Der zweite Versuch: Meier will gegen T-Systems & Co antreten

28.02.2002
2001 war für Compunet erfolgreich: Das Unternehmen schrieb durchgehend schwarze Zahlen. Der Start ins neue Jahr fiel hingegen katastrophal aus. Dennoch legt Vorstandssprecher Johannes Meier die Messlatte des Erfolges noch ein wenig höher - und orientiert sich strategisch an seinem Vorgänger.

Die GE Compunet AG hat das Geschäftsjahr 2001 mit einem Betriebsergebnis (Ebit) von 28 Millionen Euro abgeschlossen. Wie Vorstandssprecher Johannes Meier berichtet, habe man in jedem Quartal des Jahres 2001 schwarze Zahlen geschrieben und damit den Turnaround erfolgreich vollzogen. Im Jahr zuvor habe man noch ein Minus von 31 Millionen Euro verbuchen müssen.

Auch 2002 begann für das Unternehmen mit roten Zahlen, weshalb Meier lieber über die Erfolge des letzten Jahres spricht: Man habe das Nettoumlaufvermögen halbiert, die Kosten um 20 Prozent gesenkt und sich vor allem auf "profitable Umsätze" konzentriert, so der Manager. Infolge der Maßnahmen sei die Bruttomarge 2001 um 17 Prozent gestiegen - obwohl der Gesamtumsatz gleichzeitig um 14 Prozent, das heißt von 1.222 auf 1.104 Millionen Euro, gefallen ist.

"Im vergangenen Jahr haben Wettbewerber wie M+S einen Preiskrieg im Markt losgetreten", sagt Meier. "Wir sind bei vielen Projekten deshalb auch bis an unsere Grenzen gegangen." Meistens habe man das Angebot dann aber doch zurückgezogen, weil es sich nicht mehr gerechnet habe: "Eins war uns klar: Wenn wir schon am Limit sind, dann machen die anderen jetzt ein Minus." 60 Prozent der Bruttomarge habe man aus dem Servicegeschäft generiert, sagt Meier: "Unser Idealziel heißt 70 Prozent."

Hohe Ziele für 2002

Für das Geschäftsjahr 2002 (1. Januar bis 31. Dezember) hat sich der Compunet-Chef vorgenommen, das Betriebsergebnis zweistellig zu steigern: "Wenn nichts dramatisches dazwischenkommt, schaffen wir das auch." Die Einschätzung der Analysten, dass zur Jahresmitte mit einem konjunkturellen Aufschwung gerechnet werden kann, teilt er nicht: "Wir gehen eher davon aus, dass auch 2002 wieder ein hartes Jahr wird." Die Härte hat Compunet bereits zu spüren bekommen: Im Januar erwirtschaftete das Unternehmen statt des erwarteten Gewinns von 1,8 Millionen Euro ein Minus von 1,1 Millionen (siehe Kasten auf Seite 18).

Meier befürchtet in diesem Jahr Systemhaussterben

Das trübt auch den Optimismus des Managers, er sieht auf die Branche in diesem Jahr sogar ein Sysemhaussterben zukommen: "Vor allem die Unternehmen mit Umsätzen zwischen 200 und 500 Millionen Euro werden unter Druck geraten. Man könnte auch sagen: Die Regionalliga wird abgeschafft." Denn die ganz kleinen Betriebe hätten ihre Kosten noch unter Kontrolle, würden zudem von der persönlichen Nähe zum Kunden profitieren. Die Großen würden ihr Überleben vor allem durch langfristige Verträge mit Top-Kunden sichern. Für die Mitte bleibe da nicht viel übrig: "Deswegen sage ich: Auch wir müssen jetzt in die Bundesliga - oder wir haben demnächst ein Problem."

Die strategischen Ziele sind hoch gesteckt: Vor einem Jahr habe man sich noch an ADA, Arxes, Systematics & Co gemessen, künftig sollen es Größen wie IBM Global Services und T-Systems sein, erklärt Meier: "Eine vergleichbare Breite an Skills werden wir so schnell sicher nicht erreichen. Aber wir wollen ein glaubwürdiger Wettbewerber werden. In der Mitte hängen zu bleiben wäre sicherlich ein Fehler." Damit liegt Meier voll auf der Linie seines Vorgängers Jost Stollmann: Der sah Compunet schon vor fünf Jahren (siehe ComputerPartner 3/97, Seite 1) auf einer Linie mit IBM und Siemens. Man werde sich ausschließlich auf die 1.500 größten Unternehmen in Deutschland als Kunden konzentrieren. Debis, ADA, Bechtle & Co hätten gar keine Chance, so groß wie Compunet zu werden: "Dieses Spiel ist doch eigentlich schon gespielt", tönte Stollmann damals selbstbewusst.

Integration ist ein psychologisches Problem

Tatsächlich hat Bechtle den Wettbewerber zumindest an der E-Supply-Chain/E-Front abgehängt, wie Meier zugibt: "Bechtle adressiert einen anderen Kundenkreis. Die haben die Konjunkturschwäche deshalb nicht so stark zu spüren bekommen wie wir." 2002 werde man aber deutlich aufholen, sich außerdem auf die Themen Vertrieb, Infrastrukturlösungen, Support-Service und Managed-Service konzentrieren. Compunet habe außerdem "Web-enabling" und Server-Konsolidierung als massiven Trend im Markt ausgemacht. "Unser Ziel ist es, dass die CEOs bei ihren Top-Five-Themen automatisch auch an uns denken", so Meier.

Gefeilt wird auch noch am Abschluss der Übernahme von Computacenter: "Wenn alles gut läuft, gewinnen wir etwa 100 Millionen Euro aus der Integration", sagt Meier. Das sei zwar nicht viel, aber schließlich habe Computacenter in Deutschland bislang keine schwarzen Zahlen geschrieben. Auch wenn Meier weitere Entlassungen nicht ausschließen will, bezeichnet er die technische Integration als abgeschlossen - im Gegensatz zur menschlichen. "Es ist natürlich etwas anderes, ob man in einem Betrieb mit 300 oder 4.000 Leuten arbeitet. Das ist ein Kulturschock erster Ordnung." So halten viele Computacenter-Leute den neuen Arbeitgeber für "bürokratisch", Meier nennt Compunet "diszipliniert". Er glaubt, dass die neue Crew erstmal noch die Tatsache verkraften muss, dass sie von einer anderen Firma übernommen wurde: "Wenn sie das Gefühl haben, nichts beeinflussen zu können, ist das auch ein psychologischer Nachteil", so Meier. "Vor allem, wenn sie zwei Jahre vorher noch dachten, dass sie der Käufer sind."

www.compunet.de

ComputerPartner-Meinung:

Die schwarzen Zahlen des vorigen Jahres sind erfreulich, mit der starken Mutter im Rücken wird man auch das Minus im Januar wegstecken. Die strategische Ausrichtung könnte sich allerdings - genau wie seinerzeit unter Jost Stollmann - als ein Griff nach den Sternen entpuppen. Oder um bei Meiers Worten zu bleiben: In die Bundesliga wollen alle - schaffen tun es die wenigsten. (mf)

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