Der Kick für die Karriere

28.03.2002
Immer mehr Professionals aus der Wirtschaft nutzen für ihre Karriere, was für Leistungssportler schon längst anerkannter Standard ist: einen Personal Coach. Was kann ein Coach tatsächlich für die persönliche Entwicklung beitragen, und wie funktioniert ein Karrierecoaching? Karl Heinz Lorenz* gibt Einblicke.

Der Begriff Coach (engl.) kommt aus der Welt des Sports. Dort bedeutet er: Sportlehrer, Trainer und Betreuer. Seine Funktion ist allgemein die, den Sportler auf seine Aufgaben vorzubereiten, ihn durch wichtige Veranstaltungen oder Spiele hindurch zu begleiten und zu höchsten Leistungen zu führen. In der professionellen Sportwelt kommen dann noch wirtschaftliche Betreuungsaspekte wie zum Beispiel Sponsorenverträge oder Honorare hinzu, die ja direkt mit Leistungen, Erfolgen und der Attraktivität der Person zusammenhängen.

Karriere hat sprachlich seine Wurzeln im Französisch-Lateinischen und steht für "Rennbahn, Laufbahn", aber auch für "schnellste Gangart". Ein Karrierecoaching könnten wir als Wortspiel durchaus als "Training für die schnellste Gangart" bezeichnen.

Die Rolle des Coachs

Der Coach nimmt bei einem Karrierecoaching im Wesentlichen drei Aufgaben wahr: Zum einen kann er den Coachee (das ist die Person, die gecoacht wird) bei der Einleitung und Umsetzung persönlichkeitsentwickelnder Maßnahmen begleiten oder sie bei Bedarf initiieren. Zum anderen hilft er, die aktuelle Lebens- und Berufssituation realistisch einzuschätzen und darauf aufbauend erfolgversprechende Perspektiven für die Karriere aufzuzeigen. Schließlich bringt er seine Marktkenntnisse, Beziehungen und Kontakte ein, um konkrete Schritte zur Erreichung der nächsten Stufen auf der Karriereleiter zu erklimmen.

Somit benötigt der Coach ein ausreichendes psychologisches Grundwissen, gute Kenntnisse über das Zusammenspiel von Unternehmens- und Marktstrukturen, Beziehungen in den Markt hinein und schließlich eine gute Portion Berufs- und Lebenserfahrung.

Was Sie grundsätzlich durch Coaching gewinnen:

- Klarheit über sich selbst

- Klarheit über die aktuelle berufliche Situation, über Möglichkeiten und Ziele

- Motivation und Energie, Herausforderungen bewusst anzugehen und zu bewältigen

- Entscheidungssicherheit bei wichtigen Fragen

- Entwicklungs- und Lernprozesse in kürzerer Zeit

- Kontinuität und Konsequenz bei langfristigen Zielen

- Erkennen und Reflexion typischer Kommunikations- und Verhaltensmuster

So wird gecoacht

Vor dem eigentlichen Karrierecoaching werden in einem Vorgespräch die Ausgangssituation und mögliche Coachingziele erörtert. Der Coachee erhält Einblick in die Methoden und Vorgehensweisen sowie den zu erwartenden Zeit- und Kostenrahmen. Die gegenseitige Akzeptanz bildet zudem eine wesentliche Voraussetzung für die angestrebte Zusammenarbeit.

Kommt diese zustande, beginnt das Coaching mit einer fundierten Bestandsaufnahme der aktuellen Lebenssituation. Dazu gehören der bisherige Werdegang, Erreichtes und Verpasstes sowie eine erste Ermittlung des Kompetenzprofils. Da eine Karriere grundsätzlich ganzheitlich zu betrachten ist, umfasst eine korrekte Bestandsaufnahme sowohl berufliche als auch private Stationen.

Fünf Schritte zur Karriere

Mit professionellen Methoden (Interviews, zirkuläres Fragen, Tests) ermittelt der Coach ein Stärken-Schwächen-Profil. Werden karrierehemmende Blockaden vermutet oder offenbart, können Methoden wie "das Innere Team" (eine hochwirksame Anwendung aus der Kommunikationspsychologie, vgl. auch Friedemann Schulz von Thun: Miteinander reden/3, Hamburg 1998), erlebnisaktivierende Sequenzen sowie intensive, vertiefende Gespräche angewendet werden. Diese sollen dazu dienen, die Blockaden zu beseitigen, mindestens jedoch zu ermitteln und klar aufzuzeigen.

Zur Entwicklung von Karriereperspektiven gehört dann das "realistische Phantasieren". Attraktive und motivierende Ziele werden benannt, Wege dahin aufgezeigt und Konsequenzen vorempfunden. Dabei stehen oft innere und äußere Entscheidungen an. Lasten diese schwer, hilft der Coach, diese Entscheidungen zu bewältigen. Wichtig ist, sich bewusst zu machen, was in Kopf und Seele dabei vorgeht. Der Coach unterstützt systematisch, sich die inneren Vorgänge, das Wenn und Aber bei Entscheidungen klar zu machen und zu bearbeiten, die tatsächliche Motivation zur Karriere sowie innere Wünsche auszuloten und zu einem machbaren Ergebnis zu kommen. Erst wenn die Perspektiven vorstellbar werden und greifbar erscheinen, sind Schritte, sie zu erreichen, erfolgversprechend.

Neue Perspektiven entwickeln

Um in Wirtschaft und Politik Karriere zu machen, genügen fachliches und technisches Wissen längst nicht mehr. Wichtig sind parallel dazu eine gewinnende, unternehmerisch geprägte Persönlichkeit und ganz besonders ein konsequent zielgerichtetes Handeln.

Coaching, als individuell auf die Einzelperson abgestimmte berufliche Begleitung, ist die heute wohl intensivste und erfolgreichste Form unter allen beratenden und trainierenden Maßnahmen der Karriereförderung. Der Coach kann in allen Karriereschritten fördernd auftreten, um neue Perspektiven zu entwickeln, schwierige Hürden erfolgreich zu nehmen und damit auch langfristige Ziele zu erreichen. Dabei ist und bleibt oberste Prämisse das persönliche Wohlergehen der gecoachten Person. Angestrebt wird der Einklang von ganz individuellen Talenten, Potenzialen und Zielen, keine "Karriere um jeden Preis", sondern eine als gesund und wertvoll empfundene und erlebte Karriere mit einem guten Ausgleich zwischen Berufs- und Privatleben.

www.lorenz-seminare.de

*Karl Heinz Lorenz ist Managementtrainer und Mitinhaber von Lorenz-Seminare Personality- & Competence-Training, München.

Zur Startseite