AWS als Partnerunternehmen

"Der Datenschutz spielt eine entscheidende Rolle"

Alexander Roth leitet als Geschäftsführer die Geschicke und die Redaktion von Evernine. Der mit Prädikatsdiplom ausgestattete Volkswirt wechselte 2004 in die Medienbranche, wo er zuerst beim Wirtschafts- und Polittalksender Air America Radio in New York City in der Recherche tätig war und in einem weiteren Schritt, wieder zurück in Deutschland, eine zweijährige Festanstellung beim Medienhaus IDG (u.a. PC Welt, Computerwoche, ChannelPartner) inklusive Volontariat absolvierte. Auch ein Besuch der Akademie der Bayerischen Presse (ABP) gehörte zu seiner Ausbildung. 2007 gründete der Münchner (geb. 1977) das Redaktionsbüro Alexander Roth, das er zwischen 2010 und 2011 in die Evernine GmbH umwandelte.
Wie kann ein Channel-Geschäft mit Amazon aussehen und welche Herausforderungen gibt es dabei für die Partner? Siegfried Lautenbacher, Geschäftsführer des IT-Dienstleisters Beck et al. Services, ist als deutscher AWS-Partner im Markt unterwegs ist und gibt dazu Auskunft.

Herr Lautenbacher, Ihr Unternehmen Beck et al Services ist erfolgreich im deutschen AWS-Channel (Amazon Web Services) unterwegs. Wie sieht die Zusammenarbeit mit Amazon aus?

Siegfried Lautenbacher: Wir sind zertifizierter AWS-Advanced-Consulting-Partner und werden von der Partnerorganisation für die Region betreut. Wir spüren ein großes Interesse seitens des EMEA-Managements. Das zeigt sich beispielsweise darin, dass wir regelmäßig Abstimmungs-Meetings mit unseren Betreuern sowie den EMEA-Partnern haben. Das hat zur Folge, dass wir schnellere Entscheidungen treffen können, als wir es zuvor von anderen Technologieherstellern gewohnt waren.

In unserer Partnerschaft übernimmt AWS die Bereitstellung aller hochskalierbaren Cloud Services, wie Datacenter und Netzwerk-Infrastruktur bis zu den virtuellen Maschinen-Instanzen. Um die Inhalte der Server, die Funktionalität, die ein Server abbildet, die Applikationen und Daten darauf, die Sicherung und die Sicherheit in den Applikationen kümmern wir uns von Beck et al. Services.

Siegfried Lautenbacher, Geschäftsführer von Beck et al. Services: „Für uns ist AWS kein unbeweglicher Riese, sondern agiert eher wie ein professionelles Start-up, welches mit seinen Partnern gerne zusammenarbeitet und deren Geschäftspraktiken unterstützt.“
Siegfried Lautenbacher, Geschäftsführer von Beck et al. Services: „Für uns ist AWS kein unbeweglicher Riese, sondern agiert eher wie ein professionelles Start-up, welches mit seinen Partnern gerne zusammenarbeitet und deren Geschäftspraktiken unterstützt.“
Foto: Beck et al. Services

AWS gilt als professioneller Cloud-Riese. Versteht der Konzern auch das Channel-Geschäft?

Lautenbacher: Für uns ist AWS kein unbeweglicher Riese, sondern agiert eher wie ein professionelles Start-up, welches mit seinen Partnern gerne zusammenarbeitet und deren Geschäftspraktiken unterstützt. "Der Kunde steht immer im Fokus" ist das leitendende Prinzip. Und nicht etwa Produkte oder Technologie. Und der Fokus auf den langfristigen Erfolg. AWS zeigt, dass US-amerikanische Unternehmen auch anders können: Es zählt kein Hochdruck-Geschäft bis zum nächsten Quartalsabschluss, sondern langfristiger Erfolg. Das ist für mich als Unternehmer genau der richtige Weg.

AWS hat gute Leute an Bord, die das Channel-Geschäft verstehen. Uns macht es Spaß,mit AWS zu arbeiten. Natürlich gibt es auch die ein oder andere unterschiedliche Sichtweise, aber im Kern wird immer entlang der drei Grundsätze lösungsorientiert diskutiert.

Das haben wir aber erst so richtig verstanden, seit wir direkt in der AWS-Zentrale in Seattle waren und mit den verantwortlichen Produktmanagern gesprochen haben. Dort kam man gleich mit der Bitte auf uns zu, nicht lange auf eine Antwort aus dem Support zu warten sondern einfach die Verantwortlichen direkt zu fragen.

Was macht genau das Cloud-Angebot der Beck et al. Services aus?

Lautenbacher: Wir kommen aus dem Enterprise-IT-Geschäft und haben es uns daher zur Aufgabe gemacht, die Enterprise IT auf ihrem Weg in die Cloud so den Rücken freizuhalten, dass sie ihrer Aufgabe als Business-Enabler im Cloud-Zeitalter optimal nachkommen kann. Bei unseren Kunden treffen wir da auf ganz unterschiedliche Business-Szenarien, auf die wir mit unserem Angebot reagieren. Das reicht vom ersten Workshop, zum Beispiel wie Cloud ohne Kontrollverlust genutzt werden kann, bis hin zu sehr konkreten Projekten, wie zum Beispiel Workplace aus der Cloud oder sogar dem gesamten Umbau der eigenen Infrastruktur in die Cloud.

Wie gestaltet sich der Managed-Cloud-Services-Ansatz in der Praxis genau?

Lautenbacher: Enterprise-IT-Organisationen haben in den vergangenen 20 Jahren gelernt, wie man Clients, Server und Netzwerke betreibt. Die digitale Revolution bereitet ihnen jedoch Kopfschmerzen. Denn viele bewährte Vorgehensweisen werden plötzlich in Frage gestellt oder greifen nicht. Sie tauschen "menschliche" Dokumentationen durch Programm-Codes aus und industrialisieren die Arbeit in der IT bzw. ersetzen sie durch Automatisierung. Viele Supportmitarbeiter und Systemadministratoren bangen daher um ihren Job, der "wegautomatisiert" wird.

Auf der anderen Seite lässt sich die neue Dimension des vollautomatisierten - wir sagen "orchestrierten" - Cloud-Managed-Services-Betriebs nicht aufhalten. Es ist einfach unglaublich effizient, alle Systeme vollautomatisch zu patchen, sie nach Workload-Bedarfautomatisiert hoch- und runterfahren zu sehen. Oder Sicherungsroutinen, die zuverlässig und vollautomatisiert von selbst arbeiten. und komplexe Self-Healing-Recovery-Mechanismen.die wie von Geisteshand auch am Heiligabend das Customer Service Center im Web vor dem "Stranden" bewahren.

Wie sieht ein typisches Einstiegsszenario in die Cloud aus?

Lautenbacher: Es gibt grundsätzlich zwei Varianten, wie Unternehmen meistens in die Cloud "gehen": eine Applikationsumgebung, die in den vergangenen Jahren entwickelt wurde und jetzt im Zuge einer Modernisierung fit für die nächsten Jahre gemacht werden soll und direkten Zugang für Kunden, Partner oder externem Dienstleister benötigt.

Diese Applikationslandschaft, die bisher im Rechenzentrum lief, in die Cloud zu bringen und dort sicher zu beheimaten und zu betreiben, daran scheitern viele IT-Organisationen mit ihrem eigenen Know-how oder suchen sich dazu externen Rat und Unterstützung. Die zweite Variante ist eine Anforderung aus dem Business an eine neue, moderne digitale App für den Unternehmensbereich Marketing, den Kunden-Service oder den Vertrieb, die man über das eigene Rechenzentrum nicht kosteneffizient abbilden kann.

Wir empfehlen unseren Kunden im ersten Schritt meistens eine virtuelle Private Cloud, also den eigenen, sicheren abgesteckten Cloud-Bereich innerhalb der großen Shared-Cloud-Infrastruktur von AWS, anzulegen. Davon getrennt eine vom Kunden gemanagte moderne Firewall mit dem Firmennetz oder dem Rechenzentrum zu verbinden. Beidiesem Einstieg in eine Hybrid-Cloud-Umgebung finden dann die Kunden meist schnell heraus, dass die Cloud an sich ja gar nicht so schlimm ist, wie zuvor befürchtet und entdecken sogar, dass auch die Sicherheit sehr wohl hergestellt werden kann.

Wie gehen Sie die Datenschutz-Thematik an? Welche Rolle spielt das deutsche Partner-RZ von Amazon im Gespräch mit Ihren Kunden?

Lautenbacher: Innerhalb eines jeden Cloud-Vorhabens spielt der Datenschutz für uns von Anfang an eine ganz entscheidende Rolle. Zu Beginn unserer Zusammenarbeit schauen wir uns gleich an, welche Compliance- und Legal-Anforderungen sowie IT-Security Policies bestehen und wie sie am effektivsten über die Laufzeit der Cloud-Umgebung verwaltet werden können.

Die neue AWS-Region Frankfurt bietet natürlich eine Lösung für die rund 10 bis 15 Prozent der Daten und Anwendungen, die aus Compliance- oder anderen Rechtsgründen den juristischen Zuständigkeitsbereich der Bundesrepublik Deutschland auf keinen Fall verlassen dürfen. Das garantiert AWS seinen Kunden.

Was halten Sie von Hybriden Ansätzen? Wie stellen Sie sich hier zu auf? Welche Rolle wird langfristig die Public Cloud in der Enterprise-Welt spielen?

Lautenbacher: Langfristig sehen wir ganz klar den Trend, der sich jetzt schon in den USA abzeichnet, auch auf Deutschland zukommen: Mittelständische Unternehmen wie auch Großunternehmen vor allem mit verteilten Standorten, werden um den Hybrid-Ansatz nicht herumkommen. Allein schon aus Kosten- und Komplexitätsgründen.

Hybride Szenarien setzen wir jeden Tag bei nahezu jedem Einstiegsprojekt um. Dieser Ansatz eignet sich besonders gut, und zwar in technischer wie auch emotionaler Hinsicht. Ein Kunde, erhält eine Lösung, mit der er teilweise seine Daten lokal verwalten kann, aber dennoch nicht auf technische Innovation verzichten muss. (tö)

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