Der Festplattenmarkt wächst hinter Seagate stärker zusammen

25.11.1999
MÜNCHEN: Seagate belegt auch dieses Jahr weltweit den Spitzenplatz der Festplattenbranche. Laut IDC-Analysen steht das Unternehmen im IDE- und SCSI-Geschäft ganz vorne. Quantum und Western Digital konnten den Abwärtstrend nicht stoppen und werden nun in einem Atemzug mit Fujitsu und Maxtor genannt.

Die Analysten von IDC sehen den Festplattenmarkt weiter im Aufwärtstrend. "Im Gegenzug wird aber auch der starke Preisverfall anhalten", sagt Marktforscher Bob Peyton. "Multiuser-Platten fallen über das Jahr hinweg um zehn Prozent, Desktop-Drives um 20 Prozent." Insgesamt sollen dieses Jahr fast 80 Millionen Laufwerke verkauft werden.

"Die Speicherkapazität im Desktop-Bereich verdoppelt sich alle 13 Monate", erklärt Peyton. Laut IDC wächst die Durchschnittskapazität bei IDE-Platten um zirka 90 Prozent pro Jahr. Im SCSI-Markt geht es etwas moderater zu. Die Kapazitäten legen pro Jahr rund 60 Prozent zu und verdoppeln sich alle 18 Monate.

"Die Desktop-Kapazität wird nächstes Jahr mit Multi-User-Umgebungen gleichziehen", rechnet Peyton. "Und das zu einem Drittel des Preises." Welche Auswirkungen das auf den Markt hat und ob sich der Preisverfall im SCSI-Geschäft verschärfen wird, läßt der Marktforscher offen.

DIE SCHEINBAR KLEINEN EROBERN DEN MAINSTREAM

Die Talfahrt der drei großen Hersteller hat auch 1999 angehalten. "Seagate, Quantum und Western Digital haben zusammen einen Anteil von 20 Prozent eingebüßt", analysiert Peyton. Beherrschten die "Big 3" 1996 noch 85 Prozent des Desktop-Marktes, sind es in den ersten drei Quartalen 1999 nur noch 55 Prozent. "Seagate hält sich stabil auf Platz eins", erklärt Peyton. "Der zweite Rang wechselt von Quartal zu Quartal."

In den ersten drei Quartalen 1999 konnte sich Fujitsu hinter Seagate (zirka 26 Prozent) einreihen. Quantum, Western Digital und Maxtor sind jedoch nur wenige Prozentpunkte dahinter. "Fujitsu und auch Samsung entwickeln sich vor allem im Low-End-Bereich sehr gut", kommentiert Peyton. "Maxtor hat das Tief aus dem Jahr 1996 überwunden und verdient wieder Geld. IBM schöpft die Creme des oberen IDE-Marktes für sich ab."

Während das Desktop-Segment immer stärker zusammenwächst, ist der SCSI-Markt fest in der Hand von Seagate und IBM. "Beide Unternehmen kontrollieren drei Viertel des Marktes", konstatiert Peyton. Nachdem Seagate bis zum Jahresanfang 1998 kontinuierlich Anteile verloren hatte und zu diesem Zeitpunkt gleich auf mit IBM lag, hat sich der Hersteller mittlerweile gefangen. In den ersten drei Quartalen 1999 entfallen fast 50 Prozent des High-End-Segments auf das amerikanische Unternehmen.

IBM mußte zuletzt Einbußen hinnehmen und hält derzeit etwas mehr als 30 Prozent. Die anderen Unternehmen kommen alle nicht über die Zehn-Prozent-Marke. "Fujitsu holt zwar auf, doch ist es für Second-Tier-Hersteller sehr schwer, in die Domäne von Seagate und IBM einzubrechen", prognostiziert Peyton. Fujitsu, Quantum und Western Digital nehmen sich momentan gegenseitig die Marktanteile weg. An die beiden führenden Plattenproduzenten kann keiner heranreichen.

Der Mobile-Markt ist ebenfalls klar aufgeteilt. IBM hat zwar gegenüber dem Vorjahr leicht verloren, doch mit rund 40 Prozent führt Big Blue das Feld mit deutlichem Abstand an. Toshiba mußte ebenfalls zurückstecken, ist aber nach wie vor mit zirka 27 Prozent ein starker Zweiter. Laut eigenen Aussagen arbeitet Seagate an einer neuen Laufwerksgeneration und wird wohl im Jahr 2000 wieder in das 2,5-Zoll-Business einsteigen.

Die Stimmen, daß kein normalsterblicher Anwender Kapazitäten von mehr als 10 GB benötigt, werden lauter. Die Hersteller verweisen darauf, daß diese Diskussion bereits bei der Einführung von 100- und 200-MB-Laufwerken geführt wurde. Die Spielebranche und das Internet werden schon dafür sorgen, daß kein freies Bit in den Desktop-Rechnern übrigbleibt.

Fakt ist, daß kein Hersteller die Interessen der Anwender im Auge hat. Ziel ist es vielmehr, den Mitbewerber durch immer kürzere Entwicklungszyklen plattzumachen. (kfr)

Zur Startseite