Der Super-Chip für das neue Jahrtausend?

11.02.2005
An dem neuen Super-Chip Cell arbeitet ein Entwicklerteam von IBM, Sony und Toshiba schon seit 2001. Nun sind die ersten Prototypen fertig, die Massenproduktion ist 2006 angedacht. Der Cell soll Intel und Co. das Fürchten lehren. Doch was ist an dem Chip wirklich dran?

Von Hans-Jürgen Humbert

Die Entwicklungskoopera- tion von IBM, Toshiba und Sony trägt nach rund drei Jahren Früchte. Erste Prototypen des neuen Super-Chips Cell sind fertig, und die Pilotproduktion des Prozessors soll noch in diesem Jahr starten.

Von 2006 an ist geplant, den Super-Chip in Unterhaltungselektronikgeräten wie Fernsehern und Videospielkonsolen kommerziell einzusetzen. Mit einer rund zehnmal höheren Rechenleistung, als herkömmliche Prozessoren heute bieten, soll der Cell die Unterhaltungselektronik revolutionieren, glauben jedenfalls die Entwickler.

Bei der Konstruktion des Chips haben die Entwickler neue Wege eingeschlagen - Parallel-Processing heißt das Zauberwort. Ein Hauptprozessor delegiert die Rechenaufgaben an acht weitere CPUs. Die können die gestellten Aufgaben wirklich parallel abarbeiten. Das hat mit dem heutigen Multi-Tasking nicht das Geringste zu tun. Beim Multi-Tasking schaltet der Prozessor blitzschnell zwischen den einzelnen Anwendungen hin und her. Er verteilt seine Rechenleistung quasi auf mehrere Applikationen.

In den neueren Prozessorgenerationen von Intel arbeiten zurzeit zwei Rechenkerne, die sich die restliche Peripherie, wie I/O-Bausteine, teilen müssen. Beide Rechenkerne sind gleichberechtigt, die eingesetzte Software muss die Aufgabenverteilung übernehmen. Damit lassen sich mehr oder weniger zwei unterschiedliche Aufgaben gleichzeitig erledigen. Gleich zehn Aufgaben parallel soll der Cell abarbeiten können.

Der in 90-Nanometer-Technologie gefertigte Chip enthält 234 Millionen Transistoren, soll mit mehr als 4 GHz getaktet werden und eine Leistungsaufnahme von nur 30 Watt haben. Das sind beeindruckende Werte, wenn man bedenkt, dass Intels Hochleistungs-CPUs mehr als 100 Watt aufnehmen.

Mit weiteren technischen Angaben hält sich das Entwicklungsteam noch zurück, aber dank Internet sind weitere Daten durchgesickert. Zwei extrem schnelle Speicheranbindungen sollen für Datentransferraten von etwa 25 GB pro Sekunde zu den Speicherbausteinen sorgen. Zwei integrierte I/O-Bausteine sollen gemeinsam die Transferleistung 76,8 GB pro Sekunde heraufschrauben.

Einsatzmöglichkeiten

Um schnell den Chip in Großserie einsetzen zu können, planen die Unternehmen, den Cell zuerst in die dritte Generation der Playstation zu integrieren. Nur so lassen sich hohe Stückzahlen erreichen, die den Preis schnell senken können. In weiteren Schritten sind Workstations geplant, wo der Superchip dann wirklich seine Qualitäten voll ausspielen kann. Denn für eine Playstation wird der Chip wohl eher unterfordert sein.

Zukunftsaussichten

Der neue Chip wird bald auf den Markt kommen. Müssen sich Intel und Co. Sorgen machen? Ja und nein!

Mit dem Cell betritt ein mächtiger Gegenspieler den Markt. Die Architektur des Super-Chips ist innovativ und birgt jede Menge Zukunftspotenzial. Aber der neue Chip hat noch keinerlei Softwarebasis. Kaum ein Administrator wird von heute auf morgen seine gesamte bewährte Soft- und Hardwarebasis entsorgen und auf eine völlig neue Plattform umsteigen.

Außerdem existieren zurzeit nur Prototypen, und an dem Entwicklerkonsortium liegt es nun zu zeigen, dass der Chip auch zur Massenproduktion taugt. Mit Vorsicht zu genießen ist auch die Angabe der Leistungsaufnahme. Sollte der Chip wirklich nur 30 Watt verbrauchen, ist dem Entwicklerteam ein großer Durchbruch gelungen. Angesichts der 234 Millionen Transistoren, die zudem mit mehr als 4 GHz getaktet werden, ist das aber kaum zu glauben.

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