Deutliche Kostensenkung durch E-Billing

23.03.2000
Immer weiter dringt das Internet in alle Bereiche des Geschäftslebens vor. Fast kein Tag vergeht, an dem nicht eine neue Entwicklung im Internet sich anschickt, Althergebrachtes zu revolutionieren. Jetzt scheinen durch E-Billing die Tage von EDI gezählt.

Seit zirka 20 Jahren in weiten Teilen der Industrie eingesetzt, erlaubt EDI (Electronic Data Interchange), der Austausch von Geschäftsdaten, das Zusammenrücken von Geschäftspartnern auf elektronischem Weg. Das Einsparpotential ist enorm. Seit Spätsommer letzten Jahres macht Seals, eine Firmenausgründung aus der Lufthansa Tochtergesellschaft Air-Plus, von sich reden und schickt sich an, mit eigenen Entwicklungen das weite Feld des Datenaustauschs beim Rechnungs- und Bestellwesen im Business-to-Business-Bereich umzukrempeln.

Wenn die Prognosen des Marktforschungsunternehmens Ovum eintreffen, wird die europäische Wirtschaft bereits in fünf Jahren jährlich fast sechs Milliarden Rechnungen über Datennetze verschicken. Vorreiter der elektronischen Rechnungsstellung sollen laut Seals und Ovum deutsche Unternehmen sein: 37 Prozent aller im Jahr 2005 über die europäischen Datennetze versendeten Rechnungen sollen aus deutschen Firmen stammen. Noch im letzten Jahr wurden etwa zwei Millionen Rechnungen elektronisch erstellt und verschickt, dieses Jahr sollen es bereits 40 Millionen sein. Ebenso wie für das Transaktionsvolumen wird auch für den Markt ein explosionsartiges Wachstum vorausgesagt. Zwar haben Dienstleis-ter und Software-Hersteller im letzten Jahr nur etwa 200 Millionen Euro Umsatz mit Services und Produkten rund um die elektronische Rechnungsstellung erzielt, aber bis 2005, so die Ovum Studie, soll das Umsatzvolumen auf über vier Milliarden Euro ansteigen.

Knapp drei Viertel dieses Umsatzes soll die Transaktionsverarbeitung im Markt für "Electronic Bill Presentment und Payment" (EBPP) ausmachen, wobei 90 Prozent davon auf den B2B-Sektor entfallen sollen. Viele Unternehmen werden sich eines Intermediärs bedienen, eines Dienstleisters, der die Rechnungen erstellt und verschickt.

Einsparungen im Bereich zwischen 70 und 80 Prozent scheinen auf Basis der bisher gemachten Erfahrungen möglich. Laut Marketing-Leiter Volker Koppe liegt bei Seals der Preis für die elektronische Rechnungsstellung und den Versand bei etwa vier Mark, wobei der Preis volumenabhängig ist. Seals-Chef Marcus Laube: "Insbesondere die Geschäftsprozesse werden vereinfacht und beschleunigt, weil die computergenerierten Bestellungen übers Datennetz übertragen und beim Empfänger per Mausklick direkt in die eigenen Computersysteme übernommen werden können." Mit den Produkten "Invoice-Xchange" für das Rechnungs- und "Order-Xchange" für das Bestellwesen betreut Seals mit dem Extranet Xnet 13.000 Firmenkunden mit einem Abrechnungsvolumen von mehr als acht Milliarden Mark. Neu hinzugekommen ist eine Kooperation mit dem B2B-Auktionshaus Portum, bei dem über das neue Produkt "Bid-Xchange" in Web-Auktionen erstandene Produkte abgewickelt und fakturiert werden. Die Nutzung von Invoice-Xchange und Order-Xchange ist nach Angaben von Koppe nur für Unternehmen interessant, die regelmäßig und häufig Rechnungen und Bestellungen mit anderen Firmen austauschen. Wer den Service nutzen will, muss lediglich über einen InternetAnschluss verfügen. Um die Authentizität von Absender und Empfänger zu gewährleisten, werden alle an Xnet angeschlossenen Arbeitsplätze mit einem Chipkartenleser und die zugangsberechtigten Mitarbeiter mit einer Smartcard ausgestattet. Nach Laubes Meinung bietet der XML-basierte Dienst gegenüber herkömmlichen EDI-Lösungen beispielsweise den Vorteil der erheblich geringeren Anfangsinvestitionen. Und: "Unternehmen, die selbst bereits EDI nutzen, haben damit endlich die Möglichkeit, den automatischen Datenaustausch auch auf Partnerfirmen ohne EDI auszudehnen."

Bleibt abzuwarten, ob die mit einem relativ hohen Abstimmungsaufwand verbundene etablierte Variante im EDI-Format langfristig gegen die Konkurrenz der Datenkonvertierungsdienstleister bestehen kann. Nach bisheriger Rechtslage muss aus einer Rechnung, die als Beleg gelten soll, eindeutig hervorgehen, vom wem sie kommt und an wen sie geht. Ebenso muss die Umsatzsteuer ausgewiesen sein, und das Datum und das Wort Rechnung müssen zu finden sein. Eine Unterschrift ist nicht notwendig. Wenn diese Hürde genommen ist, steht dem elektronischen Bestell- und Rechnungswesen, bei dem die Daten in die häufig unterschiedlichen DV-Strukturen übernommen werden müssen, nichts mehr entgegen. (up)

www.seals.com

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