Der Tag XP und die Folgen

01.11.2001
Wie ein hundsgewöhnlicher Donnerstag verstrich

Wieder ein hysterisches Datum: der 25. Oktober 2001. Keine Mauer ist gefallen und kein Frieden geschlossen, dafür wurde MS-DOS beerdigt. Das Ende der Schutzverletzung? Der Sieg über die Speicherlimitierung? Immerhin eineinhalb Gigabyte potenzieller Fehler tummeln sich nach dem Update auf der heimischen und selbst bezahlten Festplatte, täuschen dem gemeinen User irgendwelche Aktivitäten vor, malen Bilder auf den Schirm, die keiner sehen will, bis dann endlich der Imperator über meinen Computer ein Einsehen hat und das Geratter aufhört. Jetzt darf ich ein Passwort eingeben, zur Sicherheit. Damit zweifelsfrei feststeht, wer gerade mit diesem PC arbeitet. Dabei wollte ich schon am Vormittag die Scheibe auf den Müll werfen, sprich an Microsoft zurückschicken. Angeblich sei mein Lieblings-PC zu blöd, die hoch komprimierten Datenpäckchen vom DVD-Laufwerk in den Arbeitsspeicher und von da in das richtige Verzeichnis zu kopieren. Angebliche Lesefehler, na ja, das kennt man ja von Billigproduktionen. Was ein richtiger Microsofthändler ist, hat natürlich mehrere Scheiben parat und außerdem ist, richtig gebrannt, manche Kopie besser als das Original. Der Vormittag verging und in den Märkten wurden bereits Systeme mit vorinstalliertem XP verscherbelt, das zu meinem Erstaunen nicht registriert werden muss. So eine Version ist doch Gold wert, oder? Je billiger das Produkt, umso freier der User. Linux ist noch billiger, fiel mir dazu spontan ein. Wer zwischen zwei Media-Märkten und vier Promärkten existiert, hat Beziehungen. Und da die Händlerversion, ein XP Professionell Update, schon am 24. Oktober eintraf, war es gut, sich vorab in den einschlägigen IT-Tempeln mit Tricks und Tipps zu versorgen. Hier hat selbstverständlich jeder schon seit vierzehn Tagen eine Vollversion, die nicht registriert werden muss. Und der Fachhändler bekommt ein Update für den ganzen Laden, zu 299 Mark plus Steuer und Offenbarungszwang. Hier kann der rechenkundige Kaufmann sparen, wenn er für drei Systeme die Systembuilder-Version ersteht, zumindest für den Eigenbedarf oder offiziell besser für den Eigenbau. An dieser Zwangsregistrierung wird Microsoft noch ganz schön knabbern müssen. Zumindest in den wenigen Regionen der Welt, in der ein Anstandsrest persönlicher Freiheit existieren darf. Denn wenn schon echte demokratische Regierungen zukünftig auf Linux setzen, hat Microsoft eine Schutzverletzung verursacht. Im Modul Selbstbestimmung.

Mein Fazit: Immerhin weiß ich seitdem, wie sich die Registrierung beim Großen Bruder erst einmal umgehen lässt. Und vermutlich auch, was Schröder auf der Cebit von Gates wissen wollte.

Bis demnächst, Euer Querschläger!

Der ComputerPartner-Autor "Querschläger" ist ein Fachhändler aus Rheinland-Pfalz.

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