Der Channel muss mitziehen

17.07.2006
Mit der neuen Produktgeneration steigen auch die Erwartungen: Von Euphorie war somit unter den 7.000 angereisten Microsoft-Wiederverkäufern auf der Bostoner Welt-Partnerkonferenz 2006 nichts zu spüren.

Von Alexander Roth

Mit 7.000 Besuchern folgten diesmal dem Ruf von Microsoft zur weltweiter Channel-Veranstaltung nach Boston 1.000 Teilnehmer mehr als im vergangenen Jahr in Minneapolis. Die deutschen Partner stellten mit 307 Personen die größte ausländische Fraktion. Eigentlich ein Grund zum Feiern: 2005 haben nur 280 Deutsche an der Konferenz teilgenommen; damit belegten sie den dritten Platz - hinter den USA und Kanada.

Dennoch, in diesem Jahr blieb die Stimmung verhalten. Verantwortlich dafür waren die Ankündigungen der Microsoft-Verantwortlichen in den Keynotes und Workshops. Sie alle hatten deutlich gemacht: Die Anforderungen der Redmonder an den Channel wachsen. "Veränderung ist das Wesen unserer Branche, wir müssen sie umarmen - unsere Partner müssen sie umarmen", sagte Microsoft-Chef-Steve Ballmer in seiner Keynote.

Im Konkreten: Im kommenden Jahr sollen nicht nur "Vista", "Office 12" und der "Longhorn"-Server zum Kassenschlager ("Blockbuster") werden, Microsoft erwartet auch beachtliche Channel-Erfolge in den Bereichen CRM, Security, Business Intelligence, mobile Kommunikation und IT-Security.

Für das verspätete Erscheinen des neuen Betriebssystems und von Office 12 hatte Ballmer sogar eine Entschuldigung parat: "Sie können sich auf mich verlassen: Wir werden nie wieder eine solche Kluft zulassen wie zwischen den Releases von XP und Vista." Dennoch hängt das verloren gegangene Weihnachtsgeschäft vielen Partnern nach. "Wie wir die vertane Zeit überbrücken sollen, beantwortet uns Microsoft nicht", monierte etwa ein norddeutscher Partner.

Ballmer machte zudem deutlich, mit dem erweiterten Sortiment auch der Herstellerkonkurrenz an den Kragen zu wollen. Der Wert von "Softwareservices" der "Live Produkte-Reihe" wird für Microsoft deutlich steigen, so der Tenor, der

über die gesamte Konferenz hinweg wiederholt zu hören war.

Microsoft bietet CRM-Service Mit einer Ankündigung griff Ballmer indirekt die CRM-Spezialisten salesforce.com, Oracle und SAP an: Microsoft will in den USA im kommenden Jahr kleineren Unternehmen den Webservice "CRM Life" anbieten. Dank der Interoperabilität mit Office-Anwendungen werde Microsoft damit große Erfolge erzielen, so Ballmer. Nicht zu erfahren war, wann der Hersteller den Dienst in Deutschland einführen will. Die anwesenden Partner fühlten sich von der Ankündigung doppelt betroffen: Der Hersteller tritt erstens damit selbst als Dienstleister auf, wie viele Händler monierten. Ein Analyst sagte gar: "Microsoft wird mit CRM Life zur zweiten salesforce.com".

Zweitens: Selbst wenn Microsoft seinen Partnern dabei Teile des Service überlässt, wie Steve Ballmer betonte, steigen gleichzeitig die Channel-Anforderungen: CRM Life verlangt dank enormer Gestaltungsmöglichkeiten tiefste Branchenkenntnisse. "Die Möglichkeiten von CRM Life sind beeindruckend, aber für mich bedeutet das eine Umstellung meiner angebotenen Dienste", kommentierte ein US-Partner.

Security-Branche besetzen

Eine andere Branche dürfte bei der nächsten Ankündigung zusammengezuckt sein: "Wir werden den Markt für IT-Sicherheit mit voller Macht besetzen", sagte der CEO wörtlich und verwies auf die hauseigene Schutzsoftware "Windows OneLifeCare", "ForeFront" und "Antigen". Allerdings wurde auf der Konferenz nicht eindeutig klargestellt, wie die Partnerstrategie in diesem Produktbereich genau aussieht. Welche Produkte der Channel den Privat- und Endkunden in Deutschland langfristig im Einzelnen anbieten soll, bleibt somit vorerst im Dunkeln.

Gute Resonanz gab es dagegen auf die Vorträge von Allison Watson, die das weltweite Partnergeschäft verantwortet. Sie und wei- tere Microsoft-Channel-Manager zeigten auf, wie Wiederverkäufer ihren Verkauf vorantreiben können. Besonders gut kam die Möglichkeit des weltweiten Partnernetzwerks an. Auf reges Interesse stieß eine spezielle Software, die den Channel beim Vertrieb unterstützen soll.

So war auch Zuversicht unter den Partnern zu spüren. In Microsofts neuer Produktgeneration liegt enormes Verkaufpotenzial, so die Meinung vieler. Das zeigte sich bei den Workshops und Break-out-Sessions, die über alle Produktkategorien gut besucht waren.

Die Deutschen feierten übrigens noch: Microsoft hatte für sie eigens ein Boot gemietet. Die Stimmung auf der abendlichen Hafenrundfahrt inklusive Dinner, Drinks und Party war zwar nicht ausgelassen, aber spürbar gut.

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