Der Stoll Com-Verbund will die Kleinen dieser Branche an einen Tisch bringen

11.07.1997
KÖLN/MÜNCHEN: Klaus-Peter Stoll, branchenbekannt als Ex-Geschäftsführer des Distributors Stoll Datentechnik GmbH, glaubt, die Probleme der Computerhändler genau zu kennen. Mit einem neuen Verbundkonzept, der Stoll Com AG & Co., will er sie lösen.Das Dilemma ist bekannt: minimale Margen und zunehmend austauschbare Hardware. Was braucht der Händler, um interessant zu bleiben? Lösungskompetenz. Doch woher nehmen, wenn man weder Branchen-Know-how noch eine eigene Software vorweisen kann?

KÖLN/MÜNCHEN: Klaus-Peter Stoll, branchenbekannt als Ex-Geschäftsführer des Distributors Stoll Datentechnik GmbH, glaubt, die Probleme der Computerhändler genau zu kennen. Mit einem neuen Verbundkonzept, der Stoll Com AG & Co., will er sie lösen.Das Dilemma ist bekannt: minimale Margen und zunehmend austauschbare Hardware. Was braucht der Händler, um interessant zu bleiben? Lösungskompetenz. Doch woher nehmen, wenn man weder Branchen-Know-how noch eine eigene Software vorweisen kann?

Für seine Lösung des Rätsels sucht Klaus-Peter Stoll jetzt geneigte Händlerohren. Schon vor einem Jahr gründete er die Stoll Com AG & Co. Doch erst durch eine Bürgschaft des Landes Nordrhein-Westfalen in Höhe von 20 Millionen Mark kann es jetzt richtig losgehen.

Das Konzept des Rheinländers: ein Händlerverbund, der seinen Mitgliedern nicht nur als Einkaufs- und Marketinggemeinschaft dienlich ist, sondern Hardwarehersteller, Softwareanbieter, Distributoren, Systemhäuser, Fachhändler und Dienstleister in einem virtuellen Unternehmen zusammenführt. Auf diese Weise sollen die nach wie vor unabhängigen Partner an die wirtschaftlichen und technologischen Ressourcen für die Marktpotentiale kommen, die ihnen als Einzelkämpfer bisher verschlossen waren.

Konkret könnte das so aussehen: Ein kleines Softwarehaus in Flensburg hat eine Lösung für den Holz- und Baustoffhandel entwickelt und diese auch regional erfolgreich vermarktet. Die Lösung eignet sich aber auch für alle Holz- und Baustoffhandlungen im gesamten Bundesgebiet. Die Crux an der Sache: Das Softwarehaus hat nicht die Kapazität und die finanziellen Mittel, einen großflächigen Vertrieb aufzubauen und sieht zudem seine Stärke in der Weiterentwicklung der Lösung. Über den Verbund kann es nun seine Branchenlösung auch zum Beispiel in Garmisch-Partenkirchen anbieten.

Call-Center als elektronische Systemzentrale

Stoll Com fungiert dabei als Koordinator und stellt die Branchenpakete inklusive Hardware für den Handel zusammen. "Wir wollen innerhalb des Verbundes keine Kisten schieben, sondern verstehen uns vielmehr als Dienstleistungs- und Informationsdrehscheibe", macht Stoll Com-Einkaufsleiter Ralph Kratzer deutlich.

Zu diesem Zweck und für die Kommunikation zwischen den Mitgliedern wurde ein "Virtuelles Call-, Clearing- und Supportcenter" eingerichtet, das laut Stoll "weit über die Leistungsfähigkeit herkömmlicher Call-Center hinausgeht". Innerhalb des Intranet des Stoll Com-Verbundes übernehme es die Aufgaben einer elektronischen Systemzentrale: Auftragsabwicklung, datenbankgestützte Informationsbereitstellung, Hotline-Support und Eskalationsmanagement für Endkunden sowie zentrales Clearing.

Wer sich aktiv beteiligt, kann auch mitbestimmen

Was sich vielversprechend anhört, läuft derzeit noch recht zäh an: Bisher konnte Stoll rund 60 Partner für seinen Verbund gewinnen. 19 davon sind als Kommanditisten an der Aktiengesellschaft beteiligt. Voraussetzung fürs Mitmachen ist dies jedoch nicht. Wer aber trotzdem einen Anteil an der Stoll Com AG erwirbt, soll das auch nicht bereuen. "Diese Verbundpartner können zum einen beispielsweise über bestimmte Rabatte von uns profitieren. Zum anderen können sie über ihre Mitgliedschaft im Partnerbeirat Einfluß auf die Geschäftstätigkeit nehmen", erklärt Stoll, der das Kölner Unternehmen als Vorstandsvorsitzender leitet.

Daß sich das Interesse an seinem Verbund derzeit noch in Grenzen hält, liegt nach Meinung von Stoll an den Händlern selbst: "Viele Händler müssen erst noch lernen, daß es heute alleine kaum noch geht", glaubt er. Bisher würden sich die Händler noch sehr defensiv verhalten.

Dennoch ist Stoll zuversichtlich, in zwei Jahren etwa 300 Verbundpartner an seiner Seite zu haben und schließlich im Jahr 2000 den Gang an die Börse zu wagen.

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