Der Fluch moderner Kommunikationswerkzeuge

29.10.1998

HARLOW, ESSEX: Ein Angestellter wird durchschnittlich mit 169 Nachrichten am Tag konfrontiert. Die meisten der Befragten fühlen sich durch diese Flut überfordert, denn es gilt nicht nur, die Nachrichten zu empfangen, sondern auch zu bearbeiten. Dies ergab eine Studie, die das Institute for the Future im Auftrag von Pittney Bowes, einem Anbieter von Messaging Lösungen, durchgeführt hat.Die englischen Marktforscher befragten Angestellte der 1.000 bedeutendsten englischen Firmen. Die Studie bezieht nicht nur Nachrichtenwege wie E-Mail oder Telefon in die Bewertung mit ein, sondern auch Fax, Post oder Notizzettel (siehe Tabelle). Dennoch sind nur mehr 28 Prozent der verwendeten Kommunikationsmethoden in Papierform.

Für Meredith Fischer, Vice President Corporate Marketing bei Pitney Bowes, spiegelt diese Studie auch die Situation in anderen europäischen Ländern wider. "Wir gehen davon aus, daß einige Zahlen bei einer Untersuchung in Deutschland sogar noch extremer ausfallen würden", vermutet sie.

Nach den Ergebnissen der Studie verändert die Nachrichtenbearbeitung laufend die Prioritäten des Tagesgeschäfts. Vor allem Manager fühlen sich dadurch gestört. Rund 60 Prozent aller befragten Führungskräfte gaben an, sie hätten beim Beantworten der Nachrichten Probleme.

Als Grund für die Überforderung durch die Nachrichtenflut gaben viele zum Beispiel die Unsitte an, jedes Mail mit dem Vermerk "Dringlich" zu versenden oder zu viele "cc:" an die Nachricht zu hängen. 42 Prozent der Befragten klagten über Nachrichten gleichen Inhalts, die auf verschiedenen Wegen zu ihnen gelangten. Dadurch werde die Festsetzung von Prioritäten auch trotz moderner Kommunikations-werkzeuge erheblich erschwert.

Sachbearbeiter, so lautet ein Ergebnis der Studie, haben zwar das größere Nachrichtenvolumen zu bewältigen, fühlen sich aber dadurch nicht so sehr belastet wie ihre Chefs. Sie sehen im Bearbeiten der anfallenden Nachrichten eine der wichtigsten Herausforderungen ihrer Arbeit.

Zudem entdeckten die britischen Marktforscher einen Trend zur asynchronen Kommunikation, zum Beispiel über E-Mail oder Voicebox. Rund 72 Prozent der Befragten kommunizieren auf diese Weise mit Kollegen, die nicht direkt erreichbar sind. Diese Tendenz wird von den meisten allerdings eher als störend empfunden. Echtzeit-Kommunikation wie persönliche Besprechungen oder Telefonate sind bei Arbeitnehmern nach wie vor erwünscht. Durch die zeitverzögerte Kommunikation, so ein Viertel der Befragten, werde der freie Informationsfluß unter den Mitarbeitern gehemmt. (gn)

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