Gegenwind

Deutsche Telekom von starkem Euro gebremst

10.08.2018
Die Deutsche Telekom kämpft weiter mit Gegenwind durch den starken Euro.

Trotz des ordentlichen Wachstums der US-Mobilfunksparte kam in Bonn im zweiten Quartal daher weniger Umsatz und Ergebnis an als ein Jahr zuvor. Ohne die störenden Wechselkurseffekte sieht Telekom-Chef Tim Höttges den Dax-Konzern aber weiter im Aufwind - auch in Deutschland und Europa. Das Mobilfunkgeschäft auf dem Heimatkontinent läuft immer besser, zudem profitiert das Unternehmen im Tagesgeschäft von Kostensenkungen, wie der Konzern am Donnerstag mitteilte.

Der starke Euro bremst die Telekom aus.
Der starke Euro bremst die Telekom aus.
Foto: Axel Bueckert - shutterstock.com

Die Zahlen aus den USA lagen vor gut einer Woche schon vor, US-Chef John Legere hatte erneut die Aussichten für die Vertragskundenzahl und das operative Ergebnis nach oben geschraubt. "Die Trends in Deutschland und den USA stimmen", sagte Finanzchef Thomas Dannenfeldt am Donnerstag laut Mitteilung. "In den europäischen Landesgesellschaften haben wir es geschafft, wieder nachhaltig zu wachsen."

Weil der Euro aber im zweiten Quartal rund zehn Prozent stärker war als ein Jahr zuvor, musste die Telekom bei fast allen wichtigen Kennziffern Rückgänge präsentieren. Der Umsatz ging um 2,8 Prozent auf 18,4 Milliarden Euro zurück. Ohne Wechselkurse hätte der Konzern ein Plus von 1,3 Prozent vorlegen können.

Ein ähnliches Bild zeigt sich beim um Sondereffekte bereinigten Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda): Das trat mit minus 0,3 Prozent bei 5,93 Milliarden Euro auf der Stelle, hätte aber aus eigener Kraft um 3,9 Prozent zugelegt.

Weil die Telekom bei der Ergebnisprognose Währungseinflüsse ausklammert, konnte Höttges die Aussichten für das Gesamtjahr zum zweiten Mal leicht um 100 Millionen Euro erhöhen. 23,4 Milliarden Euro sollen es jetzt werden, auf Basis der Wechselkurse vom vergangenen Jahr. Das sind rund 5,4 Prozent Plus zum Vorjahreswert.

43 Prozent weniger

Unter dem Strich rutschte der Konzernüberschuss im Berichtszeitraum um 43 Prozent auf 495 Millionen Euro ab. Hier belastete vor allem die Einigung im jahrelangen Rechtsstreit mit dem Bund über den Betrieb des Mautsystems Toll Collect - die Telekom zahlt 550 Millionen Euro, um das Verfahren beizulegen. Allerdings wurden auch höhere Kosten für den Personalabbau fällig.

Am Markt verwies ein Händler darauf, dass das operative Ergebnis kaum mehr überraschen konnte, nachdem die US-Sparte bereits Zahlen vorgelegt hatte. Auch JPMorgan-Experte Akhil Dattani sah die Ergebnisse im Einklang mit den Markterwartungen. Die Aktie büßte im frühen Handel etwa ein halbes Prozent an Wert ein.

Anleger blicken daneben zudem auf die Entwicklung des freien Geldzuflusses, an den die Deutsche Telekom ihre Dividendenzahlung geknüpft hat. Der Free Cashflow stieg um 16 Prozent wie von Experten erwartet auf 1,5 Milliarden Euro. Die Investitionsausgaben nahmen - ohne Ausgaben für Mobilfunklizenzen gerechnet - um knapp ein Prozent auf drei Milliarden Euro zu.

Im Mobilfunk in Deutschland kletterten die Serviceumsätze im Quartal zum Vorjahreszeitraum auf vergleichbarer Basis um 2,9 Prozent, weil immer mehr Kunden für üppigere Datentarife mehr Geld bezahlen. Unter eigenen Marken stieg die Zahl der Vertragskunden seit Ende März um 122 000. Im Breitband konnte der Konzern um 80 000 Anschlüsse zulegen.

Ein knapp einprozentiger Umsatzrückgang in Deutschland im Vergleich zum Vorjahr war nach Angaben eines Sprechers auf neue Bilanzierungsrichtlinien zurückzuführen. Trotzdem konnte die Telekom wegen Kostensenkungen beim Ergebnis zulegen. Diese kamen auch in der Europasparte zum Tragen.

Das Sorgenkind T-Systems kam bei Umsatz und Ergebnis weiter nicht voran, konnte aber dank einer Großbestellung beim Auftragseingang punkten. Der neue Spartenchef Adel Al-Saleh hat dem IT-Anbieter einen Sparkurs verordnet und will bis 2020 rund 10 000 Stellen weltweit streichen. Insgesamt will der Konzern bei T-Systems 600 Millionen Euro einsparen. (dpa/ad)

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