Deutschlands ITK-Branche blüht und gedeiht

11.04.1999
MÜNCHEN: Die Preise in der deutschen Branche für Informations- und Telekommunikationstechnik (ITK) sinken unaufhaltsam. Aber das scheint der Umsatzentwicklung keinen Abbruch zu tun. Im Gegenteil. Ein Aktionsprogramm der Bundesregierung soll weitere Wachstumsimpulse bringen.

Jörg Menno Harms, Vorsitzender des Fachverbands Informationstechnik im VDMA (Verband deutscher Maschinen- und Anlagenbau) und ZVEI (Zentralverband Elektrotechnik und Elektronikindustrie), hat allen Grund zum Strahlen: Denn mit einem Plus von 7,5 Prozent auf 205,1 Milliarden Mark in diesem Jahr kann die deutsche ITK-Branche nach einem Umsatzzuwachs von 6,5 Prozent im letzten Jahr noch einmal deutlich zulegen. Damit stellt Deutschland schon jetzt sechs Prozent des Weltmarktes. Für das Jahr 2000 erwarten die Konjunkturforscher der beiden Verbände "einen zusätzlichen Schub, der den Umsatz um rund acht Prozent auf dann 222 Milliarden Mark heben wird". Harms (siehe Foto) und Werner Schmücking, Vorsitzender des Fachverbands Kommunikationstechnik im ZVEI, sind sich einig, daß die ITK-Branche in fünf Jahren bereits die 300-Milliarden-Hürde überspringen und damit zum größten Wirtschaftszweig Deutschlands anwachsen werde. Schon jetzt sind die beiden Bereiche mit über 1,7 Millionen Beschäftigten nach der öffentlichen Hand und vor der Kfz-Industrie der größte deutsche Arbeitgeber. Harms begrüßt das Aktionsprogramm der Regierung, das unter anderem vorsieht, alle Schulen mit Computern und Internet-Zugängen auszurüsten, übt aber auch Kritik. So weist er darauf hin, daß das von der Bundesregierung gesteckte Ziel, bis 2005 etwa 40 Prozent aller Haushalte ans Internet anzuschließen, in Amerika schon im kommenden Jahr erreicht werde. Im Hinblick auf die schnelle Entwicklung in der Informationstechnologie bezeichnet Harms die Pläne der Regierung, die Abschreibefrist für PCs auf sechs Jahre anzuheben, als "Ignoranz sondergleichen". Ein 486er habe sich damit jetzt erst amortisiert.

WACHSTUMSMOTOR "WEICHE WARE"

Mit einem Umsatzplus von 9,4 Prozent auf 101 Milliarden Mark wird die deutsche IT-Branche laut Harms ein Rekordjahr erleben. Für das Jahr 2000 rechnet der Fachverband mit einem Umsatzzuwachs von knapp zehn Prozent auf 111 Milliarden Mark, womit sich IT und TK die Waage halten werden. Zum Vergleich: 1990 lagen die IT-Umsätze bei 50 Milliarden Mark, und 1980 waren es lediglich 13 Milliarden Mark. Die größten Umsatzzuwächse stellt Harms für Software und Services fest. Beide Bereiche zusammen machen heute schon über 54 Prozent der IT-Umsätze aus und wachsen in der Größenordnung von 12 bis 13 Prozent jährlich. IT-Hardware entwickelt sich stabil mit einem Plus von sieben Prozent auf 46,1 Milliarden Mark in diesem Jahr und knapp 50 Milliarden Mark im Jahr 2000.

TK-BOOM UNGEBROCHEN

Über 400 in- und ausländische Netzbetreiber tummeln sich heute auf dem deutschen Markt. Das sind mehr als selbst die kühnsten Denker, wie Schmücking etwa, sich vor drei Jahren noch erträumt haben. Entsprechend groß sind Wettbewerb und Preisdruck. So sind die Kosten für Inlandsferngespräche laut dem Statistischen Bundesamt um 42,5 Prozent billiger geworden. Dennoch werden die Umsätze in der TK-Branche dieses Jahr um zirka sechs Prozent auf 105 Milliarden Mark ansteigen, woran die Telekommunikationsdienste mit über 80 Prozent den größten Anteil haben werden. Die größten Wachstumsmärkte sind nach wie vor die Onlinenutzung und der Mobilfunk. Ende 1999 wird schon jeder fünfte Deutsche im Alter von über 15 Jahren online sein und jeder vierte mobil telefonieren. Neue Dienste wie die Sprach-Daten-Konvergenz bringen laut Schmücking neue Endgeräte und neue Netze hervor, die wiederum neue Dienste entstehen lassen werden. So schließt sich eine Spirale, deren Ende noch lange nicht in Sicht ist. (kh)

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