Deutsche Metrologie ist von ihren hochgesteckten Zielen noch weit entfernt

07.11.1997
MÜNCHEN: Beim Münchner Distributor Metrologie GmbH ist Feuer unterm Dach. Seitdem Merisel-Mitbegründer Werner Hollik vor gut einem Jahr den altgedienten Metrologie-Statthalter Ekkhard Jekeli abgelöst hat, scheint nichts mehr im Lot: Mitarbeiter laufen scharenweise davon, schwarze Zahlen lassen weiter auf sich warten und von ihrem Ziel, zu den fünf größten Distributoren im Lande zu gehören, sind die Münchner nach wie vor weit entfernt.In der Münchner Steinerstraße 15 herrscht derzeit ein eisiges Klima, doch öffentlich Stellung nehmen will trotzdem niemand. "Die Stimmung ist auf dem Nullpunkt, die Motivation des Teams im Keller. Viele der alten Metrologie-Mitarbeiter haben das Unternehmen gefrustet verlassen und die, die noch da sind, suchen händeringend einen neuen Job," schildert ein Insider die Situation bei der Metrologie GmbH.

MÜNCHEN: Beim Münchner Distributor Metrologie GmbH ist Feuer unterm Dach. Seitdem Merisel-Mitbegründer Werner Hollik vor gut einem Jahr den altgedienten Metrologie-Statthalter Ekkhard Jekeli abgelöst hat, scheint nichts mehr im Lot: Mitarbeiter laufen scharenweise davon, schwarze Zahlen lassen weiter auf sich warten und von ihrem Ziel, zu den fünf größten Distributoren im Lande zu gehören, sind die Münchner nach wie vor weit entfernt.In der Münchner Steinerstraße 15 herrscht derzeit ein eisiges Klima, doch öffentlich Stellung nehmen will trotzdem niemand. "Die Stimmung ist auf dem Nullpunkt, die Motivation des Teams im Keller. Viele der alten Metrologie-Mitarbeiter haben das Unternehmen gefrustet verlassen und die, die noch da sind, suchen händeringend einen neuen Job," schildert ein Insider die Situation bei der Metrologie GmbH.

Eine Stimmung, die es unter der Ägide des Ex-Deutschland-Chefs Ekkhard Jekeli nicht gegeben habe: "Das Engagement von Jekeli war zwar nicht immer von Erfolg gekrönt, aber er ist trotzdem immer Mensch geblieben." Seinem Nachfolger Werner Hollik indes, der von der französischen Muttergesellschaft vor rund einem Jahr als neuer Deutschland-Chef benannt worden war, seien die Mitarbeiter "herzlich egal".

Die miese Stimmung geht aber nicht ausschließlich auf den umstrittenen Führungsstil Holliks zurück. Was den Mitarbeitern außerdem zu schaffen macht, ist die Hilflosigkeit des Unternehmens. "Die Hoffnung der Mitarbeiter, daß mit Hollik endlich ein Manager kommt, der Frankreich einmal die Stirn bietet, hat sich nicht erfüllt", berichtet ein Unternehmenskenner. In Ermangelung eines eigenen Konzepts für die deutsche Niederlassung habe der Ex-Merisel-Manager widerspruchslos die französischen Pläne übernommen.

Umbau zum Broadliner kommt ins Stocken

Zu allem Übel sind die Vorhaben der Franzosen nach Einschätzung von Branchenkennern in Deutschland aber nicht umsetzbar. "Die Metrologie GmbH soll vom Spezial- zum Broadline-Distributor umgebaut werden - und das, ohne großartige Investitionen", sagt ein Insider.

Doch damit nicht genug: Erklärtes Ziel ist es nach wie vor, unter die Top five der hiesigen Großhändler aufzusteigen - ein aussichtsloses Unterfangen, wenn man sich die mageren Umsätze anschaut: So lagen die Einnahmen der deutschen Metrologie im vergangen Jahr bei lediglich 120 Millionen Mark. Zum Vergleich: Raab Karcher, die sich in der Hitliste der größten deutschen Distributoren laut PC Europe auf Platz sechs wiederfinden, erwirtschafteten 1996 einen Umsatz von 600 Millionen Mark. CHS als Nummer eins liegt gar bei 2,36 Milliarden Mark.

Firmenaufkäufe sind nicht ausgeschlossen

Für Metrologie-Statthalter Hollik gibt es also viel zu tun. Ob ihm Frankreich allerdings die Zeit dazu gibt, erscheint im Moment fraglich. "Holliks Tage sind gezählt", weiß ein Firmenkenner. Davon will Hollik aber nichts wissen. "Diese Spekulationen sind mir schon öfters zu Ohren gekommen. Nur: Es ist nichts dran." Trotzdem dürfte der Metrologie-Chef im Moment einige Probleme haben. So wird berichtet, daß die französische Muttergesellschaft vor einiger Zeit einen Manager aus ihren Reihen nach Deutschland abkommandiert hat, so daß Hollik über keinerlei Entscheidungsbefugnisse mehr verfüge. Auf diese Art und Weise versuche Metrologie-Präsident Alain Fraiberger seinen Fehler, Hollik als Deutschland-Chef von Merisel geholt zu haben, wieder einigermaßen auszubügeln.

Für Hollik stellt sich diese Situation ganz anders da. "Deutschland, so wurde es vom Konzern vorgegeben, soll wieder stärker wachsen. Daher habe ich selbst Verstärkung aus Frankreich angefordert", behauptet er. Von einer Beschneidung seiner Kompetenzen könne daher keine Rede sein. Auch sonst sieht sich der Manager auf dem richtigen Weg. Sein vorrangiges Ziel: Den Umsatz von 120 Millionen Mark in diesem Geschäftsjahr entscheidend in die Höhe zu treiben. "Bei meinem Amtsantritt habe ich mir vorgenommen, in diesem Geschäftsjahr ein Umsatzwachstum von 80 Prozent zu realisieren", so Hollik.

Zwar gesteht er ein, daß dieses Ziel durch die allgemein ungünstige Marktlage schwierig zu erreichen ist. Eine Steigerung um etwa 50 Prozent ist seiner Meinung nach dennoch machbar. Zudem hoffe er, das Unternehmen schon bald in die Profitabilität führen zu können.

Ob allerdings die Vorgabe aus Frankreich, in jedem Land zu den fünf größten Distributoren zu gehören, aus eigener Kraft zu schaffen ist, bezweifelt auch Hollik. Zu Hilfe sollen daher Firmenaufkäufen kommen. "Wir sind derzeit auf der Suche nach kleineren Distributoren, die leicht zu integrieren sind", erklärt er. Erste Gespräche würden bereits geführt. Um welche Unternehmen es sich dabei handelt, wollte er indes nicht verraten.

Wenig besorgniserregend findet Hollik den personellen Aderlaß seines Unternehmens. Im Gegenteil: Seiner Einschätzung nach arbeite er mit derzeit rund 80 Mitarbeitern viel effektiver als mit den 106 Angestellten, die er zum Zeitpunkt seines Amtsantritts vorgefunden hat. (sn)

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