Der deutsche IT-Markt: Software und Services sind die Gewinner

18.09.2003
Nach einer langen Durststrecke erholt sich der IT-Markt in Deutschland wieder. Für 2004 erwartet IDC bei den IT-Budgets ein Wachstum von 5,2 Prozent, wobei vor allem Software und Services die Nutznießer des positiven Trends sein werden.

2002 war eines der schwierigsten Jahre für die IT-Industrie. Der ausbleibende Aufschwung und die Angst vor einer lang anhaltenden Rezession zogen die Kostenschraube in den Unternehmen weiter an. IT-Investitionen wurden reduziert und groß angelegte IT-Projekte verschoben. Der negative Einfluss der ökonomischen Abschwächung auf die IT-Budgets besteht nach Ansicht von IDC in Europa und insbesondere in Deutschland weiterhin. Obwohl die Anzeichen für eine Erholung der Märkte in der EU sichtbar seien, bleibe Deutschland mit einem voraussichtlichen Wachstum des Bruttoinlandsproduktes (BIP) von 0,2 bis 0,5 Prozent weit hinter dem europäischen Durchschnitt zurück, so die Analysten in der aktuellen IDC-Studie "Der IT-Markt in Deutschland nach Branchen, 2002-2007".

IT-Branche wächst auf Europaniveau

Dieses schwache Bruttoinlandsprodukt wirkt sich ebenfalls auf die IT-Branche aus. Dennoch bewegt sich das erwartete Wachstum im deutschen IT-Markt mit 0,4 Prozent im europäischen Durchschnitt. Und bereits im nächsten Jahr erwartet IDC, dass das Wachstum im deutschen Markt mit 5,2 Prozent den europäischen Durchschnitt von 3,6 Prozent übertreffen wird. Return on Investment, Produktivitätssteigerung und kundenzentrische Strategien prägen laut Analysten die IT-Investitionen über alle Branchen.

Gleichwohl bewirken verschiedene branchenspezifische Rahmenbedingungen eine heterogene Entwicklung im IT-Investitionsverhalten. Produzierende und verarbeitende Industrie mit 3,0 beziehungsweise 2,4 Prozent IT-Investitionsrückgang in 2003 sind die Hauptleidtragenden der derzeitigen Bedingungen. Aber auch in diesen Branchen wird mit einer schnellen Erholung der IT-Investitionen gerechnet, im produzierenden Gewerbe mit 5,4 Prozent sogar überdurchschnittlich.

Die Telekommunikationsbranche verlagert ihre IT-Investitionen immer mehr in den Bereich der analytischen CRM-, SCM- und Billing-Systeme. Obwohl diese Branche in 2003 ein überdurchschnittliches Wachstum von 0,7 Prozent ausweist, hat sie laut IDC mit ihrer Krise und dem daraus resultierenden Einbruch der Investitionen im Hardwarebereich erheblichen Anteil an der kritischen Lage der IT-Industrie in Deutschland.

Die Effizienz der IT hat laut Studie in Hinblick auf IT-Investitionsentscheidungen in der Finanzbranche weiterhin Priorität. Ein Rückgang der Investitionen wie in den vergangenen zwei Jahren wird aber nicht mehr erwartet. In erster Linie sind es die Banken, die mit 3,8 Prozent in 2003 wieder eine hohe Investitionsbereitschaft im IT-Bereich aufweisen. Obwohl in diesem Jahr die Bereiche Firmengeschäft und Kapitalmärkte die IT-Investitionen prägen, erwartet IDC für 2004 im Rahmen von Rationalisierungsmaßnahmen eine Investitionssteigerung in den Bereichen Privatkundengeschäft und Backoffice-Systeme.

Im Gegensatz zu anderen westeuropäischen Ländern ist in Deutschland der Einzelhandel von den allgemeinen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sehr stark betroffen. Kundenbindungsstrategien, Preiskampf und der Verdrängungswettbewerb führen dennoch mit einem Wachstum von 0,8 Prozent zu einer gesteigerten IT-Investitionsbereitschaft in 2003. Vor allem Anbieter von CRM-, E-Procurement-, SCM- und In-Store-Management-Systemen können hiervon profitieren. Die IT-Investitionen im Großhandel sinken laut IDC im Gegensatz um 0,4 Prozent. Geprägt sind diese Investitionen durch Systeme und Applikationen zur Anbindung der Zulieferer.

Öffentliche Verwaltung bleibt investitionsfreudig

Mit einem Rückgang um 0,6 Prozent der IT-Investitionen ist die Transportbranche einer der von der Sparwelle am stärksten betroffenen Wirtschaftzweige. Ausschlaggebend hierfür ist die anhaltende Flaute in der Luftfahrtindustrie, so die Analysten.

Die IT-Budgets der Öffentlichen Verwaltung erweisen sich hingegen als weiterhin resistent gegenüber der allgemeinen wirtschaftlichen Lage. Trotz der Haushaltslöcher sollen die IT-Investitionen zwischen 4,8 und 5,9 Prozent steigen. IDC sieht den Grund dafür sowohl in verschiedenen Ini-tiativen im Rahmen der Realisierung von E-Government als auch im IT-Nachholbedarf, vor allem auf kommunaler Ebene.

Der Dienstleistungssektor gehört mit einer IT-Investitionssteigerung von 4,3 Prozent in 2003 ebenfalls zu den interessantesten Branchen für die IT-Industrie. Die Firmen statten sich in dieser Branche nach Aussage der Marktforscher in erster Linie mit IT aus, um im Rahmen der Rationalisierungsmaßnahmen der Wirtschaft Outsourcing-Möglichkeiten anbieten zu können.

Die durch die Deregulierung entstandene Konkurrenzsituation in der Versorgungsbranche zwingt die Unternehmen dazu, Geschäftsprozesse zu vereinfachen, die Standardisierung und Integration der IT-Systeme zu forcieren und in Kundenpflege zu investieren. Diese Maßnahmen führen 2003 zu einem überdurchschnittlichen Wachstum von 5,3 Prozent in die IT-Infrastruktur.

www.idc.de

ComputerPartner-Meinung

Auch wenn attraktive IT-Projekte in Deutschland weiterhin nur mit erhöhtem Beratungsaufwand an Land gezogen werden können: Die grundsätzliche Investitionsbereitschaft ist da. Die jahrelange Beschaffungsabstinenz vieler Kunden hat nun einen erhöhten Nachholbedarf zur Folge. Allein, die reine Hardware ist nicht mehr der Topseller, vielmehr werden Services nachgefragt. Das ist der Zeitpunkt für jeden Fachhändler, seine Dienstleistungskompetenz zu checken und im Bedarfsfall auszubauen. (go)

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