Der Speichermarkt hat sich vorübergehend stabilisiert

12.02.1999
MÜNCHEN: Nach den starken Schwankungen in der letzten Zeit hat sich der Speicherpreis momentan stabilisiert. Der Fachhandel kann derzeit wieder vorausschauend kalkulieren. Experten erwarten, daß der Markt in den nächsten Monaten von einem Überangebot gekennzeichnet sein wird.

In den vergangenen zwei Wochen konnten sich die Preise auf den Chipmärkten festigen. Während die KW 45 lebhafte Umsätze verzeichnen konnte, zeigte sich der Markt in der KW 46 eher ruhig. "Auf die Preise hatte die unterschiedliche Nachfragesituation aber kaum Auswirkungen", erklärt Kingstons Unternehmenssprecherin Brigitte Haas. "Es scheint, daß sich die Chiphersteller inzwischen gut auf die Schwankungen in den Märkten eingestellt haben und ihr Angebot sehr flexibel der Nachfrage anpassen können."

Nahezu alle Chiptypen sind derzeit gut verfügbar. Auch bei schwächerer Nachfrage herrschte kein Überangebot. "Einen leichten Aufwärtstrend zeigten lediglich 64-Mbit-8x8-PC100-Chips, die an den Spot-Märkten knapp sechs Prozent höher als in der Vorwoche notierten", konstatiert Haas. Dagegen ist der Abwärtstrend bei 128-Mbit-Chips offenbar gestoppt. Sowohl der 128-Mbit-Chiptyp 8x16 als auch der Typ 16x8 haben sich auf dem gegenwärtigen Niveau stabilisiert.

DER SCHADEN IST KLEINER ALS BEFÜRCHTET

Zu der Beruhigung der Märkte hat sicher beigetragen, daß sich die Verunsicherung über die möglichen Folgen des Erdbebens in Taiwan gelegt hat. "Alle Informationen aus Taiwan deuten darauf hin, daß die Schäden bei weitem nicht das befürchtete Ausmaß hatten und mittlerweile weitgehend behoben sind", erklärt Haas.

Vor allem die Lieferengpässe bei Chipsets, die einen Einbruch der Nachfrage von Speichermodulen zur Folge hatten, haben sich anscheinend deutlich entspannt.

Kritisch bleibt derzeit die Situation bei Flash Memory, deren Preise zwischenzeitlich um 40 Prozent angezogen haben. Analysten sehen darin weniger eine direkte Folge der Erdbebenkatastrophe. Sie glauben, daß die derzeitige Verknappung und der Preisdruck eher darauf zurückzuführen sind, daß einerseits die Forecasts der Abnehmer deutlich hinter der tatsächlichen Entwicklung des Marktbedarfs zurückgeblieben sind, andererseits die Hersteller wenig Anreiz sahen, ihre Produktion zu steigern, da sie mit Verlust produzierten. Es wird erwartet, daß sich die Situation bis Jahresende entspannen wird. Es kann aber nicht mit einem Rückgang der Preise auf das frühere niedrige Niveau gerechnet werden.

KEINE ENTWARNUNG FÜR DEN MARKT

Auch wenn sich die Lage auf dem Chipmarkt gegenwärtig relativ stabil zeigt, ist es nach Meinung der meisten Beobachter zu früh, endgültig Entwarnung zu geben. Sie verweisen darauf, daß bereits vor dem Erdbeben in Taiwan die Preise an den Spot-Märkten stiegen und eine Reihe von Herstellern begonnen hatten, ihre Produktionskapazitäten aufzustocken. Es ist deshalb zu erwarten, daß bis Jahresende das Angebot an Speicherchips wieder kräftig steigen wird und die Preise erneut unter Druck geraten könnten. "Tendenziell bleiben uns wohl bis weit in das Jahr 2000 hinein hohe Überkapazitäten auf dem Speichermarkt erhalten", glaubt Haas. (kfr)

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