Studie des VATM

Deutsche greifen immer seltener zum Festnetz-Telefon

07.10.2020
Die Gesamtzahl der Sprachminuten über das Festnetz ist dieses Jahr im Vergleich zu 2019 um neun Prozent gesunken. Ohne Corona- Pandemie wäre der Rückgang wahrscheinlich noch stärker ausgefallen.
Noch vor drei Jahren war das Festnetztelefon das am häufigsten genutzte Gerät, wenn in Deutschland jemand telefonieren wollte.
Noch vor drei Jahren war das Festnetztelefon das am häufigsten genutzte Gerät, wenn in Deutschland jemand telefonieren wollte.
Foto: Brian A Jackson - shutterstock.com

Das Festnetz-Telefon verliert weiter rapide an Bedeutung. Obwohl viele Bürger in Coronazeiten weniger unterwegs sind, sinkt die Gesamtzahl der Sprachminuten über das Festnetztelefon dieses Jahr um neun Prozent im Vergleich zu 2019, wie aus einer am Dienstag in Köln vorgestellten Studie des Branchenverbandes VATM hervorgeht. Nach Einschätzung des Studienautoren Torsten Gerpott wäre der Rückgang ohne die Pandemie noch stärker ausgefallen. Jeden Tag sind es dieses Jahr schätzungsweise nur noch 235 Millionen Festnetzminuten - grob gesagt also drei Minuten pro Kopf. 2013 waren es doppelt so viele.

Mit dem Mobiltelefon wurde hingegen mehr telefoniert (361 Millionen ausgehende Sprachminuten pro Tag, plus fünf Prozent). Besonders gefragt waren zudem so genannte OTT-Dienste (Over-the-top) wie WhatsApp, Skype oder FaceTime. Über deren Internetdienste wird in Deutschland laut der Studie inzwischen 213 Millionen Minuten pro Tag telefoniert, also fast so viel wie über das Festnetztelefon. Prozentual gesehen war das ein Plus von neun Prozent.

Trends beim Telefonieren in Deutschland am Beispiel der von Festnetz-, Mobilfunk- und OTT-Anschlüssen abgehenden Sprachverbindungsminuten zwischen 2011 und 2020.
Trends beim Telefonieren in Deutschland am Beispiel der von Festnetz-, Mobilfunk- und OTT-Anschlüssen abgehenden Sprachverbindungsminuten zwischen 2011 und 2020.
Foto: VATM/Dialog Consult

Noch vor drei Jahren war das Festnetztelefon das am häufigsten gewählte Mittel zum Anrufen, doch schon seit langem geht es bergab. VATM-Präsident Martin Witt begründete den Trend mit der Bedeutung des Smartphones, das sich daheim automatisch über WLAN mit dem Internet verbindet. "Es ist bequemer, als an den Festnetzapparat zu gehen."

Aus der Statistik lässt sich übrigens nicht ableiten, dass die Menschen coronabedingt sehr viel mehr telefoniert haben als üblich, egal über welches Medium. Denn die Gesamtzahl der Sprachminuten liegt in etwa im Schnitt der vergangenen zehn Jahre.

Datenvolumen über Breitband steigt um rund 30 Prozent

Im Digitalzeitalter geht das rasante Datenwachstum weiter: Das genutzte Volumen über Breitband-Internetanschlüsse steigt 2020 den Angaben zufolge um rund 30 Prozent auf 72 Milliarden Gigabyte in Deutschland, über den Mobilfunk wurden 5,2 Milliarden Gigabyte abgerufen und damit gut 50 Prozent mehr als zuvor. In den Vorjahren war der prozentuale Anstieg ähnlich hoch. "Das sind eklatante Wachstumsdaten", sagte Professor Gerpott.

Der Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM) vertritt Wettbewerber der Deutschen Telekom. Er gibt jährliche bei der Unternehmensberatung Dialog Consult eine Studei zum TK-Markt in Deutschland in Auftrag. Die Untersuchung zeigt 2020, dass der Internetausbau auch dank hoher Investitionen vorankommt und immer mehr Haushalte ans schnelle Netz angeschlossen sind. So haben mittlerweile 8,3 Millionen Haushalte gigabitfähige Anschlüsse aktiviert. 2019 waren es noch fünf Millionen.

5G bleibt 2020 noch ein Nischenthema

Ein weiteres Thema, das die Telekommunikationsbranche umtreibt, ist der neue Mobilfunkstandard 5G. Dessen Download-Speed ist bis zu 100 Mal schneller als 4G (auch LTE genannt). Vodafone und die Deutsche Telekom begannen schon 2019 mit dem Ausbau, seit Dienstag können auch O2-Kunden über erste eigene 5G-Antennen in das neue Netz. Doch die Studie zeigt, dass 5G noch ein Nischenthema ist: Bis Ende des Jahres werden nach Schätzung der Experten nur 3,8 Prozent der SIM-Karten zur 5G-Übertragung genutzt. (dpa/pma)

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