Desktops fallen weiter und ziehen Mobil-PCs mit nach unten

01.11.2001
Die IDC-Marktforscher haben es nun bestätigt: Der PC-Markt Emea schrumpfte im dritten Quartal um 9,5 Prozent. In Deutschland kam es mit minus 14,2 Prozent zu einem regelrechten Erdrutsch.

Die Talfahrt des Emea-PC-Marktes (Europa, Mittlerer Osten und Afrika) geht ungebremst weiter. Aufgrund der vorläufigen Stückzahlmeldungen der Hersteller geht der Marktforscher IDC von einem 9,5-prozentigen Minus gegenüber dem Vorjahresquartal aus. Das zweite Quartal konnte sich wenigstens noch auf Vorjahresniveau halten.

Die meisten Federn musste wieder einmal das Desktop-Segment lassen. Die Analysten berechneten ein Minus von 12,5 Prozent. Viele Geschäftskunden schieben das eigentlich geplante PC-Replacement auf die lange Bank, auch die Consumer-Nachfrage schwächelt. Allein im SMB-Segment zeigt sich ein leichter Aufwärtstrend.

Der Absatz der Portablen leidet zumindest im Professional-Bereich ebenfalls unter Verzögerungen bei den Business-Projekten. Die Privatkunden hingegen nutzen den verschärften Preiskampf für einen Einkauf und verschaffen dem Mobil-PC immerhin ein kleines, aber psychologisch wichtiges Plus von 0,9 Prozent. Die Intel-basierenden Standardserver haben sogar nur um ein halbes Prozent zugelegt.

Der stockende Absatz trifft die Hersteller unterschiedlich hart. Dank attraktiver Preise konnte Direktanbieter Dell auf hohem Niveau noch zulegen. Auch Acer und vor allem Actebis machten deutlich Marktanteile gut. Bei den anderen Unternehmen sieht es teilweise recht düster aus.

Compaq kann sich trotz eines Minus von 15,7 Prozent auf Platz eins halten. Der Marktführer leidet sehr stark unter der Kaufzurückhaltung. Dazu kam der harte Konkurrenzkampf mit Dell in allen Produktbereichen. Der Direktversender drängelt durch seine aggressive Preispolitik immer massiver vom zweiten Platz her. Fujitsu Siemens Computers muss sich mit dem dritten Rang begnügen und ein Minus von 23,1 Prozent verkraften. Das verdankt FSC vor allem dem schlechten Abschneiden in Deutschland und den vorsichtigen IT-Investitionen der Business-Kunden im gesamten Emea-Bereich.

Mit einem kleinen Minus von "nur" 2,7 Prozent hat HP das dritte Quartal besser als der Gesamtmarkt überstanden. Die heftigsten Rückschläge haben IBM und NEC zu verbuchen. Big Blue konnte immerhin den Einbruch des Consumer-Marktes (aus dem sich das Unternehmen kürzlich verabschiedete) durch mehr Geschäftskunden teilweise entschärfen.

Der westeuropäische Markt verliert am meisten

In den drei wichtigsten IT-Märkten Westeuropas sieht es düster aus. Noch im zurückliegenden Quartal war Frankreich mit einem deutlichen Plus der einzige Lichtblick. Doch im dritten Quartal hat es auch den französischen Markt erwischt. Er muss ein Minus von 18,2 Prozent verkraften. Insgesamt wurden dort 873.000 PCs verkauft. Hauptbremse war der Desktop (minus 22,6 Prozent). Auch bei den Notebooks ist ein Minus von 0,3 Prozent zu vermelden. Einzig und allein der Servermarkt kann sich mit einem kleinen Plus von 1,7 Prozent behaupten.

In Großbritannien kam es zu einem Minus von insgesamt 15,5 Prozent auf 1,242 Millionen Stück. Desktops verloren 19,6 Prozent, Notebooks 2,1 Prozent und Server sogar 14,6 Prozent.

Der deutsche IT-Markt schrumpfte um 14,2 Prozent Die Tischgeräte schlugen mit einem Minus von 17,6 Prozent zu Buche, die Mobil-PCs mit minus 3,7 Prozent. Nur die Server konnten 3,9 Prozent gewinnen. Insgesamt lieferten die Hersteller hierzulande 1,042 Millionen Computer aus.

Am heftigsten wurde in Deutschland FSC von der Krise geschüttelt. Das Unternehmen verlor etwa 36 Prozent, liegt aber weiterhin unangefochten auf Platz eins mit rund 290.000 verkauften PCs. Auch der Zweitplatzierte Compaq konnte deutlich weniger Produkte im dritten Quartal verkaufen (minus 22 Prozent). Sieben bis acht Prozent Wachstum und der dritte Platz sind nach den vorläufigen Berechnungen jedoch HP sicher.

Dichtauf folgt schon Dell, das mit einem Plus von fast 35 Prozent der Shootingstar des dritten Quartals ist. Auch der Fünftplazierte Actebis sorgt mit einem Wachstum von etwa 24 Prozent in Deutschland für Furore.

Die IDC-Analysten rechnen damit, dass der Emea-Markt auch im vierten Quartal mit einem Minus von zehn Prozent abschließt, das gesamte Jahr also fünf Prozent unter dem Vorjahr liegen wird. Jetzt gilt wirklich die Devise: Augen zu und durch. Denn 2002 wird sich der Markt wohl nur stabilisieren (also nicht noch mehr verlieren), und erst ab 2003 soll es wieder einen deutlichen Aufwärtstrend geben.

www.idc.com

ComputerPartner-Meinung:

Auf nichts kann man sich mehr verlassen, nicht einmal mehr auf den Kaufanreiz der hochgelobten Notebooks. Einziger - kleiner - Hoffnungsschimmer sind die Server. Laut IDC wird sich der Markt erst ab 2003 wieder aufraffen. Fragt sich nur, wer von den Herstellern und den Händlern diese ferne Zukunft erleben wird. (go)

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