Microsoft, VMware, Sun, Parallels

Desktop-Virtualisierung im Vergleich

06.08.2009
Von Andrej Radonic

Sun VirtualBox 3

VirtualBox stammt ursprünglich vom deutschen Softwarehause Innotek, das im Februar 2008 von Sun übernommen wurde. Es ist derzeit das einzige leistungsfähige Open-Source-System und läuft auf Windows, Linux, Mac und Solaris. Es kann die Hardware für eine Vielzahl von Betriebssystemen virtualisieren, von Windows über Linux bis hin zu Solaris und etwas exotischeren Vertretern wie FreeBSD. Als einer der wenigen Virtualisierer erlaubt es sowohl auf dem Host wie auch im Gast 64-Bit-Systeme.

Neben Selbstverständlichkeiten wie USB 2.0 in der virtuellen Maschine werden bis zu 16 GB RAM in 64-Bit-Gästen unterstützt. In den VMs gibt es 3D-Grafik inklusive experimenteller Unterstützung für Direct3D 8/9, auch OpenGL 2.0 (für Windows, Linux und Solaris) wird unterstützt. VirtualBox emuliert IDE-, SATA-, oder SCSI-Festplatten (virtuell im Gast). Zudem bietet es Virtual SMP, so dass einzelnen VMs bis zu 32 Prozessoren zugeordnet werden können.

Der Autor

Andrej Radonic lebt in Köln und hat das Buch "Xen 3.2" verfasst

VirtualBox 3 ist das neueste unter den vier Systemen. Mit einer Fülle von Einstellungsmöglichkeiten kann es vielen Gastsystemen eine angepasste Umgebung bieten.
VirtualBox 3 ist das neueste unter den vier Systemen. Mit einer Fülle von Einstellungsmöglichkeiten kann es vielen Gastsystemen eine angepasste Umgebung bieten.

Die Integration mit dem Host ist sehr gut gelungen - neben den üblichen Shared Folders überzeugt vor allem der Nahtlos-Modus, bei dem die Gast-Fenster wie normale Fenster auf dem Wirts-System erscheinen. Das alles geschieht bei hoher Performance, so dass aus Benutzersicht kaum Unterschiede zwischen Anwendungen auf dem physikalischen und einem virtuellen System bemerkbar sind.

VirtualBox ist gegenüber anderen Systemen relativ offen: ein API steht ebenso bereit wie eine Import- und Export-Schnittstelle für das OVF-Format, mit dem sich fertige Appliances sowohl importieren als auch selbst erzeugen lassen. VirtualBox kann auch das VMware VMDK-Format und VHD-Dateien von Microsoft lesen.

Geräte wie Smartcard-Reader oder UMTS-Modems, die über USB-1.1/2.0 an den Host angeschlossen sind, lassen sich in Gäste einbinden. Über einen Filter für USB-Geräte kann die Umgebung so konfiguriert werden, dass spezifische Peripherie ausschließlich dem Host oder einem bestimmten Gast zur Verfügung steht.

Beim Management gibt es ebenfalls einige interessante Funktionen: so lassen sich die Gäste über einen integrierten RDP-Server entfernt verwalten, außerdem können sie über einen eingebauten iSCSI-Initiator via Netzwerk auf SAN-Laufwerke zugreifen und diese transparent als virtuelle Festplatte nutzen.

Abgerundet wird das Ganze durch eine übersichtliche, einfach zu bedienende Oberfläche, welche durch eine Kommandozeile ergänzt wird beziehungsweise von dieser ersetzt werden kann.

Ausführungen

VirtualBox existiert in zwei Varianten, der quelloffenen VirtualBox "Open Source Edition" (OSE), die der GPL unterliegt, und dem vollen Paket unter einer proprietären Lizenz. Letzteres kann kostenlos für den persönlichen Gebrauch oder die Evaluierung eingesetzt werden, die kommerzielle Nutzung erfordert den Erwerb entsprechender Lizenzen.

Der Open-Source-Variante fehlen folgende Funktionen:

  • Remote Display Protocol (RDP) Server: Diese Kompomente erlaubt Anwendern, auf eine entfernte VMs über RDP zuzugreifen. Dieses Feature wird etwa für Sun Virtual Desktop benötigt.

  • USB-Unterstützung: VirtualBox implementiert einen virtuellen USB-Controller und reicht USB-1.1- und USB-2.0-Geräte an VMs durch.

  • USB über RDP: Dieses Feature stellt USB-Geräte des lokalen Clients in der entfernten VM zur Verfügung

  • Serial-ATA-Controller: Wie bei physikalischen Maschinen ist der virtuelle SATA-Controller scheller als der virtuelle IDE-Controller. Damit können auch mehr als drei virtuelle Festplatten an die VM angeschlossen werden.

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