Der europäische IT-Markt ist im Fusionsfieber

16.03.2000
Der europäische IT-Markt befindet sich im Fusionsfieber: Nach einer Analyse vom Beratungsunternehmen Arthur Andersen fanden im vergangenen Jahr allein in Deutschland 437 Firmenkäufe und 413 Firmenverkäufe statt.

Das Transaktionsfieber in den Bereichen Hard- und Software, IT-Services und Internet ist in Europa ungebrochen. Spitzenreiter waren im vergangenen Jahr die Software-Schmieden, gefolgt von Internet-, IT-Service- und Hardware-Unternehmen. Zu diesem Ergebnis kommt die jüngste Untersuchung von Arthur Andersen, einem Beratungs- und Prüfungsunternehmen, das sich auf New Economy spezialisiert hat. Die Finanzexperten des Unternehmens analysierten im Laufe des vergangenen Jahres knapp 1.800 IT-Transaktionen mit europäischer Beteiligung.

Akquisitionen haben sich in Deutschland vervierfacht

Allein in Deutschland hat sich 1999 die Zahl der Firmenkäufe und -verkäufe im Vergleich zum Vorjahr vervierfacht. Insgesamt standen dabei 437 deutsche IT-Unternehmen auf der Käuferseite, ein Jahr zuvor waren es noch 113. Demgegenüber befanden sich 413 akquirierte Unternehmen mit einem Wert von rund 2,8 Milliarden Dollar. Etwa 70 Prozent wurden von hiesigen Firmen gekauft.

Europa ist derzeit der dynamischste IT-Markt der Welt, wie die Studie weiterhin belegt. Obwohl die Entwicklung in den USA immer noch zwei Jahre voraus ist, zeigt der europäische IT-Markt mit 9,9 Prozent Wachstum im Vergleich zur weltweiten Steigerung von 8,6 Prozent besonders hohe Wachstumsraten. Ein Beleg für die fortschreitende Konsolidierung der IT-Branche in Europa sei die hohe Anzahl innereuropäischer Deals, so Claudio Wieland, Corporate-Finance-Partner von Arthur Andersen. In über 80 Prozent aller Fälle war ein westeuropäisches Unternehmen der Käufer, und über 90 Prozent der Targets waren europäische Unternehmen.

Als Gründe für den europäischen Trend macht die Studie das Entstehen eines gemeinsamen europäischen Marktes, die zunehmende Globalisierung, die Verschärfung des Wettbewerbes sowie den daraus resultierenden Druck zur Größe aus. "Um im Wettbewerb eine kritische Masse zu generieren und eine bedeutende Marktposition zu erreichen, führen die Unternehmen verstärkt nationale und grenzübergreifende Zusammenschlüsse aus", erklärt Wieland.

Ein treibender Faktor für diese Aktivitäten werde in Europa im nächsten Jahr auch der wachsende Einfluss der Kapitalmärkte und ihre Forderung nach einer angemessenen Profitabilität der notierten IT-Unternehmen sein. Wieland: "Diese üben auf die Unternehmen der Branche zusätzlich starken Druck aus." Daher werden sich die Unternehmen auf ihre Kerngeschäftsfelder konzentrieren und diese durch externes Wachstum stärken, lautet die Prognose. Gleichzeitig sei zu beobachten, dass IT-Unternehmen vermehrt dazu übergehen, Mitarbeiter und Know-how durch Akquisitionen einzukaufen, um den Anschluss an sich schnell entwickelnde neue Marktsegmente wie zum Beispiel Supply-Chain-Management (SCM), Application-Service-Provider (ASP) oder Wireless Application Protocol (WAP) auch kurzfristig zu erhalten.

Neuverteilung der Marktanteile

Ein positiver Nebeneffekt solcher Akquisitionen sei häufig die Höherbewertung der übernehmenden Firmen. "Darüber hinaus rechnen wir insbesondere für den neuen Markt mit einer zunehmenden Anzahl von Zusammenschlüssen, damit Unternehmen in wichtige Indizes wie den Nemax 50 gelangen können." Der beschleunigte Konsolidierungsprozess in Europa werde auch zu Neuverteilungen von Marktpositionen beziehungsweise der Marktanteile führen. "Das wird wiederum strategische Reaktionen in der Branche auslösen", schätzt Wieland. (mf)

www.arthurandersen.com

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