Cloud Computing bietet viel Potenzial

Deutsche IT-Dienstleister im internationalen Vergleich

Wolfgang Emmer ist Co-Founder des Netzwerks E2 Online Marketing. Zu seinen Schwerpunkten zählen Webstrategie, Performance Marketing und Social Media. Als IT-Publizist mit soziologischem Hintergrund widmet er sich nicht nur Themen wie Arbeit 4.0 sondern gibt auch Einblicke in die smarte Welt des Internet of Things.
Für deutsche IT-Dienstleister geht es steil bergauf. Obwohl es im internationalen Vergleich bei einigen Trends noch deutlich Luft nach oben gibt.

Die Zurückhaltung hierzulande gegenüber der Cloud ist kein Geheimnis und wird von vielen IT-Dienstleistern immer noch als wachstumshemmend kritisiert. Doch wie stehen deutsche Systemhäuser generell im internationalen Vergleich da? Können sie in Sachen Umsatz und Effizienz mithalten? Was zeichnet sie aus und wo liegen die Wachstumschancen?

Fanni Szabo, Geschäftsführerin der Autotask GmbH: "Im Hinblick auf die Geschäftsmodelle sind deutschsprachige IT-Dienstleister auf einem zukunftsträchtigen Weg."
Fanni Szabo, Geschäftsführerin der Autotask GmbH: "Im Hinblick auf die Geschäftsmodelle sind deutschsprachige IT-Dienstleister auf einem zukunftsträchtigen Weg."
Foto: Autotask

Eine Umfrage des IT-Anbieters Autotask zeigt, dass die deutsche ITK-Branche besonders bei einer deutschen Tugend hinterherhinkt: der Sorgfalt.

Mehr Umsatz und Neueinstellungen

Die IT-Branche ist weiterhin ein Zugpferd der deutschen Wirtschaft: Wie der Branchenverband Bitkom im März mitteilte, wird die Beschäftigtenzahl bis Ende 2015 knapp die Millionengrenze erreichen.

Laut dem Verband wird dieses Wachstum vor allem von den deutschen mittelständischen Softwarehäusern und IT-Dienstleistern getragen. Bis Ende 2015 soll in diesem Segment die Beschäftigung 000 auf 785.000 (2013: 58.000 weniger) Arbeitsplätze steigen. Acht von zehn IT-Mittelständler erwarten für das kommende Quartal steigende Umsätze.

Für Bitkom-Präsident Dieter Kempf liegt der Grund auf der Hand: "Softwarehäuser und IT-Dienstleister liefern die Produkte und Dienstleistungen für die Digitalisierung der Wirtschaft, darunter Anwendungen für Cloud Computing, IT-Sicherheit oder Big Data".

Ein Viertel der IT-Dienstleister weltweit vermeldet eine deutliche Umsatzsteigerung. Im deutschsprachigen Bereich sind die Wachstumsraten etwas niedriger.
Ein Viertel der IT-Dienstleister weltweit vermeldet eine deutliche Umsatzsteigerung. Im deutschsprachigen Bereich sind die Wachstumsraten etwas niedriger.
Foto: Autotask

Sorgfalt ist keine deutsche ITK-Tugend

Der Deutsche an sich gilt gemeinhin als besonders sorgfältig. Das scheint aber nicht für deutschen IT-Dienstleister bei der Zeiterfassung von Projektstunden zu gelten. Wie die Umfrageergebnisse von Autotask zeigen, verfolgen im internationalen Vergleich mehr als doppelt so viele der befragten deutschen IT-Dienstleister (14 Prozent) die abrechenbare Arbeitszeit ihrer Techniker überhaupt nicht nach.

Auch was die Effizienz betrifft, gibt es Luft nach oben: Laut den Ergebnissen verlieren die Hälfte der befragten Unternehmen monatlich bis zu 20 Arbeitsstunden aufgrund ineffizienter Abläufe, was schlimmstenfalls zu jährlichen Umsatzeinbußen im sechsstelligen Bereich führt.

Auch was die abrechenbare Arbeitszeit angeht, bleiben sowohl die deutschen als auch internationalen IT-Dienstleister weit hinter ihren eigenen Erwartungen. Fast die Hälfte der deutschen und internationalen Dienstleister würde gerne mehr als 81 Prozent ihrer Techniker abrechnen, doch nur ein Fünftel erreicht diese Quote.

Durch ungenaue und ineffiziente Zeiterfassung gehen den IT-Dienstleistern Einnahmen verloren.
Durch ungenaue und ineffiziente Zeiterfassung gehen den IT-Dienstleistern Einnahmen verloren.
Foto: Autotask

Die Trend-Technologien

Smartphones, Tablets und ultradünne Notebooks – Arbeit wird immer mobiler. Kein Wunder, dass mobile Konnektivität für zwei Drittel der IT-Dienstleister in der D-A-CH-Region (61 Prozent) das Top-Trendthema mit Einfluss auf die Nachfrage ist. Dicht dahinter: Always-on-Umgebungen (53 Prozent) und zusätzliche Anforderungen an Netzwerke (37 Prozent).

Die Zahlen machen aber auch besonders deutlich, dass Cloud Computing in Deutschland und seinen Nachbarländern noch viel Wachstumspotenzial bietet. Steigert die Technologie international bereits bei 63 Prozent aller Befragten die Nachfrage, sehen bislang nur 26 Prozent der D-A-CH-Dienstleister die Cloud als Umsatzmotor.

Experten gehen jedoch davon aus, dass sich dies in naher Zukunft ändert: Laut dem "Bitkom Cloud Monitor 2015" gibt es hierzulande erstmals mehr an der Cloud interessierte Unternehmen als Skeptiker. Entsprechend optimistisch zeigen sich die IT-Dienstleister: Cloud Services zählen für die Befragten neben Managed Services zu dem Vertragstypus mit den höchsten Wachstumschancen.

Dass hier ganze 40 Prozent Managed Services als Wachstumsgenerator Nummer eins sehen, manifestiert deutlich den Wandel vom klassischen IT-Dienstleister zum Managed Services Provider.

Fazit

Fanni Szabo, Geschäftsführerin von Autotask in München, sieht die deutschen IT-Dienstleister für die Zukunft sehr gut aufgestellt: "Die deutschsprachigen IT-Dienstleister überzeugen mit starken Wachstumszahlen und haben bei Kennzahlen wie der SLA-Einhaltungsquote im internationalen Vergleich klar die Nase vorn. Auch im Hinblick auf die Geschäftsmodelle sind sie auf einem zukunftsträchtigen Weg. Betriebliche Effizienz, vorausschauende Planung und der konstante Überblick über Prozesse und Metriken sind die Grundvoraussetzungen, die IT-Dienstleister dafür erfüllen müssen".

Zudem versprechen Technologien wie Cloud Computing ein großes Geschäftspotenzial. Obwohl auch in diesem Jahr wieder die meisten deutschen IT-Dienstleister steigende Gewinne erwarten, geschieht dies - anders als bei der ausländischen Konkurrenz - vermehrt noch ohne die Cloud. (tö)

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