5G in der Industrie

Deutsche Firmen setzen große Hoffnungen auf 5G

Peter Marwan lotet kontinuierlich aus, welche Chancen neue Technologien in den Bereichen IT-Security, Cloud, Netzwerk und Rechenzentren dem ITK-Channel bieten. Themen rund um Einhaltung von Richtlinien und Gesetzen bei der Nutzung der neuen Angebote durch Reseller oder Kunden greift er ebenfalls gerne auf. Da durch die Entwicklung der vergangenen Jahre lukrative Nischen für europäische Anbieter entstanden sind, die im IT-Channel noch wenig bekannt sind, gilt ihnen ein besonderes Augenmerk.
Rund die Hälfte der deutschen Industrieunternehmen mit mehr als 50 Mitarbeitern betrachtet 5G als relevant für ihr Geschäft, so ein Ergebnis einer repräsentativen Umfrage des Bitkom. Dem Standort Deutschland stellen die Befragten in Bezug auf 5G aber ein durchwachsenes Zeugnis aus.

49 Prozent der Industrieunternehmen in Deutschland mit 50 oder mehr Mitarbeitern sehen durch den Mobilfunkstandard 5G künftig zahlreiche zusätzliche Entwicklungsmöglichkeiten für ihr eigenes Geschäft. 84 Prozent glauben, dass 5G die Produktivität deutscher Unternehmen erheblich fördern wird. Für 70 Prozent ist 5G sogar eine der wichtigsten Zukunftstechnologien, so lauten einige der zentralen Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage des Bitkom. Demnach stehen im Mittelpunkt der Überlegungen die vernetzte Produktion sowie die Echtzeitkommunikation mit Maschinen.

Der Bitkom sieht in 5G eine Schlüsseltechnologie für den Industriestandort Deutschland. Ein großer Teil der deutschen Industrieunternehmen teilt diese Einschätzung, viele fürchten aber dass die Chancen verpasst werden.
Der Bitkom sieht in 5G eine Schlüsseltechnologie für den Industriestandort Deutschland. Ein großer Teil der deutschen Industrieunternehmen teilt diese Einschätzung, viele fürchten aber dass die Chancen verpasst werden.
Foto: warat42 - shutterstock.com

"Für den Industriestandort Deutschland ist 5G eine Schlüsseltechnologie", erklärt Bitkom-Präsident Achim Berg. "Sehr hohe Geschwindigkeiten und ultrakurze Reaktionszeiten sind die Basis für die smarte Fabrik. Die deutsche Industrie bekommt mit 5G einen enormen Schub." Nach Ansicht von Berg ist 5G insbesondere für das vernetzte Fahren, den Bau effizienter Energienetze und bei einer lückenlosen Transportüberwachung in der Logistik wichtig

Den Ergebnissen der Bitkom-Umfrage zufolge planen oder diskutieren 42 Prozent der Industrieunternehmen eine 5G-Versorgung. Gut ein Drittel davon plant, für die 5G-Versorgung auf einen Netzbetreiber zurückzugreifen. Lediglich sechs Prozent beschäftigen sich damit, wie und wofür sich 5G über lokal nutzbarere Frequenzen einsetzen lässt. Bitkom-Präsident Berg dazu: "Die Bundesnetzagentur hat Frequenzbereiche für die lokale 5G-Nutzung reserviert. Wenn kaum ein Unternehmen davon Gebrauch machen will, liegen diese Frequenzblöcke ungenutzt brach. Wer sich jetzt nicht mit 5G beschäftigt, riskiert das Geschäft von morgen."

49 Prozent der Industrieunternehmen in Deutschland sehen im Mobilfunkstandard 5G zahlreiche zusätzliche Entwicklungsmöglichkeiten für ihr Geschäft. Bei größeren Unternehmen ist der Anteil der 5G-Optimisten sogar deutlich höher.
49 Prozent der Industrieunternehmen in Deutschland sehen im Mobilfunkstandard 5G zahlreiche zusätzliche Entwicklungsmöglichkeiten für ihr Geschäft. Bei größeren Unternehmen ist der Anteil der 5G-Optimisten sogar deutlich höher.
Foto: Bitkom

Über die Hälfte derjenigen, die sich mit 5G beschäftigen, will die Mobilfunktechnik für die vernetzte Produktion einsetzen. Die Hälfte davon wiederum denkt an Augmented und Virtual Reality (AR, VR), ebenso viele an die Echtzeitkommunikation zwischen Maschinen. 5G für autonome Fahrzeuge und Transportsysteme ist für 39 Prozent der Firmen ein Thema. 31 Prozent wollen auf Basis von 5G mobile Roboter einsetzen.

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Immerhin 23 Prozent der befragten Firmen sind der Meinung, dass die Leistungsfähigkeit der deutschen Wirtschaft auch ohne 5G erhalten bliebe. Vier Prozent sehen im 5G-Aufbau keinen Nutzen für Deutschland. 69 Prozent der Unternehmen, für die 5G aktuell kein Thema ist, planen mit WLAN statt mit 5G. 57 Prozent aus dieser Gruppe sehen keinen Mehrwert im neuen Mobilfunkstandard, 32 Prozent fehlt das notwendige Budget.

Durchwachsenes Zeugnis für den 5G-Standort Deutschland

Im weltweiten Vergleich sehen Deutschland bei 5G nur zwei Prozent der Industrieunternehmen in der Spitzengruppe, jeweils gut ein Drittel stufen es im Mittelfeld oder unter den Nachzüglern ein. 22 Prozent halten Deutschland bei Entwicklung und Einsatz der Technologie im internationalen Vergleich sogar schon für abgeschlagen.

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Aus Sicht des Bitkom sollte die Politik prüfen, wie Mobilfunkstandorte wettbewerbsneutral gefördert werden können, um verbleibende weiße Flecken zu versorgen. Außerdem fordert der Verband einfachere, standardisierte Antrags- und Genehmigungsverfahren. "Zum Beispiel müssen alle wegerechtlichen Genehmigungsprozesse für Fest- und Mobilnetze digital abgewickelt werden können", so Berg.

Bitkom, 5G, Deutschland,16:9
Bitkom, 5G, Deutschland,16:9
Foto: Bitkom

Zudem würde nach Ansicht von Bitkom-Präsident Berg die mietfreie Nutzung öffentlicher Infrastruktur den schnellen 5G-Aufbau unterstützen. Er greift damit inhaltlich eine Forderung von Vodafone-Deutschlandchef Hannes Ammetsreiter auf. Der hatte in einem Interview kürzlich angeregt, dass "der Staat" Leerrohre verlegt, um den Ausbau der Breitband-Kabelnetze zu fördern.

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