Deutscher Servermarkt: Stückzahlen knapp behauptet, Umsätze verloren

29.11.2001
Noch im vergangenen Jahr waren Server eine relativ sichere Bank für steigende Stückzahlen und Umsätze. Doch das ist vorbei: Laut Gartner Dataquest verlor der deutsche Servermarkt mit minus zwei Prozent wohl kaum Stückzahlen, musste aber mit minus 15 Prozent deutliche Abstriche beim Umsatz machen.

Gegen den weltweiten Abwärtstrend konnte im dritten Quartal der deutsche Servermarkt (Intel-basierende und Unix-Server) knapp die Stückzahlen des vergleichbaren Vorjahresquartals halten (minus zwei Prozent). Wie Marktforscher Gartner Dataquest berichtet, fiel aber gleichzeitig das Umsatzvolumen um 15 Prozent.

Platz eins belegt wie gehabt Compaq mit einem Wachstum von acht Prozent auf einen Marktanteil von 27 Prozent. Der Zweitplatzierte, Fujitsu Siemens, verlor fast ein Viertel seiner Marktanteile. FSC wurde besonders hart von der Kaufzurückhaltung der Business-Kunden betroffen. Ähnlich erging es dem Viertplazierten, IBM: Big Blue verlor 23 Prozent Marktan-teile und musste Hewlett-Packard vorbeiziehen lassen. HP steigerte seinen Marktanteil von 12 auf 16 Prozent.

Und wieder den absoluten Sprung machte Dell. Der Direktanbieter verdoppelte seinen Marktanteil nahezu. Laut Mathias Schädel, General-Manager Europe bei Dell, liegt der Grund für den Erfolg in der Standardisierung der Geräte. "Wir gehen nicht in den Marktbereich der proprietären Produkte", so Schädel. "Das sollen ruhig andere machen. Aber wenn sich ein gewinnträchtiger Markt entwickelt, sind wir dabei, und zwar an vorderster Front mit kundenfreundlich kalkulierten Preisen."

Amerikanische Verhältnisse im Markt

Der westeuropäische Server-markt schwächelte auch im dritten Quartal. Gartner Dataquest zufolge fiel die Zahl der verkauften Stückzahlen gegenüber dem Vorjahresquartal um sieben Prozent auf insgesamt 248.000 Einheiten in Westeuropa. Doch damit nicht genug: Zeitgleich gingen die Umsätze um satte 21 Prozent auf 3,26 Milliarden Dollar zurück.

Während der französische Servermarkt genauso wie der gesamte westeuropäische Markt um sieben Prozent zurückging (minus 17 Prozent bei den Umsätzen), verlor der britische Markt satte 21 Prozent bei den Marktanteilen und sogar 42 Prozent bei den Umsätzen. Auf der Insel konnte der Zweitplazierte Dell als einziger ein Plus (fünf Prozent) einfahren, alle anderen Mitbewerber mussten teils hohe Verluste hinnehmen. Besonders hart traf es auch hier Sun Microsystems (minus 64 Prozent). Das liegt an den massiven Einbrüchen der Risc/Unix-basierenden Systeme in ganz Westeuropa. Die Stückzahlen rutschten um 26 Prozent und der Umsatz um 33 Prozent.

An der westeuropäischen Spitze mit einem Marktanteil von 33 Prozent (Vorjahresquartal: 32 Prozent) liegt auch hier weiterhin Compaq. IBM hält sich wacker trotz eines zehnprozentigen Abfalls mit 18 Prozent Marktanteil auf dem zweiten Platz. Shootingstar ist der Drittplazierte mit einem Plus von 25 Prozent: Dell steigerte seinen Marktanteil von elf auf 14 Prozent.

Die heftigsten Einbußen musste Sun Microsystems mit einem Minus von 32 Prozent hinnehmen. Nach Aussage von Wolfgang Kroj, Direktor Produktvertrieb bei Sun, liegt dieser Einbruch an einer radikalen Produktveränderung. Sun stieg von Ultrasparc II auf Ultrasparc III um. Die neuen Produkte wie etwa Sun Fire 15K im High-end-Bereich standen jedoch nicht sofort zur Verfügung. Ein Teil der Kundschaft wartete auf die neuen Produkte, einige andere stiegen in dieser Transitions-Phase auf andere Hersteller um. Seit etwa vier Wochen gibt es jedoch die aktuellen Produkte, und die deutlich erhöhte Nachfrage lässt ein we-sentlich besseres Q4 erwarten.

Es kommt immer auf den Blickwinkel an

Für Sun aber ist vor allem der amerikanische Servermarkt entscheidend. Und hier hat das Unternehmen im dritten Quartal einen Rekord hingelegt. So konnte das Unternehmen im Unix/Risc-Bereich seinen Marktanteil um 3,2 Prozent auf 65,1 Prozent steigern (Anteil nach Umsatzvolumen: 54,6 Prozent) und als einziger Anbieter mehr Systeme verkaufen als im vorangegangenen Quartal. Die Wettbewerber mussten hingegen Einbrüche bis zu 25 Prozent verkraften.

IBM bescheinigten die Marktforscher auf dem US-Markt einen Rückgang um 9,6 Prozent auf 20,4 Prozent (18,9 Prozent Umsatz). Hewlett-Packard fiel um 19,3 Prozent auf 11,4 Prozent (Umsatzanteil: 19,1 Prozent), und Compaq hält dank eines Minus von 16,8 Prozent nur noch 2,6 Prozent der Marktanteile (3,4 Prozent der Umsätze). SGI verlor sogar ein Viertel des Marktanteiles und kommt nun gerade einmal auf minimale 0,5 Prozent, aber 3,6 Prozent des Umsatzvolumens.

Im weltweiten Vergleich (plattformübergreifend) ist und bleibt Big Blue weiterhin ungefährdet die Nummer eins, mit einem Marktanteil und Umsatzanteil von jeweils knapp über 30 Prozent, und das immerhin bei einem allgemeinen Marktrückgang von 23,4 Prozent. Alle anderen Anbieter mussten ein Minus von 23 Prozent (Hewlett-Packard) bis zu 39,2 Prozent (Sun Microsystems) wegstecken. Laut Jim Gargan, Vice President der IBM X-Series-Server-Line, liegt der Erfolg von IBM in der richtigen Produktmischung.

Big Blue liegt im Unix/Risc- und im Intel-basierenden Serverbereich jeweils "nur" auf dem dritten Platz. Aufgrund der ausgewogenen Mischung aller Plattformen konnte das Unternehmen jedoch den Gesamtsieg davontragen.

www.dataquest.com

ComputerPartner-Meinung:

Durch aggressive Preispolitik fast aller Anbieter schrumpfen weltweit vor allem die dringend benötigten Umsätze. Erstaunlich für alle Anbieter ist, dass sich nur der deutsche Servermarkt gegen den Trend sehr stabil hält, doch die Marktanteile werden hier wie überall neu verteilt. Da muss sich mancher Tophersteller schnellstens neue Programme einfallen lassen, sonst verliert er auf Dauer seine führende Position und damit Ansehen und Profit. (go)

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