Der deutsche ITK-Markt hinkt dem europäischen weiter hinterher

13.03.2003
Nach langer Stagnation wird es im europäischen ITK-Markt 2003 wieder bergauf gehen, verspricht der Bitkom. Deutschland schafft aber nur eine "schwarze Null".

Nachdem der europäische ITK-Markt zuletzt stagnierte, weisen die Indikatoren für die meisten Segmente wieder leicht nach oben. Das geht aus Zahlen des European Information Technology Observatory (Eito) hervor, die Menno Harms, Vizepräsident des Branchenverbands Bitkom, Anfang März vorlegte. Demnach soll der europäische ITK-Markt in diesem Jahr um 2,5 Prozent auf 607 Milliarden Euro anwachsen, 2004 sogar um vier Prozent auf 632 Milliarden Euro.

Wichtige Impulse erwartet Harms dabei von der diesjährigen Cebit. Was den deutschen ITK-Markt angeht, ist der Deutschland-Chef von Hewlett-Packard aber weit weniger optimistisch: "In Deutschland lagen wir 2002 im Minus, und für 2003 rechnen wir mit einer schwarzen Null - nicht mehr und nicht weniger." Umso wichtiger sei es, dass die Branche hierzulande nicht zusätzlich belastet wird. Kritik übte Harms in diesem Zusammenhang an den drohenden Abgaben für Drucker und PCs, die anstehende Umsetzung der Altgeräte-Richtline und den geplanten Sicherheitsauflagen in der Novelle des Telekommunikationsgesetzes.

In einem etwas freundlicheren Licht als bei Bitkom stellt sich die deutsche ITK-Branche in einer Studie von Diebold dar. Dabei stützt das mit Detecon vereinte Beratungsunternehmen ebenfalls auf Zahlen von Bitkom und Eito, berücksichtigt aber auch Ergebnisse einer PAC-Studie zum Wachstumsmarkt IT-Outsourcing. Demnach soll der deutsche ITK-Markt in diesem Jahr mit einem Umsatzplus von 1,4 Prozent auf 137,16 Milliarden Euro rechnen dürfen und 2004 sogar wieder zu Wachstumsraten von vier bis fünf Prozent zurückfinden. Für Hardware und Bürotechnik sieht die Studie allerdings schwarz, da selbst dringend benötigte Ersatzinvestitionen voraussichtlich auf nächstes Jahr verschoben werden.

Für Software und Services rechnet die Studie 2003 jedoch mit einem Wachstum von 2,5 Prozent auf 44,82 Milliarden Dollar. Gute Chancen hätten in dem Marktsegment Systemintegratoren, die den Unternehmenskunden durch ihre Dienste Einsparungen oder Synergien versprechen, so zum Beispiel durch Konsolidierung der Plattformen, Portale für Intranet und Extranet, Data Warehousing und die Softwareintegration.

Große Nachfrage besteht auch nach IT-Security und Outsourcing, den mit 3,3 und 4,7 Prozent am stärksten wachsenden Segmenten. Neue Potenziale eröffneten ferner die Themen Mobile Computing, Wireless LAN und dynamische Verkehrslenkung.

Eito zufolge hat sich der ITK-Weltmarkt in den vergangenen zehn Jahren etwa verdoppelt. Nach einem Rekordwachstum von fast 13 Prozent im Jahr 2000 fiel die Rate 2001 auf 2,8 und 2002 auf 1,2 Prozent rapide zurück. Einzig in China, den Ländern Asiens, in Mittelosteuropa und Teilen Lateinamerikas waren vergangenes Jahr noch nennenswerte Wachstumszahlen zu verzeichnen.

In den USA knickte der Umsatz um 2,7 Prozent ein. Somit ist der US-Anteil am Weltmarkt auf 31,5 Prozent (Europa 29 Prozent) geschrumpft - und er wird weiter schrumpfen. Denn für 2003 und 2004 sind die Prognosen für den US-Markt mit plus 1,1 und 2,6 Prozent ebenfalls mau.

Dagegen können sich die Zahlen für Westeuropa sehen lassen. Der Markt für TK-Dienste wächst stabil um vier bis fünf Prozent jährlich. Die IT-Dienstleister mussten ihre Erwartungen im vorigen Jahr zwar zurückschrauben, kamen mit einem Plus von 1,2 Prozent aber noch mit einem blauen Auge davon. Für 2003 und 2004 rechnet Eito in diesem Segment in Europa wieder mit Wachstumsraten von 2,8 und 4,7 Prozent. Nach einem Minus im vergangenen Jahr sollen auch die Softwarehäuser 2003 wieder mit einem Plus von 2,4 Prozent rechnen dürfen.

Der Hardwaresektor bleibt aber das Sorgenkind der Branche. Nach 6,9 Prozent weniger Umsatz im vergangenen Jahr rechnet Eito für Hardware in diesem Jahr mit minus 0,9 Prozent und erst 2004 wieder mit einem Wachstum von 2,8 Prozent. Der Hardwareanteil liegt nur noch bei 26 Prozent. Um dem Wandel zur Service- und Wissensgesellschaft zu begegnen, fordert Bitkom-Vize eine grundsätzliche Überprüfung der ordnungspolitischen Konzepte des Industriezeitalters - einschließlich Arbeitsmarkt- und Bildungspoli-tik.

www.bitkom.org; www.eito.org

www.pac-online.de

ComputerPartner-Meinung

Behalten die Analysten Recht, kann auch die deutsche ITK-Branche nach den Einbrüchen wieder etwas aufatmen. Bestimmte Segmente wie Software und Services scheinen wieder in Bewegung zu geraten. Da entwickelt sich in diesen Bereichen eine sichere Bank für IT-Fachhändler - selbst in schwierigen Zeiten. (kh)

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