Deutscher Servermarkt erstmals seit langem wieder im Plus

11.09.2003
Nach einer langen Durststrecke von über zwei Jahren hat sich der deutsche Servermarkt im zweiten Quartal erstmals wieder zum Positiven gewendet. Das besagt eine Studie von Marktforscher IDC.

Ein im europäischen Vergleich überdurchschnittlich hohes Wachstum attestieren die Analysten von IDC dem deutschen Servermarkt im zweiten Quartal. 8,7 Prozent Umsatzplus und 20,3 Prozent bei den Stückzahlen lassen nach neun Quartalen der Stagnation und des Niedergangs wieder hoffen, dass die lange Durststrecke in Deutschland überstanden ist. Wie fragil der Servermarkt ist, zeigt allerdings die Entwicklung in Europa: Nach Stückzahlen ebenfalls im zweistelligen Bereich gewachsen, lag die Umsatzbilanz im Vergleich zum Vorjahr dennoch leicht im Minus.

Im zweiten Quartal 2003 wurden in Deutschland laut IDC 59.600 Server verkauft und damit ein Umsatz von 826 Millionen Dollar (750,9 Millionen Euro) erwirtschaftet. Der Trend zu hochwertigeren Risc-Unix-Systemen, der sich vor allem in den Zahlen von Sun und Fujitsu Siemens Computers (FSC) niederschlug, wurde zum Teil wieder durch den wachsenden Preisdruck zunichte gemacht. Bei X86er-Servern ist der Durchschnittspreis im Vorjahresvergleich um satte 15 Prozent gesunken. "Dieses Preisgefälle nötigt die Hersteller wieder einmal dazu, Kosten und Effizienz des Betriebsmodells zu durchleuchten: von der Supply Chain über Produktion und, Vertriebskanäle bis zum Personalaufwand", meint IDC-Analyst Thomas Meyer.

IBM konnte sich mit einem Marktanteil von 29,6 Prozent an der Spitze halten, hat aber gegenüber FSC an Vorsprung verloren. Hewlett-Packard ist im ersten Quartal zwar kurzzeitig abgerutscht, konnte sich zuletzt aber wieder trotz leichter Abstriche bei den Marktanteilen auf dem dritten Platz positionieren. Sun kam mit 22,2 Prozent auf das höchste Umsatzwachstum, während Dell unter den Top 5 am schlechtesten abschnitt.

Nach Stückzahlen legten Risc-Unix-Server um fünf Prozent zu, nach Umsatz sogar um 16,5 Prozent. Im krassen Gegensatz dazu verzeichneten X86er ein Stückwachstum von 23,7 Prozent, beim Umsatz aber nur von 5 Prozent.

Der höchste Zuwachs nach Umsatz und Stückzahlen war in Deutschland bei Linux-Systemen festzustellen. Mit Unix-basierenden Systemen (50,2 Prozent) wird jedoch nach wie vor der meiste Umsatz generiert, gefolgt von Wintel-Servern mit 17,4 Prozent und Linux mit 4,2 Prozent. Blade-Server legten nach Stückzahlen um 278 Prozent auf einen Marktanteil von 3,5 Prozent zu. Der Umsatz schnellte in diesem Segment sogar um 516 Prozent in die Höhe.

Nahost und Afrika retten EMEA-Markt

In Westeuropa wurden im zweiten Quartal laut IDC mit 299.000 Units 16,9 Prozent mehr Server verkauft, der Umsatz ist im Vergleich zum Vorjahr jedoch um 0,4 Prozent auf 2,94 Milliarden Dollar (2,67,3 Milliarden Euro) leicht gesunken. Die Analystenkollegen von Gartner kamen für den Servermarkt im EMEA-Raum auf 373.000 Stück oder ein Plus von 21 Prozent gegenüber dem Vorjahr, wobei vor allem in Nahost und Afrika kräftige Zuwächse zu verzeichnen waren. Der Umsatz lag wegen des hohen Preisdrucks mit 3,7 Milliarden Dollar aber nur um fünf Prozent über dem Vorjahreswert.

Das höchste Stückwachstum sprechen die Analysten dabei dem Zweitplatzierten IBM mit 41,9 Prozent zu. Aber auch die anderen Top 4 mit HP an erster Stelle sowie Dell und FSC an dritter und vierter legten um jeweils über 20 Prozent zu. Einziger Verlierer nach Stückzahlen war der Marktfünfte Sun mit minus 18,4 Prozent. Für die zweite Jahreshälfte erwartet Gartner weiterhin steigende Stückzahlen, rechnet aber damit, dass die Zuwachsraten nicht mehr ganz an die der ersten Jahreshälfte heranreichen werden.

www.idc.com; www.gartner.com

ComputerPartner-Meinung

Sollte der Servermarkt ein Indiz sein, dass es in der deutschen IT-Landschaft wieder bergauf geht, wäre das sicherlich eine gute Nachricht. Die Westeuropa-Zahlen zeigen jedoch, wie leicht ein Stückwachstum im zweistelligen Bereich trügen kann. Denn trotz der Wiederentdeckung hochwertiger Unix-Systeme ist der Markt immer noch von einer stetigen Preiserosion geprägt. Für Deutschland ist daher höchstens vorsichtiger Optimismus angebracht. (kh)

Zur Startseite