Devolo AG pickt sich die Elsa-Rosinen raus

30.05.2002
Am 1. Mai 2002 ist die Devolo AG mit einem dicken Batzen Elsa-Know-how an den Start gegangen.25 ehemalige Mitarbeiter haben die Herausforderung angenommen, einige der DatenkommunikationsProdukte weiterzuführen. Die Finanzierung steht, die Verträge für die Markenrechte sind unterschrieben,und die Gespräche mit Distis und Retailern laufen bereits. ComputerPartner sprach mit Heiko Harbers,dem frisch gebackenen Vorstand der Devolo AG.

Nicht nur Theo Beisch, Ex-Vorstand der insolventen Elsa AG, hat sich in den vergangenen Monaten Gedanken gemacht, wie er seine Firma und deren Produkte retten kann."Schon seit über drei Monaten diskutieren wir, wie wir das Know-how von Elsa erhalten können", verrät Devolo-Vorstand Heiko Harbers. Das Ergebnis, die Devolo AG, ist Anfang Mai an den Start gegangen (siehe ComputerPartner 20/02, Seite 12). 25 der insgesamt 30 Mitarbeiter sind ehemalige Elsa-Leute, die Adresse in Aachen ist ebenfalls gleich geblieben.

Im Team: bekannte Namen aus alten Elsa-Zeiten

Neben Heiko Harbers, damals Vice President Consumer Products, ist zum Beispiel Harald Hilgers, der ehemalige Vertriebsleiter Consumer Products, mitgekommen. Er hat die Leitung des Vertriebs übernommen. Auch der Einkaufsleiter Matthias Scharlau war im alten Team, ebenso wie der Entwicklungsleiter Michael Himmels.

Devolo wird sich streng auf Datenkommunikation und Homenetworking konzentrieren. Grafikkarten oder Monitore stehen nicht auf dem Plan. Zunächst ist von zwei ehemaligen Elsa-Marken die Rede: Mikrolink und Vianect. "Der Fokus unserer Entwicklungsmannschaft wird auf ADSL liegen, und im analogen Bereich werden wir die Elsa-Produkte weiterführen. Da wird es noch mehrere Jahre einen Markt geben," so Harbers.

Mit dem "Mikrolink Fun II" soll Mitte bis Ende Juni das erste Produkt verfügbar sein. Im Moment werden die vorhandenen Produkte per Logoaustausch von Elsa auf Devolo umgestrickt. Ab August soll es dann das erste ADSL-Modem geben, das "rein von Devolo" ist. Aber: "Dieses Produkt war auch schon bei Elsa angedacht," verrät Harbers.

Kabelmodems sind raus - der Markt enttäuschte

Die Resonanz aus dem Markt ist größtenteils positiv. "Die Produkte sind gut, und so wie wir das einschätzen gibt es da noch Lücken im Markt. Wir werden Devolo vertreiben," so ein Distributor, der wegen der laufenden Verhandlungen mit Devolo nicht genannt werden will. "Wichtig ist, dass da ein neuer Weg begangen wird und Managementfehler wie die unklare Fokussierung von früher nicht mehr gemacht werden. Aber Devolo scheint das kapiert zu haben," ergänzt er.

Die neue Mannschaft macht einiges anders als Elsa-Chef TheoBeisch. Zum Beispiel produziert Devolo nicht in Taiwan, sondern in Deutschland, später soll dann eventuell auf europäische Dienstleister ausgeweitet werden. Auch im Vertrieb wird der Fokus sehr eng gesetzt. "Wir werden uns auf profitable Produkte und Märkte konzentrieren," so Harbers. Geografisch gehört dazu zunächst der deutschsprachige Raum, später eventuell das europäische Ausland. Der amerikanische Markt wird nicht angepeilt. Devolo vertreibt über Distributoren und Retailer. Hier sind die Aachener im Moment mitten in den Verhandlungen. Auf die Frage nach Herstellerverträgen winkt der Vorstand energisch ab. "Das werden wir nicht machen." Produktseitig sind für Harbers Kabelmodems absolut unprofitabel. "Der Markt hat sich nicht so entwickelt, wie das erwartet wurde. Deshalb haben wir diese Produkte auch außen vorgelassen," erklärt er.

Die ersten drei Monate werden hart

Für die "profitablen" Produkte hat sich Devolo von Elsa-Insolvenzverwalter Thomas Georg die Markenrechte eingekauft. Wie viel Geld dabei geflossen ist, will der Vorstand nicht verraten. Das nötige Geld für den Start stammt aus drei Quellen. Zum ersten haben Harbers und sein Team private Mittel eingebracht. Die zweite Quelle sind normale Bankenkredite und zum dritten gibt es einen Venture Capitalist, der vorerst noch anonym bleibt. Habers gibt zu, dass die Finanzdecke nicht besonders gut gepolstert ist: "Mit dem jetzigen Kapital wollen wir die ersten zwei bis drei Monate überbrücken. Dann müssen die Produkte schon Geld einbringen." Insgesamt will Harbers im laufenden Jahr rund 11,5 Millionen Euro Umsatz machen. Bis zum Jahr 2005 soll sich der Umsatz verdreifacht haben.

Harbers hat sich damit viel vorgenommen. Er muss mit relativ wenig Geld ein komplettes Unternehmen samt Produktions- und Vertriebsinfrastruktur aus dem Boden stampfen. Dazu kommt, dass Devolo anscheinend nicht ganz von der Garantieproblematik der ehemaligen Elsa verschont bleiben wird. "Meine erste Frage wird sein, was denn mit den Garantieleistungen von Elsa ist. Übernimmt Devolo die Servicefälle von Elsa?" fragt sich ein Einkäufer eines großen Retailers. In diesem Punkt muss Harbers passen: "Das können wir schon rein vom Volumen her nicht komplett übernehmen. Aber wir werden versuchen, kulant zu sein, wo wir können", so Harbers. Für den Retail-Einkäufer ist dies unverständlich: "Das ist inkonsequent. Auf der einen Seite trommeln sie, sie hätten Elsa-Produkte. Auf der anderen Seite wollen sie nicht gerade stehen für die Elsa-Baustellen." Allerdings müsse man dabei schon zugeben, dass es bei Elsa-Produkten relativ wenig Rückläufe gibt. Das soll laut Harbers auch so bleiben: "Der wichtigste unserer Vorsätze ist, dass unsere Produkte weiterhin von hoher Qualität sind. Das steckt auch in unserem Namen. Devolo erinnert zum einen an Development und zum anderen steckt in volo das lateinische volare, also das Wort für fliegen, drin - wir wollen den Markt beflügeln," schmunzelt Harbers.

www.devolo.de

ComputerPartner-Meinung:

Schön, dass es die Microlink-Modems weiterhin geben wird. Die Produkte sind gut - und mit den Produkten hat Harbers auch die Entwicklungsmannschaft in die neue Firma hinübergerettet. Man kann Devolo und seiner Crew nur wünschen, dass sie die finanzielle Durststrecke am Anfang gut überstehen und die Garantie-Altlasten von Elsa mit Diplomatie und Feingefühl abwickeln. (gn)

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