Deutschland, ein Land von Möchtegern-Jobhoppern?

08.01.2004
Welcher Wunsch steht bei den Deutschen für das neue Jahr an oberster Stelle? Nein, nicht Gesundheit, nicht mehr Geld und auch nicht mehr Freizeit. An erster Steller steht der Wunsch nach einem neuen Job. Sage und schreibe 66 Prozent derjenigen, die an einer entsprechenden Umfrage des Internet-Stellenmarktes "Jobpilot" teilgenommen haben, gaben an, sich in diesem Jahr eine neue Arbeitsstelle zu wünschen.

Welcher Wunsch steht bei den Deutschen für das neue Jahr an oberster Stelle? Nein, nicht Gesundheit, nicht mehr Geld und auch nicht mehr Freizeit. An erster Steller steht der Wunsch nach einem neuen Job. Sage und schreibe 66 Prozent derjenigen, die an einer entsprechenden Umfrage des Internet-Stellenmarktes "Jobpilot" teilgenommen haben, gaben an, sich in diesem Jahr eine neue Arbeitsstelle zu wünschen.

Die Umfrage ist nach Angaben von Jobpilot repräsentativ. Dennoch darf man die Ergebnisse nicht überbewerten. Denn wie kommt diese hohe Zahl zustande? Zunächst einmal ist festzuhalten, dass viele Arbeitslose sich eine bezahlte Beschäftigung wünschen. Interessanter sind diejenigen, die heute bereits in Lohn und Brot stehen und sich trotzdem nach einem neuen Job sehnen. Leider gibt die Umfrage von Jobpilot keine Antwort auf die Frage, wie viele dies sind. Sicher aber ist eins: Diese Menschen möchten gar keinen - euen Job. Sie möchten einen besseren Job. Sie sind, aus welchen Gründen auch immer, mit ihrem derzeitigen beruflichen Dasein unzufrieden, und sie glauben, woanders wäre es besser. Man mag der Ansicht sein, dass diese Unzufriedenheit und negative Grundstimmung typisch deutsch sei. Dass dies so nicht richtig ist, zeigt die hohe Anzahl der "Neue-Jobs-Wünscher" (59 Prozent) in anderen europäischen Ländern, die an der Umfrage teilgenommen hatten.

Wir haben es hier mit einem allzu menschlichen Phänomen zu tun: nämlich der Unzufriedenheit mit dem, was man hat, und dem Schielen nach dem vermeintlich Besseren, was man nicht hat. Diese Grundhaltung beginnt bereits mit dem Apfel, der bekanntlich aus Nachbars Garten besser schmeckt als aus dem eigenen.

In der deutschen Redensart "Das Bessere ist der Feind des Guten" kommt diese geistige Grundhaltung zum Ausdruck. Das Problem - auch bei einem Jobwechsel - stellt sich aber nur allzu oft so dar: Ist das, was einem als besser erscheint, tatsächlich besser oder nur vermeintlich besser? Die Antwort auf diese Frage lässt sich in der Regel nur post festum, also hinterher, beantworten, nachdem man es ausprobiert hat. Dann aber ist es für eine Umkehr meistens zu spät.

Ein Job ist kein Auto, das man, nachdem man es mehrere Jahre gefahren hat und es Verschleißerscheinungen aufweist, einfach gegen ein fabrikneues austauschen kann. Sondern - wenn man bei diesem Vergleich bleiben will - ein Job ist fast immer ein Gebrauchtwagen, den man auch immer nur gegen einen anderen Gebrauchtwagen eintauschen kann. Das Dumme ist: Auch dieser andere Gebrauchtwagen hat Macken und Verschleißerscheinungen. Man stellt sie aber erst später fest, wenn man damit fährt. Möglicherweise sind diese Macken sogar noch größer als bei dem vorherigen Auto, das man abgegeben hat. Und dann trauert man dem alten Wagen nach.

Damian Sicking

dsicking@computerpartner.de

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