Digitalisierung

Der Kopierer wird 75 - die besten Zeiten sind vorbei

23.10.2013

Faule Eier beim Kopieren

Seine Idee: Zeichen sollten sich doch mit Hilfe von elektrischen Ladungsunterschieden vervielfältigen lassen. Der Physiker experimentierte mit Schwefel und umgab sich damit zur Empörung seiner Nachbarn in der eigenen Küche mit dem Geruch von faulen Eiern.

Mit Tusche hatte Carlsons deutscher Assistent Otto Kornei den ersten kopierten Schriftzug auf einen Objektträger aus Glas geschrieben und diesen auf eine Zinkplatte gelegt, die mit einer Schicht Schwefel überzogen war. Die Oberfläche hatte Kornei kräftig mit einem Tuch abgerieben und so elektrostatische Ladung erzeugt.

Durchbruch nach dem Krieg

Der kommerzielle weltweite Durchbruch sollte aber noch dauern. Während des Zweiten Weltkriegs wollte niemand den Kopierer bis zur Marktreife entwickeln. Erst 1949 kam das erste Gerät auf den Markt. Für eine Kopie benötigte man damals noch 39 Schritte und mehrere Minuten.

Nach Jahren des Desinteresses wurde Carlsons "Xerographie" nun aber als größte Erfindung seit der Fotografie gefeiert. Zehn Jahre später begann der Siegeszug des weitgehend automatisierten Xerox-914. Er schaffte sieben Kopien pro Minute. "Ich dachte", schrieb Carlson später, "wenn ich eine Erfindung machen würde, könnte ich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Der Welt etwas Gutes tun und mir selbst auch."

Diktatoren witterten Gefahr, wussten, was einige Jahrhunderte zuvor der Buchdruck angerichtet hatte: Copy-Shops blieben im Ostblock verboten. Die Kopierer sollten nicht zur "Druckpresse des kleinen Mannes" und zum Instrument der Opposition werden. Doch auch als Werkzeug der Revolution ist der Fotokopierer von den sozialen Netzwerken des Internets inzwischen in den Ruhestand geschickt worden. (dpa/tc)

Zur Startseite