Der IT- und TK-Boom erfordert eine Reform des Bildungswesens

26.10.2000
Spätestens seit Anfang dieses Jahres ist allen klar, dass das deutsche Bildungs-system mit der rasanten Entwicklung in der ITK-Branche nicht mehr Schritt hält. Bitkom-Präsident Volker Jung fordert daher umfassende Reformen.

Mitte Oktober hat Volker Jung, Präsident des Bitkom Bundesverbandes Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien, in München die neuesten Branchen-Konjunkturdaten vorgelegt. Demnach wird der deutsche ITK-Markt bis Jahresende um 10,4 Prozent auf 238 Milliarden Mark anwachsen und bei anhaltendem Trend 2003 bereits die 300-Milliardenmarke deutlich überschritten haben.

Mit 48 Millionen Handys und Umsätzen von 42 Milliarden Mark hat sich der deutsche Mobilfunkmarkt innerhalb eines Jahres verdoppelt und zur Nummer drei weltweit gemausert. In der Informationstechnik wächst das Marktvolumen um zehn Milliarden Mark jährlich. Hier werden im nächsten Jahr Umsätze von 124 Milliarden Mark erwartet, wobei die fachkräfteintensiven Bereiche Software und IT-Services mit dann 70 Milliarden Mark die stärksten Wachstumsraten aufweisen.

Der Gesamtmarkt für TK-Dienste wird im kommenden Jahr erstmals die 100-Milliarden-Marke überspringen, wobei die neuen Kommunikationsdienste gegenüber dem Festnetz deutlich auf der Überholspur sind. Für Internet- und Online-Dienste geht Bitkom im nächsten Jahr von einem Wachstum von 45 Prozent auf über zehn Milliarden Mark aus. Das mache Deutschland "nach einer rasanten Aufholjagd zum größten Internet-Markt Europas".

"Die besten Köpfe gewinnen"

Parallel zur dieser Entwicklung stieg die Zahl der Beschäftigten um vier Prozent auf 794.000, womit die ITK-Branche schon zur größten Jobmaschine des Landes geworden ist. "Der Markt hebt jetzt erst richtig ab", betont Jung und geht davon aus, dass in der Informationstechnik und Telekommunikation jährlich 60.000 zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen werden könnten. Dem standen 1999 jedoch nur 6.600 Absolventen von Informatik-Studienabgängern gegenüber. Diese Qualifikationslücke müsse so schnell wie möglich geschlossen werden.

Um im ITK-Bereich mit weltweit jährlich 600.000 zusätzlichen Arbeitsplätzen "die besten Köpfe" zu gewinnen, verlangt Jung eine unbefristete Greencard-Regelung sowie eine aktive Einwanderungspolitik. Ferner fordert er die Bundesregierung auf, die Zinsersparnisse aus den UMTS-Lizenzerlösen in voller Höhe in einen Bildungsfond zu stecken, um die längst überfällige Ausstattung der Schulen mit den neuen Medien voranzutreiben. Scharf kritisiert Jung auch die Tatsache, dass Lehrer ihren PC zwar absetzen können, "die Anschaffung von Schüler-PCs aber steuerlich nicht im Geringsten gewürdigt wird". Darüber hinaus müsse eine umfassen- de und praxisorientiertere Reform des Bildungswesens her, um die Studienzeiten zu verkürzen und die hohe Abbrecherquote zu senken. Auch müsse dafür Sorge getragen werden, dass der gegenwärtige Anteil der Frauen bei Informatik-Studenten von 14 Prozent entschieden angehoben werde. (kh)

www.bitkom.org

Zur Startseite