Die 650-MB-Hürde bei CD-RWs ist gefallen

19.04.2001
Alles wartet auf die beschreibbare DVD. Bis sie aber da ist und einigermaßen erschwinglich wird, müssen Anwender mit den normalen CD-RW-Geräten vorlieb nehmen. Aber auch auf diesem Sektor schlafen die Hersteller nicht.

Man sollte meinen, dass 650 MB eigentlich reichen, um auch die größten Datenmengen zu speichern. Doch der Wunsch der Kunden geht nach immer mehr Speicherplatz. Solange die beschreibbare DVD noch so teuer ist, versuchen Hersteller, mit handelsüblichen CD-Rs mehr Platz zu gewinnen. Dass diese Scheiben dann nicht mehr kompatibel zu den bisherigen Laufwerken sind, versteht sich von selbst.

Mit ML zu neuen Speicherdimensionen

Rund zwei GB Speicherkapazität auf einer CD-RW verspricht TDK mit dem neuen Speicherverfahren ML (Multi Level). Gemeinsam mit dem Unternehmen Calimetrics hat TDK einen Chip entwickelt, der es ermöglicht, normale CD-RW-Laufwerke in superschnelle mit höchster Kapazität zu verwandeln. Die beiden Unternehmen sind die Gründungsmitglieder einer Allianz von Firmen, wie beispielsweise Sanyo Semiconductor, Mitsubishi Chemical und Plextor, welche die ML-Technologie fördern wollen.

Das neue Verfahren ist ebenso einfach wie genial. Standard-RW-Geräte arbeiten rein digital. Hierbei wechseln sich in der Datenscheibe reflektierende Bereiche mit nicht reflektierenden ab. Daraus resultiert schließlich das Digitalsignal am Ausgang. Beim Multi-Level-Verfahren dagegen wird der Laser beim Schreiben in seiner Intensität verändert. Dadurch können nicht nur zwei Zustände auf die CD, sondern mehrere geschrieben werden. Beim Lesen erscheint die Information dann als quasi analoges Signal. Wie in der Grafik deutlich wird, arbeitet das Gerät sozusagen mit mehreren "Graustufen", die den einzelnen Bits entsprechen. Dadurch lassen sich fast ohne Änderungen des Mediums mehr Informationen auf einer CD-RW unterbringen. Zusätzlich ergibt sich noch ein weiterer positiver Nebeneffekt. Die Informationen liegen nun auch dichter zusammen. Deshalb werden bei gleicher Drehzahl mehr Daten pro Zeiteinheit gelesen als bei einem herkömmlichen Laufwerk. Das Laufwerk soll nach Herstellerangaben bis zu drei Mal so schnell sein wie ein normales.

Und das Schöne daran: Dieser Chip lässt sich einfach in normale Laufwerke integrieren, ohne dass Änderungen an der Optik, Mechanik oder der Produktions-Infrastruktur notwendig sind. Zwar lassen sich alte Geräte nicht nachrüsten, aber bei der Produktion kann der Chip leicht integriert werden. Diese Geräte sind voll rückwärtskompatibel und können auch die normalen CD-RWs lesen und beschreiben. Allerdings lassen sich die neuen CD-RWs nur mit den neuen Laufwerken lesen.

ML ist eine neue Technologie, die parallel zur DVD weiterentwickelt wird. Sie ist kein Ersatz für die DVD, sondern stellt eine Brücke zur beschreibbaren DVD dar. Außerdem ist dieses Verfahren auch auf die DVD anwendbar, so dass deren Kapazität sich noch einmal verdreifachen ließe. Doch das ist noch Zukunftsmusik.

TDK plant die ersten Geräte im Laufe des Jahres auszuliefern. Die Laufwerke werden mit den Schnittstellen Atapi, Firewire und USB 2.0 auf den Markt kommen.

Sonys Lösung

Sony plant Anfang April die ersten Laufwerke auf den Markt zu bringen, die rund 1,3 GB auf eine Scheibe brennen können. Das Verfahren nennt Sony "Double Density". Der erste Brenner, schon vor einem Dreivierteljahr vorgestellt, soll nun zu einem Preis von 249 Dollar auf den Markt kommen. Erste Scheiben sollen knapp zwei Dollar kosten.

Die höhere Kapazität will Sony nur durch minimale Änderungen an den CD-Spezifikationen erreichen. Deshalb brauche der Herstellungsprozess von Medien und Laufwerken laut Sony nur geringfügig geändert zu werden. Um mehr Informationen in einer Spur unterbringen zu können, wurden Pit-Abstand und Spurdichte verringert. Normale Laufwerke können deshalb mit den neuen Medien nichts anfangen.

Sony sieht das Verfahren als Übergangslösung, bis DVD-Brenner in "normale" Preisregionen rutschen.

www.tdk.com

www.sony.de

ComputerPartner-Meinung:

Die Anwender fordern immer mehr Speicherplatz, sei es um Videos oder Musikstücke kostengünstig ablegen zu können. Beide Verfahren nutzen die Chance, dem Kunden das zu geben, was er will. Während Sony die Spuren und Bits einfach dichter zusammenpackt, hat das Verfahren von TDK und Calimetrics wohl die besseren Zukunftsaussichten. Denn es lässt sich ohne großen Aufwand auch auf die DVD-R anwenden. Und dann steht zumindest für kurze Zeit wirklich Speicherplatz satt zur Verfügung. (jh)

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