Digitalisierung

Der Kopierer wird 75 - die besten Zeiten sind vorbei

23.10.2013
Vor 75 Jahren entwickelte ein Patentanwalt den Fotokopierer, weil er es leid war, ständig Dokumente mühsam abzuschreiben. Die Technik wurde zum Milliardengeschäft, ist inzwischen jedoch in schwere digitale See geraten.

Der Fotokopierer wird am morgigen Dienstag 75 Jahre alt - und sein Siegeszug scheint beendet. In den Industrieländern sind die Umsätze im "Bürodruck"-Segment inzwischen rückläufig. Fotokopierer werden kaum noch hergestellt. Doch ihre Technologie lebt in den modernen Digitaldruckern weiter.

Vor 64 Jahren brachte die Firma Xerox den ersten Fotokopierer der Welt auf den Markt, damals hieß das Unternehmen noch Haloid. Heute sagt eine Xerox-Sprecherin in Neuss: "Den reinen Kopierer haben wir nicht mehr im Angebot." Ausgemustert.

Der größte Feind des Fotokopierers ist die Digitalisierung, genauer: das transportable Dokumenten-Format - kurz PDF - und die digitale Archivierung. Die mobilen Endgeräte sorgen zusätzlich dafür, dass vieles nicht mehr ausgedruckt wird. Papierlos, binnen Sekunden in die ganze Welt verschickt und nebenbei vervielfältigt - so weit hatte Kopierer-Erfinder Chester Carlson (1906-1968) noch nicht gedacht, als er der Welt einen großen Dienst erwies.

Am 22. Oktober 1938 glückte dem amerikanischen Physiker und Patentanwalt Carlson die "Elektrophotografie": Ein Verfahren, mit dem sich weltweit erstmals Schriftzeichen auf elektrostatischem Weg kopieren ließen. Carlson nannte es Xerographie, aus den griechischen Wörtern "xeros" für trocken und "graphein" für schreiben.

Das Datum der Erfindung in US-Schreibweise ziert auch die erste Kopie: "10-22-38 ASTORIA" ist darauf zu lesen. Carlson legte so den Grundstein für einen Markt mit einem Volumen von inzwischen 600 Milliarden US-Dollar.

Bereits vier Trillionen Seiten

Mit seinem Verfahren sind inzwischen hochgerechnet weit über vier Trillionen Seiten fotokopiert worden. Auf xerografierenden digitalen Druckern wurden einer Studie zufolge allein im Jahr 2011 mehr als drei Billionen Seiten ausgedruckt. In Europa und Nordamerika sank das Druckvolumen 2011 aber um fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Patentanwalt Carlson hatte in den 1930er Jahren vor allem seine eigenen Mühen im Blick: Er war es leid, jedes seiner Dokumente wie ein Mönch im Mittelalter mühsam abzuschreiben, wenn er ein Duplikat brauchte. Er träumte von einer Maschine, die auf Knopfdruck die Kopie eines Originals ausspuckt.

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