Der digitale Assistent wird den Desktop-PC so schnell nicht ersetzen

03.07.1997
PARIS: Für den PC-Fachhandel sind PDAs (Personal Digital Assistants) Freud und Leid zugleich. Es handelt sich um ein typisches Fachhandelsprodukt, da die Kernzielgruppe von Managern, Geschäftsleuten und Freiberuflern Wert auf Beratung und Vorführung legt. Auch die Gewinnmargen sind in der Regel erfreulicher. In der Vergangenheit gab es jedoch auch manchen Verdruß. Viele Händler haben noch heute alte und teure Lagerbestände von Organizern, die nach einem kurzen Dasein schnell wieder vom Markt verschwanden.Auch die Funktionalität gab nicht selten Anlaß zu Kundenbeschwerden. So gab es oft Probleme beim Datenaustausch mit dem PC und vor allem bei der Schrifterkennung.

PARIS: Für den PC-Fachhandel sind PDAs (Personal Digital Assistants) Freud und Leid zugleich. Es handelt sich um ein typisches Fachhandelsprodukt, da die Kernzielgruppe von Managern, Geschäftsleuten und Freiberuflern Wert auf Beratung und Vorführung legt. Auch die Gewinnmargen sind in der Regel erfreulicher. In der Vergangenheit gab es jedoch auch manchen Verdruß. Viele Händler haben noch heute alte und teure Lagerbestände von Organizern, die nach einem kurzen Dasein schnell wieder vom Markt verschwanden.Auch die Funktionalität gab nicht selten Anlaß zu Kundenbeschwerden. So gab es oft Probleme beim Datenaustausch mit dem PC und vor allem bei der Schrifterkennung.

Wir haben mit dem PalmPilot Organizer im letzten Jahr sowohl in Amerika wie auch in Europa unseren Produktlaunch vollzogen. Der PDA wird mittlerweile in über zwanzig Ländern weltweit und in fünf Sprachversionen ausgeliefert. Im US-Markt, der bekanntermaßen stark von großen Retailern geprägt wird, gelang auf Anhieb der Sprung nach vorne. In Deutschland setzen wir ganz stark auf den Fachhandel als Partner und beliefern diesen über Distributoren wie Actebis oder Computer 2000.

Retailer sind für die Markteinführung wichtig

In der Einführungsphase war es jedoch wichtig, das Produkt ebenfalls über Retailer zu vertreiben. Das positive Feedback seitens des Fachhandels bestätigt, daß eine Produktpräsenz bei den führenden Retailern auch die Kundennachfrage im klassischen Fachhandel verstärkt.

Elektronische Organizer sind wahrlich keine neue Erfindung. Der Wunsch, Adressen und Termine optimal zu verwalten, hat seit Jahren den Entwicklergeist führender Computerfirmen geweckt. Auf den ersten Blick ähneln sich dabei viele Konzepte, die Verwaltung von Adressen, Terminen und Notizen steht im Mittelpunkt der Funktionalität. Darüber hinaus gibt es jedoch gravierende Unterschiede in dem Versuch, die kleinen Datenriesen auf die Wünsche der potentiellen Nutzer auszurichten. Während einige Hersteller sich bewußt darauf beschränkten, eine tragbare Datenbank zu entwickeln, setzten sich andere das Ziel, umfassend funktionale Minicomputer zu schaffen, die den heimischen Desktop-PC gar überflüssig machen.

Bisher konnte sich kein Konzept durchsetzten

Letztendlich hat sich keines dieser Konzepte durchsetzen können, da es kaum ein Anwender schafft, bis zu drei Organisationsmittel (PC, Zeitplansystem in Papierform und elektronischer Organizer) parallel zu nutzen. Eine der größten Schwachstellen war nämlich der Datenabgleich. Ein Datenexport beziehungsweise -import zwischen Organizer und PC war zwar in der Regel möglich, doch diente dies

bislang vornehmlich Sicherungszwecken.

Das Konzept des PalmPilot setzt deshalb in erster Linie auf Connectivity. Auf Knopfdruck lassen sich die Daten synchronisieren, auch über Modem von unterwegs. Hier steht nicht mehr der bloße Sicherungsgedanke im Vordergrund, sondern das Prinzip, alle Informationen und Daten jederzeit verfügbar zu haben. Diese Datensynchronisation erfolgt in Sekundenschnelle auf Knopfdruck und funktioniert bidirektional. Desktop-PC und Organizer werden dabei zum Team und arbeiten Hand in Hand. Am treffendsten kann man das Gerät deshalb als Viewer bezeichnen. Eine Mehrfacheingabe entfällt und auf Wunsch lassen sich alle Daten, Notizen und Terminpläne auch problemlos an andere Software-Anwendungen übergeben oder in beliebiger Form ausdrucken.

Handschriftenerkennung macht mehr Ärger als Freude

Auch bei der Dateneingabe wurde aus den Erfahrungen der ersten Gerätegenerationen gelernt. Im Bestreben, das Gewicht und die Ausmaße der mächtigen Computerwinzlinge zu reduzieren, gab es bereits vor Jahren die Idee der Stifteingabe. Der PDA-Anwender sollte keine Miniatur-Tastatur nutzen, sondern auf dem Display des Gerätes mit einem Spezialstift wie auf einen Block schreiben.

Aller Anfang ist schwer

Dies sollte zudem die Akzeptanz steigern, da vielen Menschen die Handschrifteingabe eher zusagt als das Verwenden einer Tastatur. Letztendlich hat diese Idee dem Markterfolg der elektronischen Organizer eher geschadet als geholfen. Schrifterkennung ist nach wie vor eine der größten Herausforderungen an Computersysteme, selbst an ausgewachsene Workstations. Und jeder weiß aus eigener Erfahrung, wie ärgerlich fehlerhaft erkannte Texte und die mühseligen Nachkorrekturen sind. Viele Händler wissen aus eigener leidvoller Erfahrung um die Verärgerung der Kunden, wenn diese feststellen, daß die Handschriftenerkennung lediglich ein Werbeversprechen ist.

So gab und gibt es weiterhin viele Geräte mit einer kleinen Tastatur. Diese sind mehr oder weniger griffig und ein flüssiges Schreiben fällt schwer. Doch die Idee der Stifteingabe war nicht aus der Welt.

Wir verfolgen nicht mehr das Prinzip der individuellen Handschriftenerkennung. Es wurde statt dessen mit dem Eingabealphabet Graffiti eine fehlerfreie und schnelle Erkennung realisiert, die zudem ein kontinuierliches Schreiben ermöglicht. Dabei lernt der Nutzer ein einfaches Alphabet, das sich auf die entscheidenden Charakteristika der Buchstaben sowie die Definition des Startpunktes beschränkt. Das Prinzip entspricht dem von Vektorgrafiken. Durch Startpunkt, Bewegungsrichtung und Endpunkt kann der Computer den Buchstaben erkennen. Selbst wenn das Flugzeug wackelt oder der Anwender seinen PDA verleiht, die Erkennung der Buchstaben bleibt bestehen.

Dabei steht natürlich erst einmal das Lernen des Graffiti-Alphabets als Hürde vor dem Erfolg. Diese Lern-phase ist jedoch kurz und wird beispielsweise durch ein elektronisches Lernspiel versüßt. In der Übergangsphase läßt sich sogar eine On-Screen-Tastatur aktivieren, deren Nutzung mit dem Stift oft noch besser funktioniert als die einer Minitastatur bei herkömmlichen Geräten. Die Connectivity des PalmPilot ist auch bei der Dateneingabe hilfreich. Sobald sich der Anwender im Büro oder zu Hause befindet, startet er einfach die mitgelieferte Desktop-Software, erledigt die Dateneingabe über die PC-Tastatur und überspielt diese mit einem Knopfdruck.

Der aktuelle Trend im PDA-Markt knüpft an die Entwicklung unserer Kommunikationsgesellschaft an. Auf den Handyboom folgte der Erfolg des World-Wide-Web als Massenmedium. Da kommt natürlich der Wunsch auf, über den Handcomputer auch E-Mails oder Faxe zu empfangen oder zu versenden und dies am besten über das GSM-Handy. Einige Organizer versuchen sogar den Web-Zugang zu ermöglichen, selbst wenn die Größe des Displays und der beschränkte Arbeitsspeicher diesem Vorhaben schnell Grenzen setzen. Auch die Integration von Tabellenkalkulationen scheint nur bedingt sinnvoll. Die Erfahrung zeigt, daß sich nur diejenigen Produkte und Features etablieren können, die sich praxisorientiert als funktionell und effektiv herausstellen. Zu diesen sinnvollen Funktionen gehört sicherlich der E-Mail-Versand und -Empfang.

Geeignete Software als Antriebsfeder

Die Zukunft gehört denjenigen Geräten, deren Anwendungen sich individuell erweitern oder austauschen lassen. In den Organizern werkeln schließlich altbekannte Prozessor-Klassiker wie beim PalmPilot der Motorola 68000er. Wir unterstützen bereits über 1100 Drittentwickler mit einem Software-Development-Kit, woraufhin schnell ein reges Umfeld an Anwendungen und Utilities entstanden ist. Dem Anwender wird damit die Möglichkeit gegeben, seine Wunsch-Funktionalität zu erreichen. Firmen können sich sogar eigene, maßgeschneiderte Lösungen schreiben lassen und dann den Mitarbeiterstamm mit entsprechenden PDAs ausstatten. Daß dies keine Zukunftsmusik ist, beweisen die entsprechenden Foren und Programmsammlungen im Internet und in Mailboxen.

Dies ist auch ein wesentliches Verkaufsargument bei der Kundenberatung. Denn je mehr Anbieter für eine Plattform programmieren, um so zukunftssicherer ist das Produkt.

Wir werden auf der anstehenden CeBIT eine ganze Reihe von Produktneuheiten für und rund um den PalmPilot vorstellen. Die Ausweitung der Produktfamilie ermöglicht eine nach Zielgruppen ausgerichtete Leistungsabstufung. Die gesteigerte Funktionalität im Bereich Connectivity von unterwegs und die optimierte Anpassung an Corporate-Netzwerke bietet dem Fachhandel eine optimale Beratungsplattform. Sowohl der EDV-Fachhandel als auch die Retailer werden ihre Zielkundschaft mit den jeweils passenden Modellen beliefern können. Neben einer konsequenten Weiterentwicklung des PalmPilot und des Zubehörprogrammes werden wir die Fachhändler direkt und indirekt massiv unterstützen. Neben einer breitangelegten Endkundenwerbung und Pressearbeit gibt es eine kostenlose Infoline, Support und Beratung, Werbemittel und Aktionen der Distributoren.

Halle 15, Stand D 64

Die Autorin Anne Marie Bourcier ist European Marketing Manager bei der U.S. Robotics, Palm Computing Division in Paris.

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