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Die 25 größten PC-Tempo-Mythen

22.06.2011
Von Christoph Metzger und Tim Kaufmann

Die Mythen 4-8

4. Vista Readydrive

Mythos: Mit einer Hybrid-Festplatte und Readydrive läuft Vista deutlich schneller.

Fakten: Hybride Festplatten (Hybrid Hard Disk Drives, H-HDD) vereinen einen konventionellen Plattenstapel mit Flash-Speicher. Vista nutzt diesen Flash-Speicher etwa als Cache für das nur begrenzt nützliche Readyboost (siehe Mythos 3). Ferner steht er als Puffer zur Verfügung, so dass der Plattenstapel seltener rotiert. Das senkt den Stromverbrauch sowie das Laufgeräusch und erhöht die Lebensdauer der H-HDD.

Beim Herunterfahren speichert Windows Vista die beim Neustart zuerst benötigten Dateien im Flash-Speicher. Eigentlich könnte das den Systemstart verkürzen, steht der Flash-Inhalt doch schneller zur Verfügung als Daten auf der Platte, die nach dem Anschalten des Rechners zunächst in Rotation versetzt werden muss. Allerdings nimmt sich das Bios beim Anschalten ohnehin so viel Zeit, dass genügend Spielraum für die Beschleunigung der Festplatte bleibt. So kann sich der Vorteil des Flash-Speichers in der Praxis kaum auswirken.

5. Highspeed SD Cards

Mythos: Wer zusätzliches Geld für Highspeed SD Cards ausgibt, ist selbst schuld.

Fakten: Die SD Memory Card gibt es in unterschiedlichen Formaten: als briefmarkengroße SDHC-2.0-Karte sowie in den deutlich kompakteren Bauformen Mini-SD und Micro-SD. Sie kommt vor allem als Speicher in Digitalkameras, aber auch in Handys und PDAs zum Einsatz. Wie bei CD-Laufwerken wird die Geschwindigkeit von SD Cards als Faktor der 1fachen Geschwindigkeit (150 Kb/s) angegeben, bezieht sich hier aber auf den langsameren Schreibmodus. Dem entsprechend nimmt eine „50x Highspeed SD Card“ rund 7,5 MB/s auf. Erstklassige Highspeed-Karten erreichen sogar Geschwindigkeiten von über 20 MB/s. Diese Werte lassen sich – herstellertypische Schwankungsbreiten außen vor lassend – in der Praxis auch tatsächlich erreichen. Klappt das nicht, liegt das fast immer an einem qualitativ minderwertigen Kartenleser, einer zu langsamen Digitalkamera oder ähnlichen Gründen.

Das Abschalten von Systemdiensten gehört zu den gefährlichsten Tuning-Tipps.
Das Abschalten von Systemdiensten gehört zu den gefährlichsten Tuning-Tipps.

6. Windows-Dienste abschalten

Mythos: Überflüssige Dienste abschalten bringt wertvolle Leistungsreserven zurück.

Fakten: Grundsätzlich richtig. Jedes Programm, das nicht gestartet wird, entlastet den Rechner. Und bei den über achtzig Diensten, die ein frisch installiertes Windows XP mitbringt, handelt es sich ja wirklich um nichts anderes als um automatisch startende Programme. Praktisch haben wir durch Deaktivieren aller nur möglichen Dienste auf einem Test-PC aber keine im üblichen Windows-Alltag nennenswerte Prozessor- oder Arbeitsspeicher-Kapazität zurückgewonnen, weder unter XP noch unter Vista. Die Gefahr, dass man dem Rechner durch diese vermeintliche Tuning-Maßnahme ein Bein stellt, ist hingegen sehr groß. Eine vollständige Übersicht aller Dienste und ihrer verschiedenen Funktionen bleibt Microsoft nämlich seit Jahren schuldig. So deaktivieren Sie unter Umständen wichtige Funktionen, von denen Windows-Features abhängen.

Beispiel Designs-Dienst: Seiner Beschreibung zufolge stellt er lediglich die Verwaltungsfunktion für Desktop-Designs bereit. Doch schaltet man ihn ab, dann geht gleich XPs ganze Programmoberfläche flöten, und der Desktop präsentiert sich in der grauen Optik von Windows 2000. Und leider sind die Zusammenhänge nur selten so klar zu erkennen. Mangels eindeutiger Fehlermeldungen vergeht regelmäßig unglaublich viel Zeit bei der Suche nach Ursachen für rätselhafte Programmabstürze und seltsames Windows-Verhalten, das letztlich einfach aus einem gestoppten Dienst resultiert. Fazit: Dienste-Tuning bringt wenig, kostet aber fast immer viel Zeit und Nerven.

7. Automatische Windows-Updates

Mythos: Automatische Windows-Updates halten den Rechner unnötig auf und wollen ihn immer zur Unzeit neu starten.

Fakten: Der Dienst „Automatische Updates“ lädt und installiert wichtige Updates, die Microsoft zur Behebung von Fehlern und Sicherheitsproblemen in Windows kostenlos bereitstellt. Wenn man ihn über die Systemsteuerung unter „System, Automatische Updates“ abschaltet, geht aber nicht nur dieser wichtige Schutz verloren. Die Win-Update-Site, über die Sie die Aktualisierungen von Hand herunterladen könnten, funktioniert ebenfalls nicht mehr. Wen die „Jetzt neu starten“-Warnung, die nach dem Einspielen der Updates regelmäßig erscheint, zu sehr nervt, der verwendet besser die unter tinyurl.com beschriebene Prozedur. Sie schaltet lediglich die Warnung ab, lässt den Systemdienst aber ansonsten unangetastet.

Den Speicherplatzverbrauch der Sicherungen auf der Festplatte kontrollieren Sie mit einem Doppelklick auf das Symbol "System".
Den Speicherplatzverbrauch der Sicherungen auf der Festplatte kontrollieren Sie mit einem Doppelklick auf das Symbol "System".

8. Systemwiederherstellung

Mythos: Die Systemwiederherstellung in XP und Vista bremst den Rechner und belegt unnötig Platz auf der Festplatte.

Fakten: Der Systemwiederherstellungsdienst ist Ihr Sicherheitsnetz bei kritischen Änderungen am System wie der Installation eines neuen Treibers oder systemnaher Software. Er legt vor der Änderung einen Wiederherstellungspunkt an, das heißt einen Schnappschuss des Systems im Ausgangszustand, zu dem Sie bei späteren Fehlfunktionen zurückkehren können. Wer keine Software wie Acronis True Image einsetzt, sollte den Dienst auf jeden Fall aktiviert lassen.

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