Deutschlands Manager: Kürzen, Sparen, Feuern als einzige Strategie

19.05.2005
Eine internationale Studie wirft ein schlechtes Licht auf die deutschen Manager: statt sich auf die Stärken des Unternehmens zu konzentrieren und ihren Mitarbeitern Raum für Kreativität zu bieten, agieren sie hart und visionslos - und ersticken damit jede Innovation im Keim.

In keinem anderen Land agieren Führungskräfte derart passiv bis innovationsfeindlich wie in Deutschland. Von ihren Mitarbeitern erwarten die hiesigen Manager gerade in schwierigen Zeiten neue Ideen, viel Einsatzbereitschaft und Kreativität, doch ihnen selbst fällt zugleich nichts besseres ein, als Kürzen, Sparen, Feuern.

Zu diesem Ergebnis kommt jetzt eine Studie der Personalberatung Egon Zehnder International, die CEOs in Deutschland, den USA, Frankreich und Großbritannien für das "Manager Magazin" interviewte. Fazit: Während die Wirtschaftswelt anderswo in Bewegung ist, blockieren sich die deutschen Firmen selbst.

So setzen amerikanische Topmanager bei aller Sorge um die Sicherheit auf ihre eigenen Stärken und trimmen ihre Unternehmen auf Innovation; auch die Franzosen setzen mit ähnlich prallem Selbstbewusstsein auf internationale Expansion; die Briten können zumindest in Bezug auf Kundenorientierung punkten. Nur deutsche Manager versuchen noch immer die harte Tour im eigenen Unternehmen und verhalten sich zugleich nach Außen äußerst passiv. Der Führungsstil der hiesigen Manager steht der Studie zufolge im Widerspruch zum Verlangen nach Innovationen: visionslos und mit restriktiven Kommandostrukturen.

Denn für die Deutschen zählt vor allem der unbedingte Wille, Ergebnisse zu erzielen. 62 Prozent der Befragten nennen dies als unverzichtbare Managertugend - aber nur 32 Prozent der Amerikaner und 38 Prozent der Franzosen. Relativ gering schätzen die hiesigen Führungskräfte hingegen soziale Kompetenzen: Teams führen zu können halten nur 38 Prozent für eine wichtige Managereigenschaft (Frankreich: 65 Prozent, USA: 61 Prozent). Mitarbeiterentwicklung zählt nur für 24 Prozent als besonders wertvolle Fähigkeit; in den USA beispielsweise sind es 39 Prozent.

Deutlich mehr als ihre Kollegen anderswo konzentrieren sich deutsche Manager auf ihr eigenes Unternehmen - genauer: auf die Zahlen. Für Zukunftsvisionen bleibt da kein Platz, die Ergebnisse müssen sofort sichtbar sein. Befindlichkeiten von Mitarbeitern, Kunden und sogar Investoren sind Ihnen nicht so wichtig wie die kommende Bilanz.

Die Zehnder-Experten fällen ein hartes Urteil: Dieser Stil sei mitverantwortlich für die anhaltende wirtschaftliche Schwäche. Deutsche Manager seien offenkundig von "taktischen Zielsetzungen" getrieben und ein "klares Profil auf die Ausrichtung in der Zukunft" sei nicht zu erkennen. (mf)

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