Der Parhelia-512 - ein Geforce-Killer?

16.05.2002
Um den kanadischen Grafikspezialisten Matrox war es in letzter Zeit ziemlich ruhig. Während andere Hersteller sich mit immer neuen Hochleistungschips profilierten, hielt Matrox sich bedeckt. Nun meldet sich das Unternehmen mit dem Parhelia-512, einem neuen Superchip für 2D-, 3D- und CAD-Anwendungen, zurück.

Matrox, Anbieter von Grafiklösungen für den professionellen Bereich, kündigte Anfang der Woche einen neuen Grafikprozessor an. Der Parhelia-512 getaufte Chip ist ein wahrer Riese. 80 Millionen Transistorfunktionen hat Matrox auf dem Chip untergebracht. Damit ist die GPU (Graphic Prozessor Unit) genauso komplex wie ein Pentium 4 oder Athlon. Der in 0,15-Mikrometer-Technologie gefertigte Prozessor arbeitet intern mit einer Busbreite von 512 Bit und bietet nach außen einen 256 Bit breiten Bus zur Ansteuerung von DDR-Speichermodulen. Insgesamt soll die Datentransferrate zum Speicher bei 20 Gigabyte pro Sekunde liegen.

Surround Gaming

Der neue Chip ist zwar hauptsächlich für den professionellen Einsatz konzipiert, bietet aber auch jede Menge Extras für Spieler. Wer sich immer geärgert hat, dass der Bildschirm nur eine Frontansicht zeigt, kann mit dem neuen Feature "Surround Gaming nun mit drei Monitoren arbeiten. Der Blickwinkel beträgt dann fantastische 180 Grad. Viele Spiele, wie zum Beispiel Flugsimulatoren und auch Egoshooter, erlauben dann quasi eine Rundumsicht. Nachteil: Es müssen dann auch drei Bildschirme vor dem Spieler aufgestellt werden - eine Platz- und auch Preisfrage. Mit der Unterstützung von Quake Arena III, Soldier of Fortune, Fightsimulator 2002 und Jedi Knight II schafft Surround Gaming eine Umgebung, in der die Spieler vollständig eintauchen können.

Das funktioniert aber nicht nur bei Spielen. Dieses Feature erlaubt auch die Aufteilung der Windows-Oberfläche über drei Bildschirme. Vor vier Jahren hat Matrox die Dual-Head-Funktion eingeführt, die die Arbeitsfläche auf zwei Bildschirme aufteilte. Das ist heute Standard bei vielen CAD-Programmen. Ein Bildschirm zeigt das Arbeitsmodell, auf dem zweiten sind die Werkzeuge abgebildet. In der Industrie gehören solche Arbeitsplätze mit zwei Bildschirmen zum Standard. Nun hat Matrox zu den zwei im Chip integrierten Ramdacs einen dritten speziellen Ramdac dazugesetzt. Erst damit ist Surround Gaming möglich geworden.

Der Parhelia-512 ermöglicht DVD-Wiedergabe auf dem PC in Home-Cinema-Qualität. Ähnlich wie bei Stand-alone-DVD-Playern integriert der Chip eine 10-Bit-Präzision für das DVD-Decoding, erweiterte Video-Filter-Funktionen und besitzt darüber hinaus eine Vielzahl weiterer innovativer Features.

Besonderheiten des Parhelia-512

Zuerst einmal ist die 10-Bit-Gigacolor-Technologie zu nennen. Der Parhelia-512 bietet "echte" 10-Bit-Unterstützung pro Farbkanal für die gleichzeitige Darstellung von über einer Milliarde Farben. Und die 10-Bit-Auflösung wird während der gesamten Pixel-Verabeitungspipeline beibehalten; sowohl innerhalb des Frame-Buffers, als auch in den Ramdacs und im TV-Encoder.

Das Display-Ausgabe-Subsystem des Chips basiert auf einem neuen Design, das optimale RGB-, DVI- und TV-Ausgabe erlaubt. Zwei 400-MHz-Ramdacs und ein integrierter TV-Encoder bieten eine vollständige Gammakorrektur bei einer Auflösung von 10 Bit pro Kanal.

Die Textureinheiten erlauben eine dynamische Zuweisung von 64 Texture-Samples pro Takt. Das ist doppelt so viel wie herkömmliche Grafikprozessoren zurzeit bieten. Diese Samples lassen sich flexibel zuweisen, um eine höherwertige Texturfilterung bei minimaler Beeinträchtigung der Rechengeschwindigkeit zu erzielen. Beispielsweise können die 64 Samples so arrangiert werden, dass man dual-textured Pixel mit trilinearer anstatt bilinearer Filterung erhält, ohne dass die Performance darunter leidet.

Weiterhin bietet der Parhelia-512 als erster Grafikchip Hardware-beschleunigtes antialiased Text- und Schrift-Rendering mit vollständiger Gammakorrektur. Das ist ein Feature, das gegenwärtig in Microsoft Betriebssystemen verfügbar ist, allerdings nur per Software beschleunigt wird. Das so genannte Glyph-Antialiasing soll für eine verbesserte Lesbarkeit des Textes auf dem Bildschirm sorgen und eine ultimative Desktop-Anzeige ohne Performance-Einbußen garantieren.

Der neue Chip ist da, die ersten Karten werden aber erst ab Juli oder August zu haben sein. Zum Preis der Karten wollte Matrox sich noch nicht äußern.

www.matrox.de

Computerpartner Meinung:

Mit dem neuen Chip Parhelia-512 ist Matrox ein großer Wurf gelungen. Zwar ist der Parhelia kein Geforce-Killer, wie schon häufig im Internet zu lesen war. Doch könnte er Maßstäbe bei Grafikchips der nächsten Generation setzen. Viele seiner Funktionen sind vollkommen neu, wie beispielsweise die komplette Abwicklung aller Daten mit zehn Bit Bus-Breite. Die nächsten GPUs aus anderen Grafikschmieden werden mit Sicherheit auch diese interne Auflösung besitzen. (jh)

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