Der große ChannelPartner-Rückblick: Übernahmen und Fusionen 2007 (Teil 1)

24.12.2007
Auch 2007 wurde fusioniert, übernommen und akquiriert, was das Zeug hielt. Wie schief das gehen kann, zeigte das Beispiel BenQ mobile.

Auch 2007 wurde fusioniert, übernommen und akquiriert, was das Zeug hielt. Wie schief das gehen kann, zeigte das Beispiel BenQ mobile. Mit der Übernahme der Siemens-Handysparte hatte sich der Hersteller übernommen. BenQ drehte der trudelnden Tochter im September 2006 den Geldhahn zu, so dass diese Insolvenz anmelden musste. Alle Versuche, das defizitäre Geschäft an einen Investor zu verkaufen, scheiterten und so kam im Februar 2007 das endgültige Aus: Der einst mehr als 3.000 Mitarbeiter zählende Handy-Hersteller wurde zerschlagen und abgewickelt. Zurück blieb ein enormer Image-Schaden für BenQ und Siemens. Mehrere Benq-Manager wanderten wegen Verdacht auf Insiderhandel in Untersuchungshaft, Vorwürfe, BenQ sei nie an einer Sanierung der Siemens-Handysparte, sondern nur an deren Patenten interessiert gewesen, sind bis heute nicht verstummt. Hätte man übrigens frühzeitig Dr. T. gefragt, wäre das alles nicht passiert.

Glücklicher entwickelte sich die Übernahme von McData durch Brocade. Obwohl durch die Fusion die Zahl der Wettbewerber im SAN-Switch- und Direktoren-Markt von drei auf zwei sank, hatten die Kartellbehörden nichts gegen die Verschmelzung. Und so konnte Brocade im Januar 2007 Vollzug melden.

Ein selbst ernannter Übernahme-Kandidat 2007 war Gravis. Deutschlands größter Apple-Händler will expandieren und suchte dafür frisches Kapital. Doch so richtig wollten die Verhandlungen nicht voran kommen, die sich laut Firmenchef Archibald Horlitz bereits im August dieses Jahres in einer heißen Phase befanden. Dort steckten Sie Mitte Dezember 2007 noch immer.

Was lange währt, wird nicht immer gut, das bewies einmal mehr die Fusion von Freenet und Mobilcom im März 2007. Der Rückkehr der einstigen Mobilcom-Tochter Freenet in den Konzernverbund ging ein zwei Jahre dauernder Klagemarathon von Aktionären voraus. Doch seit der Wiedervereinigung kommt das Unternehmen nicht mehr zur Ruhe. Ein Gerücht um Übernahme und Zerschlagung jagte das andere, selbst Dr. T. war ratlos. Nach dem offiziellen Absprung des potenziellen Käufers United Internet ist die Zukunft der neuen Freenet so ungewiss wie offen.

Im April 2007 startete – ebenfalls nach erheblichen Anlaufschwierigkeiten – das Joint Venture Nokia Siemens Networks, das die Netzwerksparten beider Unternehmen vereinigt. Natürlich nutzte der neu geschaffene Carrier-Ausrüster die Gunst der Fusion und kündigte massiven Stellenabbau an. Bis Ende 2010 will das Unternehmen allein in Deutschland über 2.000 Mitarbeiter loswerden.

Heftig konsolidiert wurde 2007 bei Service Providern und Distributoren. Debitel übernahm nach dem Zusammenschluss mit Dug auch noch Talkline, Drillisch kaufte die Telco Services, biss sich aber an Freenet die Zähne aus, Brightpoint verleibte sich Dangaard ein und der Starnberger Kapitalinvestor sammelte mit COS, Actebis und NT plus gleich drei Distributoren. Ziel ist es, diese Anfang 2008 an die Börse zu bringen, aber davon mehr in Teil 2 des großen ChannelPartner-Jahresrückblicks. (haf)

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