Der ComputerPartner-Querschläger: Mehrwert und Steuer



Karl-Erich Weber, Jahrgang 1959, ist Kaufmann, Autor, freier Journalist und Redakteur. Hauptberuflich seit 1991 mit ITK und Unterhaltungselektronik befasst, schreibt er seit 1998 für unsere Redaktion. Seine ITK-Lieblingsthemen sind die News, Analysen und Projektionen aus Wirtschaft, Markt und Fachhandel sowie die Hersteller mit ihren Produkten. Zudem bloggt, kritisiert und kommentiert er leidenschaftlich Medien und Politik. 

Was ist ein Produkt eigentlich noch wert? Zu Zeiten, als ich meinen ersten persönlichen Computer erwarb, hatte dieser knapp 3.000 Mark teuere AT immerhin einen 286er-Prozessor und, aufpreispflichtig, eine 20-Megabyte-Festplatte mit rasanten 48 Millisekunden Zugriffszeit. Das damalige Betriebssystem bestand aus zwei 5,25-Zoll-Disketten und die 16 Farben, welche Grafikkarte und Monitor darstellen konnten, waren mir allesamt mit Vornamen bekannt. Knapp drei Jahre später eröffnete ich mein eigenes Geschäft. Es gab inzwischen Windows und die Mehrwertsteuer wurde von der Kohl-Regierung auf 16 Prozent erhöht. Ganz ohne Theater oder Weltuntergangsgerede.

Doch wurde die Ware wertvoller? Im Gegenteil, hielt doch mit dem Boom der Rechenknechte auch eine neue Form der Massenherstellung Einzug. Stückzahlen waren wichtiger als Erträge. Claims mussten abgesteckt werden. Überproduktion und immer schlechtere Qualität gingen Hand in Hand. Der Verkaufsberater trennte sich in Verkäufer und Berater. Erstere wurden umworben, Letztere eher als hinderlich, als Relikt alter Tage angesehen. Der Wert vieler Produkte, nicht nur aus der IT, ging zurück. Beispiele wie Spiegelreflexkamera, Fernsehgerät, Büromaschinen, Arbeitskraft und Lebensmittel sollen zeigen, dass billig wichtiger als wertvoll wurde.

Nicht nur Media-Markt, Aldi oder die Globalisierung tragen daran die Schuld, auch der Konsument selbst, der in großem Maß die Fähigkeit verlor, Qualität von Billigschrott zu unterscheiden. Die Schere zwischen individueller Beratung und massenhaftem Waren-Overkill geht weiter auseinander. Anstrengungen dies zu verhindern, sind selten erfolgreich. Harley Davidson und Morgan kämpfen noch, Leica ist wohl fertig. Und unsere kleinen Computerschmieden, Fachhändler und Spät-68er, wie lange gibt es die noch?

Mein Fazit: Was früher gut und teuer war, soll heute viel und billig sein. Vielleicht sollte es Billigsteuer heißen und auf 20 Prozent erhöht werden.

Bis demnächst, Euer Querschläger!

Der ComputerPartner-Autor "Querschläger" ist ein Fachhändler aus Rheinland-Pfalz.

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