Deutscher Markt für SCM- und SRM-Lösungen gerät ins Stocken

19.12.2002
Der Markt für Supply-Chain-Management und Supplier-Relationship-Management brach in der zweiten Hälfte 2002 kurzzeitig ein. Die Analysten von PAC erklären die Gründe und stellen ihre modifizierten Prognosen bis 2006 vor.

Das Wachstum im deutschen Markt für Supply-Chain-Management und Supplier-Relationship-Management wird laut den Beratern von Pierre Audoin Consultants (PAC) in 2002 vorübergehend einbrechen: Nach einer Steigerungsrate von 28,9 Prozent in 2001 wächst der Markt im Jahr 2002 nur noch um sechs Prozent.

Auch 2003 wird ihrer Meinung nach klar unter den bisherigen Erwartungen bleiben. Zwar rechnet PAC mit einer langsamen Erholung des Marktes ab Mitte des Jahres, aber nur unter der Voraussetzung, dass die Konjunktur langsam wieder in Fahrt kommt. Noch gehen die Wirtschaftsprognosen von einer - wenn auch schwachen - Erholung der Weltwirtschaft und der deutschen Wirtschaft aus.

Nichtsdestotrotz bleiben die langfristigen Perspektiven für SCM und SRM positiv. Der augenblickliche Einbruch ist laut Analysten auf die geringe Investitionsbereitschaft seitens der Anwender zurückzuführen. Die Projekte wurden nicht abgesagt, sondern nur verschoben. Aus diesem Grund kann mittelfristig wieder mit einer Belebung des Marktes gerechnet werden, da ein starker Nachholbedarf entsteht. Schon in 2004 wird der Markt wieder um mehr als 20 Prozent wachsen.

Da vor allem Unternehmen mit einer geringen Fertigungstiefe überproportional von SCM- und SRM-Lösungen profitieren, fällt der Einbruch im Bereich Automotive & Aerospace geringer aus als im Gesamtmarkt. Dies gelte laut Analystenmeinung auch für den Sektor Electrical Engineering & Hightech. Allerdings stehe dieses Branchensegment im Augenblick unter besonderem Druck, sodass die Investitionsbereitschaft dort überproportional stark eingebrochen sei. Der Sektor öffentliche Verwaltung wächst ebenfalls überproportional stark, was auf die noch geringen Umsätze sowie das teilweise an-tizyklische Investitionsverhalten der öffentlichen Hand zurückzuführen ist, so Christian Glas, Berater bei PAC.

Der Einbruch im Produktgeschäft sei hingegen eklatant in 2002. Die Lizenzumsätze würden sogar spürbar sinken, da sehr wenige neue SCM-Projekte in Angriff genommen werden. Ein großer Teil der Projekte beschränkt sich nämlich auf die Optimierung und Erweiterung von bestehenden Systemen. Diese Projekte kommen häufig ohne neue Lizenzen aus. Daher werden die Projektumsätze in 2002 stärker steigen als die Softwareumsätze. Der Outsourcing-Markt erweist sich für die Berater wieder einmal als sehr krisenresistent.

Marktreife entscheidet über baldige Erholung

Nach der PAC-Segmentierung setzt sich der SCM- und SRM-Markt aus insgesamt vier Applikationen zusammen, die teilweise sehr unterschiedliche Marktreife aufweisen. Während Supply Chain Execution (SCE), die operative Ebene des SCM, bereits eine gewisse Reife aufweist, da viele der Funktionen schon in ERP-Systemen integriert waren, ist die strategische Ebene, Supply Chain Planning (SCP), noch jünger und hatte in 2001 entsprechend höhere Wachstumsraten. Da SCP-Projekte aber ungleich aufwändiger sind als SCE-Projekte und der Zeitraum bis zum Erreichen des ROI sehr groß ist, ist der SCP-Einbruch in 2002 wesentlich höher als in anderen Anwendungsgebieten. Supply Chain Supervision (SCS) - Controlling und Störungsmanagement der Lieferkette - wächst dagegen sehr schnell, da es sich um einen sehr jungen Markt handelt, obwohl die Krise in 2002 auch an ihm nicht spurlos vorübergegangen ist.

Das Beratungsunternehmen untergliedert SRM in die operative Basis - E-Procurement - und in das strategische SRM, das in Anlehnung an Customer-Relationship-Management (CRM) eine langfristige Beziehung zu den Lieferanten anstrebt. Während E-Procurement-Anwendungen eine hohe Marktreife und bereits signifikante Marktvolumina aufweisen, ist das strategische SRM eine sehr neue Applikation mit langfristig höheren Wachstumsraten.

www.pac-online.de

ComputerPartner-Meinung:

Selbst die zukunftsträchtigsten Marktsegmente der IT-Branche mussten in 2002 Umsatzeinbrüche hinnehmen. Potenzielle Kunden legten aus Spargründen bereits fest eingeplante IT-Projekte auf Eis. Das ist die schlechte Nachricht - und gleichzeitig ein Hoffnungsschimmer für die Zukunft. Denn alle verschobenen Projekte werden in den kommenden Jahren realisiert. Wer dann kundenorientierte Angebote macht, bleibt in der ersten Reihe. (go)

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