DETROIT/Deutsche Automobilkonzerne stellen Diesel in Mittelpunkt

14.01.2008
Von Christoph Baeuchle DOW JONES NEWSWIRES

Von Christoph Baeuchle DOW JONES NEWSWIRES

DETROIT (Dow Jones)--Die deutschen Automobilhersteller stellen ihre Diesel-Technologie in den Mittelpunkt ihrer Messeauftritte auf der North American International Auto Show (NAIAS) in Detroit. Mit ihrer Technologieoffensive wollen sie in den USA im laufenden Jahr dem prognostizierten Absatzrückgang entgegen wirken.

Dazu müssen die Hersteller erstmal den Ruf des Diesels verbessern. "Im Bereich Pkw gibt es noch ein großes Imageproblem", sagt Global-Insight-Analyst Christoph Stürmer. Der Selbstzünder gilt vielen noch immer als "Dreckschleuder". Doch mit der Ergänzung um Speicherkatalysatoren und Harnstoffeinspritzung hat sich dies längst geändert. Die Technologie macht den Weg frei, dass der Selbstzünder die Abgasvorschriften aller 50 US-Bundesstaaten erfüllt.

Auch der erweiterte Absatzmarkt dürfte dem Verkauf von Diesel-Fahrzeugen einen Schub geben. Der Diesel-Spezialist Bosch, der mit allen US-Herstellern an Diesel-Projekten arbeitet, rechnet mit einem starken Wachstum: Lag der Dieselanteil an neu zugelassenen Light Vehicles 2006 noch bei 5%, so rechnet die Robert Bosch GmbH mit einer Verdreifachung auf dem US-Markt bis 2015 auf 15%. In Westeuropa hat der Diesel einen Anteil von rund 50% an den Neuzulassungen.

Dagegen rechnet Bosch bei der von den asiatischen Wettbewerbern favorisierten Hybridtechnologie 2015 mit einem Anteil von 6% an der US-Automobilproduktion. Für die deutschen Hersteller eröffnen sich entsprechende Chancen.

Analyst Stürmer sieht die Wachstumsmöglichkeiten für den Diesel vor allem bei den großen Pick-ups, weniger bei kleineren Pkw. "Man kann mit dem Diesel sicherlich einen Achtungserfolg erringen", glaubt Stürmer. Doch er sei skeptisch, ob dies ein langfristiger Trend sei. Stürmer sieht nicht nur die japanischen Hybrid-Modelle als Wettbewerber, sondern auch von der US-Lobby vertretene Biokraftstoffe. Zudem kostet der Dieselkraftstoff in den USA mehr als der Ottokraftstoff.

Trotz dieser Hindernisse ist der Verband der Automobilindustrie optimistisch. "Es ist durchaus angebracht, wenn man das Jahr 2008 als das Jahr des 'Clean Diesel'-Durchbruchs in den USA bezeichnet", sagt VDA-Präsident Matthias Wissmann auf einer Pressekonferenz in Detroit.

Im vergangenen Jahr sind laut VDA in den USA rund 480.000 Light Vehicles mit Dieselantrieb verkauft worden, dem stehen rund 350.000 Hybridfahrzeuge gegenüber. Bei einem Marktanteil von 3% sieht Wissmann Wachstumsmöglichkeiten bei Pkws und Light Trucks.

Vorreiter war der Stuttgarter Automobilhersteller Daimler mit seinem Label "Bluetec". Bereits seit Oktober 2006 verkauft Daimler den E 320 Bluetec in den USA. Im laufenden Jahr will Daimler seine SUV-Fahrzeuge mit einem neuen Bluetec-Motor anbieten, der die Emissionsauflagen in allen 50 US-Bundesstaaten erfüllt.

Im vergangenen Jahr hatten Diesel-Modelle einen Anteil von rund 10% bei den in den USA verkauften 253.000 Pkw und Light Trucks von Daimler. Bei einzelnen SUV-Modellen hätte der Diesel-Anteil bis zu 20% betragen. "Ich erwarte, dass es in einigen Baureihen in ein bis zwei Jahren einen Anteil von bis zu 30% gibt", sagte der für Entwicklung zuständige Daimler-Vorstand Thomas Weber. Durch den Verkauf in allen 50 Bundesstaaten erwartet Weber einen weiteren Schub. Das war bislang aufgrund des Verfehlens der Emissionsvorgaben nicht möglich.

Unterstützung in der Diesel-Initiative kommt nun auch vom weiß-blauen Wettbewerber: "Wir freuen uns natürlich, dass auch BMW den Clean Diesel in den USA vorantreibt", sagte Zetsche auf der Pressekonferenz in Detroit. Der Münchener Automobilhersteller führt im laufenden Jahr seine Dieseltechnologie unter dem Label "BluePerformance" ein.

"Die Dieseltechnologie ist eine exzellente Antwort auf die Herausforderung zur Verringerung von Emissionen", sagt Norbert Reithofer, Vorstandsvorsitzender der BMW Group. Auf der Detroiter Messe stellt der Automobilhersteller die BluePerformance-Modelle vom X5 und der 3er Baureihe vor.

Während BMW schon immer ihren eigenen Weg ging, bildete Volkswagen zunächst eine Bluetec-Allianz mit Daimler. Doch keine zwölf Monate nach der Gründung einer Allianz kündigten die Wolfsburger die enge Zusammenarbeit und vermarkten nun wieder ihr eigenes Label "TDI".

Im Spätsommer will der Wolfsburger Automobilhersteller den VW Jetta TDI auf dem US-Markt einführen. Dessen Absatz lag im vergangenen Jahr bei 99.000 Einheiten - ohne Diesel-Modell. Stefan Jacoby, CEO von Volkswagen of America, ist vom Erfolg überzeugt: "Im ersten Volljahr rechne ich mit einem Diesel-Anteil am Jetta-Absatz von 30%."

In einer ähnlichen Größenordnung sieht Jacoby den Diesel-Anteil am gesamten US-Absatz der Marke Volkswagen. "In fünf bis sechs Jahren könnte ein solcher Anteil erreicht werden." Allerdings werde der Anteil nicht in allen Segmenten so hoch sein.

Mit einer Diesel-Variante will Jacoby auch den kleinen Geländewagen Tiguan auf den US-Markt bringen. "Wir werden den Tiguan auch als Diesel anbieten, allerdings nicht gleich zur Markteinführung 2008", sagte Jacoby. Er gehe davon aus, dass dies im nächsten Jahr geschehe.

Webseiten: http://www.bmwgroup.com http://www.daimler.com http://www.vda.com http://www.volkswagenag.com -Von Christoph Baeuchle, Dow Jones Newswires, +49 (0)711 2287 412, christoph.baeuchle@dowjones.com DJG/cba/nas

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