Der Kampf zwischen A- und B-Brands an der Consumerfront

12.07.2001

Die Tendenz im Geschäftsjahr 2001 lesen wir täglich in den Tageszeitungen: Die Geschäfte laufen schlecht. Die Rezession schwappt von den USA rüber nach Westeuropa. Die Prognosen auch für das normalerweise stärkere zweite Halbjahr lassen sich nur mit "äußerst zurückhaltend" beschreiben. Dennoch gibt es Anbieter, die sich nach Umsätzen und Stückzahlenabsatz auch in diesem Jahr erfolgreich schlagen. Allerdings nicht die Markenhersteller oder sogenannten A-Brands, sondern die Billigheimer aus dem B-Brand-Lager.

Eine kleine Erfolgsstory verwirklicht im deutschen Markt gerade Notebook-Anbieter Gericom. Vom No-Name-Label haben sich die Österreicher im ersten Quartal auf Platz zwei katapultiert. Hut ab! Die Rezeptur ist denkbar einfach: Forschung und Entwicklung fallen flach, Komponenten werden in Asien zu Spottpreisen eingekauft und ohne größere Testphasen assembliert. Aufgrund dieser kostengünstigen Strategie kann Gericom seine Notebooks über Lidl, Promarkt oder die Media-Markt-Saturn-Gruppe immer noch einen Tick günstiger anbieten als Markenhersteller wie Toshiba, Compaq, FSC oder Sony - und dreht dabei für alle massiv die Preisschraube nach unten. Mal abgesehen davon, dass Gericom auch an Service- und Supportleistungen kräftig spart (siehe dazu auch den Artikel auf Seite 12 dieser Ausgabe).

Aber der Markt für die Billig-Notebooks aus der Alpenrepublik ist da. Denn den gemeinen Endkunden, der auf einen Schlag Millionen von Anwendern repräsentiert, gibt es nicht. Das Consumer-Segment ist mittlerweile stark nach Kundenansprüchen und den entsprechenden Kanälen segmentiert: Die Gruppe, die sich ausschließlich am Preis orientiert, kauft bei Aldi, Lidl oder an der Tankstelle. Kunden, die eine große Auswahl an A- und B-Brands schätzen, aber nur geringe Sonderwünsche haben, kaufen bei Media-Markt oder Karstadt. Und auch hier wird selbst ein gewiefter Verkäufer einen Anwender, der sich ein Markengerät in den Kopf gesetzt hat, nicht zum Kauf eines B-Brands überreden können und erst recht nicht wollen. Als letzte Gruppe bleiben die durchaus preisbewussten Käufer, die aber Wert auf eine hochwertige Ausstattung und eine ausführliche, kompetente Beratung legen. Diese Consumer gehen auf Nummer sicher und blättern lieber ein paar Mark hin: Sie kaufen beim Fachhandel, setzen auf technische Qualität und entsprechende Garantieleistungen, die nun mal größtenteils nur die A-Brands liefern.

Die Strategie der B-Brands wie Gericom, Natcomp oder Scott im Notebook-Segment ist nicht ungefährlich: Zwar steigt die Marktdurchdringung, andererseits machen die Billig-Anbieter aber hier die gleichen Fehler wie früher im PC-Verkauf. Das Notebook-Geschäft - eines der wenigen Hardware-Segmente mit zweistelligen Wachstumsraten und bis März noch relativ gesunden Margen - wird hier systematisch zerstört: Hochwertige Produkte wie Notebooks über jeden x-beliebigen Kanal zu Schleuderpreisen zu verkaufen kann auf Dauer einfach nicht gut gehen.

Cornelia Hefer

chefer@computerpartner.de

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