fatal", warnt Berchtold. Eine Harmonisierung auf europäischer Ebene sei ein absolutes Muß.

Allzu große Furchtsamkeit sei heute im Internet nicht mehr angebracht. Dafür sorgten Lösungen der Industrie wie die Smart Card, ein universelles Identifizierungs- und Authentifizierungsmedium. Und: Im Bereich der Microprozessoren lägen die Deutschen in Führung. "Nach Berechnungen von Giesecke & Devrient wird die weltweite Kartenproduktion von 1,5 Milliarden 1998 bis zum Jahr 2002 auf vier Milliarden anwachsen. Der deutsche Marktanteil 1998 beträgt

1,5 Prozent. Das sind rund drei Milliarden Mark", rechnet Berchtold vor.

Alle Sicherheitsvorkehrungen brächten letztlich jedoch nichts, wenn nicht ein gewisses Maß an Vertrauen geschaffen werden könne, betont Lutz Becker, Geschäftsführer des Smart-Card-Herstellers Norman Data Defense Systems GmbH. Signaturgesetze und Smart Cards könnten zwar eine gute Basis für die Sicherheit bilden. Aber: "Zertifizierungen sind wie die Laterne für den Betrunkenen: Man kann sich dran festhalten, kommt aber keinen Schritt weiter." (via)

Willi Berchtold, Vorstandsvorsitzender des BVB, beäugt kritisch die deutsche Zurückhaltung in Sachen E-Commerce.

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