Deutsche Lotus positioniert sich neu

28.02.2002

In der Münchener Lotus-Zentrale hat man derzeit offensichtlich Dringenderes zu tun, als die Demission von Hans-Peter Bauer, Lotus-Geschäftsführer Central Region, zu kommentieren. Dieser hatte die IBM-Software-Tochter Ende Januar überraschend verlassen. "Aus persönlichen Gründen", so Bauer. "Er wollte weg", lautet die inoffizielle Auskunft bei Big Blue.

Bauers schnell ernannter Nachfolger Michael Fettweis, ein Vertriebsmann aus den eigenen Reihen, hat vor allem die Aufgabe, die Softwarepalette mit dem Flaggschiff Domino unter dem Label "Collaborated Networking" in den Markt zu bringen. Dazu hat der Softwerker die Notes-Version 6 um Wireless-Funktionen erweitert, damit bei Anwendern für uneingeschränkte Verfügbarkeit gesorgt und sie auf Java (Java 2 Enterprise Edition/J2EE) getrimmt.

Zwar bleibt Javaskript erhalten, doch klar ist: Wer künftig oder weiterhin auf Domino-Server setzt, wird sich mehr mit der Integration der Groupware und darauf aufgesetzter Applikationen in die unternehmenseigene E-Business-Infrastruktur auseinander setzen müssen als bisher. Denn Domino mitsamt der Knowledge-Management-Software "Lotus Discovery Server" und der Collaboration-Werkzeuge "Sametime" und "Quickplace" werde künftig ohne die hauseigene Transaktionssoftware "Websphere" kaum mehr zu denken sein, so die Lotus-Aussage.

Diese keineswegs uneigennützige Verquickung mit IBM-Software findet zwar in Lotus-Partner-Reihen nicht ungeteilte Zustimmung, doch um Microsofts "Dotnet"-Strategie auszukontern, bastelt IBM an einer eigenen Plattform für Unternehmensportale und daran angeschlossene Webservices. In diesem Baukasten-Ansatz stellen die Domino-Produkte eine Schicht dar; die bisherige Funktion als Daten- und Anwendungsschleuder für Groupware-Anwendungen zugleich ist passé.

Zu dieser Neupositionierung passt, dass Lotus seine starke Direktabteilung "Professional Services" in eine reine Consulting-Abteilung umgewandelt hat. Sie soll in Zusammenarbeit mit Partnern, darunter Integratoren und ISVs, für die komplexer gewordene Integration in die IT-Infrastruktur von Firmen sorgen. Das direkte Projektgeschäft übernimmt in Zukunft der IBM-Arm "Global Services".

Insofern könnte die Demission von Bauer schlicht dem Umstand geschuldet sein, dass der ehrgeizige Manager sich nicht als reiner Vertriebshäuptling ohne Direktmannschaft erleben wollte. (hei/wl)

www.lotus de

Zur Startseite