Eine Folge der Kurzarbeit?

Der Personalabbau geht weiter

12.05.2010
Deutsche Firmen erwarten für 2010 eine positive Geschäftsentwicklung - und entlassen trotzdem.

Jedes dritte Unternehmen in Deutschland wird in diesem Jahr die Anzahl seiner Mitarbeiter reduzieren, obwohl fast die Hälfte der Firmen für 2010 eine positive Geschäftsentwicklung erwartet. Das ergab die Studie "HR-Klima Index 2010", zu der die Managementberatung Kienbaum 233 Unternehmen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz befragt hat.

In Österreich und der Schweiz ist der Trend gegenläufig: Zwar rechnen nur knapp ein Viertel der österreichischen Unternehmen in diesem Jahr mit einem steigenden Umsatz, dennoch geht ein Drittel der Firmen davon aus, dass die Anzahl ihrer Mitarbeiter steigt. In der Schweiz prognostizieren sogar mehr als 40 Prozent der befragten Unternehmen einen höheren Personalbestand für 2010, während nur jedes neunte Unternehmen von einer positiven Geschäftsentwicklung ausgeht.

"Der Beschäftigungsabbau wird sich fortsetzen. In Deutschland wird auch bei einer positiven Geschäftsentwicklung die Beschäftigung deutlich hinterherhinken. Das ist unter anderem eine Folge der Kurzarbeit", sagt Paul Kötter, Director bei Kienbaum und Gesamtverantwortlicher der Studie.

Auch im Branchenvergleich entwickeln sich Beschäftigung und Geschäft unterschiedlich: Im Finanzsektor erwarten mehr als 60 Prozent eine positive Geschäftsentwicklung, während nur gut ein Viertel der Finanzinstitute von einer Erhöhung der Mitarbeiterzahl ausgeht. In der Dienstleistungsbranche ist die Diskrepanz zwischen Umsatzsteigerung und Beschäftigtenzahl am geringsten: Knapp 60 Prozent der Unternehmen erwarten steigende Umsätze und fast 40 Prozent planen, ihre Beschäftigtenzahl zu erhöhen.

Krisengewinner und -verlierer setzen unterschiedliche Prioritäten

In der Personalarbeit zeigen sich 2010 erhebliche Unterschiede zwischen Gewinnern und Verlierern der Krise: Sechs Mal häufiger geben Krisenverlierer die Personalfreisetzung als Priorität in der Personalarbeit an als die Gewinner. Unternehmen, die 2009 Marktanteile hinzugewonnen haben, konzentrieren sich in der Personalarbeit drei bis fünf Mal häufiger auf Talent Management, Anreizstrukturen und Arbeitgeberattraktivität.

"Während die Verlierer noch mit den Auswirkungen der Krise beschäftigt sind, arbeiten die Gewinner der Krise an den Wettbewerbsvorteilen von morgen und bemühen sich gezielt um die Besten der Branche. Die Schere zwischen Krisengewinnern und -verlieren droht weiter auseinander zu gehen. Den Verlierern droht der Weggang wertvoller Mitarbeiter", sagt Stephan Schmid, Projektleiter der Kienbaum-Studie.

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