Desaster statt Zaster

11.01.2001
Statt satt klingender Kassen gab es im vorweihnachtlichen PC-Geschäft gähnend leere Läden und lange Gesichter. Laut Marktforscher PC Data fielen im Dezember 2000 die Verkäufe weltweit in Einzelhandelsläden und im Direktverkauf um rund 24 Prozent.

Die letzten zwei Wochen im Dezember verliefen furchtbar schlecht", beschreibt Dan Niles vom US-amerikanischen Unternehmen Lehman Brothers die angespannte Situation. Sie sieht tatsächlich alles andere als rosig aus. Seit August sinken die PC-Verkaufszahlen stetig, seit November sogar mit zweistelligen Absatzeinbrüchen. Stephen Baker von PC Data befürchtet, dass die leichte Nachfrageerholung in der letzten Woche vor Weihnachten nicht ausgereicht hat, die insgesamt schlechte Weihnachtssaison 2000 zu retten.

Die Broker an der Wall-Street rüsten sich aufgrund der stockenden Abverkäufe für eine erneute Runde in Sachen Ertragswarnung. Erstes Vorzeichen für turbulente Tage an der Börse sind die extremen Preissenkungen bei Apple für Desktops und Notebooks. Kevin McCarthy von der Credit Suisse vermutet als Grund dafür volle Lager, da Apple die Preise um bis zu 1.000 Dollar oder 23 Prozent senkte. McCarthy warnt deshalb vor euphorischen Aktien-Käufen. Apple-Anteile seien gut aber nur haltenswert eingestuft worden.

Auch andere Analysten erkennen den Ernst der Lage. John Jones von Salomon Smith Barney muss nun den Wachstumsbedenken seitens IBM zustimmen, obwohl Big Blue nicht so massiv im Privatenkundengeschäft involviert ist. Dennoch erfolgte nicht die erhoffte Umsatzerholung im Festplattenbereich für Highend-Server. Deshalb senkt Jones die Umsatzerwartungen für das vierte Quartal um 400 Millionen Dollar.

Auch Hewlett-Packards Umsatzerwartungen für das Q4 mussten immerhin noch um 150 Millionen Dollar nach unten revidiert werden. HP konnte weder durch eine 23-prozentige Preissenkung für Server noch durch die neue Chefin Carly Fiorina punkten. Selbst der Unix-Serverbereich scheint unerwartet schlecht abzuschneiden.

Besonders arg gebeutelt ist Klassenprimus Compaq. Der PC-Hersteller muss erst wieder das Vertrauen des Marktes zurückgewinnen. Die Manager hatten Anfang Dezember erst vollmundig den Analysten mitgeteilt, das vierte Quartal liefe nach Plan. Wenige Tage später musste man schon eine Warnung aussprechen. Der Umsatz wird nun wohl bis zu zehn Prozent unter den Erwartungen liegen und auch der voraussichtliche Gewinn pro Aktie wird eher bei 28 Cent als bei den anvisierten 37 Cent liegen.

Nach Analystenmeinung wird der Geschäftsverlauf im ersten Quartal 2001 durch den harten Preiskampf im Markt, hohe Lagerbestände und das angespannte Konjunkturumfeld belastet werden. Trost finden die Auguren nur in einer eher negativen Situation: Die meisten Aktienkurse seien bereits so niedrig bewertet, dass es kaum zu weiteren eklatanten Kursverlusten kommen werde. (go)

www.apple.com

www.compaq.de

www.hewlett-packard.de

www.ibm.de

www.pcdata.com

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