Nur für Reseller

Der CP-Wahnsinn der Woche - PISA-Versager & Co.



Dr. Thomas Hafen ist freier Journalist in München. Er verfügt über langjährige Erfahrung als Redakteur in verschiedenen IT-Fachmedien, darunter NetworkWorld Germany und ChannelPartner. Seine fachlichen Schwerpunkte liegen in den Bereichen Data Center, Telekommunikation und Cloud Computing.
Diese Woche mit falschem Englisch, falschem Deutsch und einem Demokratieverständnis, das sich gewaschen hat.

Heutzutage ist ja alles viel früher. Der Herbst fängt im Juli an und Hosenscheißer lernen Englisch, lange bevor sie ihre Verdauungsfunktionen im Griff haben.

Nur Meedia - so eine Art Online-Bild-Zeitung für Journalisten - widersetzt sich dem Trend zur Sprachkompetenz. Dort lesen wir unter der großartigen Überschrift "Studie lüftet Geheimnis der Killer-Apps", das Top-Kriterium für eine App sei deren "Tragbarkeit". (Vielen Dank an unseren Macwelt-Kollegen, Patrick Woods, der uns auf diesen Artikel aufmerksam gemacht hat).

Nun wissen die Y-Chromosomträger unter uns, dass Tragbarkeit eine äußerst sensible Sache ist. Bei der Frage "Schatz, kann ich das tragen?" hat Mann eigentlich schon verloren. Sagt er die Wahrheit, nämlich, dass die bessere Hälfte in dem Size-Zero-Fummel aussieht, wie eine Presswurst auf Urlaub, kann er Sex für den Rest des Jahres mit sich alleine ausmachen. Flötet er dagegen ein "Das steht dir ganz hervorragend, Liebling!", bekommt er "Sieht doch voll Scheiße aus - hast du keine Augen im Kopf?" zur Antwort.

Die Tragbarkeit von Apps halten wir dagegen für völlig unkritisch. Den Satz "Schatz, kann ich diese App tragen?", haben wir auf jeden Fall noch nie gehört. Auch dass Smartphones oder Tablets durch eine App untragbar geworden wären, ist uns noch nie berichtet worden.

Ein wenig klarer wird die Sache, wenn man sich die Originalmeldung von Deloitte ansieht. Dort heißt es nämlich "Apps using location information through a portability function (81%) were most likely to be downloaded." Was soviel heißen soll wie: Apps, die unterwegs besonders nützlich sind und zum Beispiel den Weg zum nächsten Shop oder Geldautomaten zeigen, werden besonders häufig heruntergeladen. Das "Tragbarkeit" zu nennen ist für uns die "dümmste Übersetzung der Woche".

Kein Englisch zu können ist in einer globalisierten Welt fast genau so fatal, wie Mindestlöhne zu fordern. Kein Deutsch zu können ist in einer nicht mehr ganz so beliebten Volkspartei dagegen durchaus Karriere fördernd.

Mit dem Slogan "C wie Zukunft" darf sich unser "Legastheniker der Woche", Lorenz Caffier, immerhin um den Ministerpräsidentenposten in Mecklenburg-Vorpommern bewerben. Nun sind wir es gewohnt, dass uns Politiker ein X für ein U vormachen. Zudem ist Meck-Pomm wirtschaftlich am Ende und praktisch entvölkert, so dass außer ein paar Agrargroßindustriellen und Neonazis niemand etwas mitbekommen hätte - wenn da nicht dieses vermaledeite Internet wäre. Über 800 Treffer gibt es bei Google-News "Zu C wie Zukunft", ein findiger Schüler sammelt sogar auf der Webseite "c-wie.de" die besten Vorschläge für weitere CDU-Wahlkampfdebakelkampagnen. Zu den beliebtesten Vorschlägen gehören "C wie Leder" und "C wie Zensur".

Dem Vernehmen nach, plant die FDP - deren Mitglieder ja gerne abschreiben - eine analoge Kampagne, kann sich aber nicht zwischen "F wie Versager" und "F wie Vergesst Uns!" entscheiden.

Die Meck-Pommsche CDU übt sich derweil "klar und entschlossen" im Realitätsverlust. Während die Republik Spott und Häme über die missratene Wahlwerbung kübelt, und wie wild auf die Webseite klickt, um mal wieder so richtig lachen zu können, wertet der Landesverband das Debakel als "vollen Erfolg" und lässt Generalsekretär Vincent "C wie Kokert" ebenso stolz wie sinnfrei berichten:

"CDU-Wahlkampagne brachte Webserver ins Schwitzen"

Die Meck-Pommsche Rechtschreibschwäche steht scheinbar in direktem Widerspruch zu unserer "Statistik der Woche". Britische Wissenschaftler haben nämlich herausgefunden, dass Menschen im Norden größere Gehirne haben. Die Nordlichter seien aber nicht intelligenter, betonen die Forscher, sondern hätten nur größere Augen und ein größeres Sehzentrum als Anpassung an das miese nordische Wetter und die langen Winter. Das passt dann ja wieder.

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