2000

Die Absteiger, Aufsteiger, Umsteiger, Aussteiger und Comebacker des Jahres 2000

14.12.2000
In diesem Jahr drehte sich das Personalkarussell an der Spitze der Unternehmen wieder in hohem Tempo. Zahlreiche Manager konnten sich nicht halten und stürzten hinab. Andere waren so gut in Form, dass ihnen der Sprung auf eine bessere Position gelang. Wieder andere hatten einfach keine Lust mehr. Und dann gibt es noch diejenigen, die wieder mitspielen wollen.

Die Absteiger

Wenn es darum geht, den Absteiger des Jahres zu bestimmen, kann es nur einen geben: Winfried Hoffmann. Sein Sturz vom Thron bei Fujitsu Siemens im Frühjahr war plötzlich und er war total. Bis heute liegen die genauen Umstände seines Abgangs im Dunkel, neben den katastrophal hohen Verlusten wurden seinerzeit auch Geschäfte mit asiatischen Firmen genannt, an denen Hoffmann beteiligt war. Inzwischen ist Hoffmann als Aufsichtsrat des Software-Herstellers Trius wieder aufgetaucht.

Auch Hoffmanns Kollege Robert Hoog musste gehen. Er tauchte allerdings nur wenige Wochen später als Vorstandschef der Ixos AG wieder auf. Dort traf er auf Willy Söhngen und eine schwierige Geschäftslage. Der neue Boss machte Schwächen im Vertrieb für die schlechte Umsatzentwicklung im ersten Halbjahr verantwortlich und setzte das dafür zuständige Vorstandsmitglied Söhngen vor die Tür. Das vorläufige Aus für den ehemaligen Novell-Top-Manager.

Einen freien Fall ins Bodenlose erlebte auch P&T-Gründer Ralf Paul. Er wurde höchst unsanft aus seiner Position als Vorstand der COS AG entfernt, nachdem bekannt wurde, dass er privat an einem Unternehmen beteiligt war, das zu einer COS-Tochter in direktem Wettbewerb stand.

Einer Reorganisation fiel der langjährige Hewlett-Packard-Manager Bernd Bischoff zum Opfer. Er unterlag in einem internen Ausscheidungsrennen seinem Widersacher Rainer Erlat. HPs Europa-Manager Bischoff scheidet offiziell Ende dieses Jahres aus dem Unternehmen aus.

Mit Acers Europa-Chef Klaus Muus erwischte es einen weiteren Top-Manager, der schon lange auf der Payroll seines Arbeitgebers stand. Muus ist der Gründer des Unternehmens Ce-Tec, das vor vielen Jahren von Acer übernomen worden war, und führte seit mehr als zehn Jahren das Unternehmen. Auch der Deutschland-Chef von Acer, Hans-Peter Andresen, musste seinen Stuhl räumen.

Bei Dell in Langen gab es den inzwischen schon üblichen Geschäftsführerwechsel. Nur ein gutes Jahr schaffte es Edmund Bernardi, dann war auch er dem amerikanischen Firmenboss Michael Dell nicht gut genug.

Erst im Frühjahr war der ehemalige Unisys-Geschäftsführer Erwin Leonhardi als Vorstandssprecher zur krisengeschüttelten Prodacta AG nach Ettlingen gegangen. Bereits Mitte August wurde er abgelöst. Leonhardi sei, so hieß es nun, nur "interimsweise" als Troubleshooter geholt worden. In der urprünglichen Bekanntmachung zu seiner Ernennung als Vorstandssprecher stand davon kein Wort.

Für diejenigen, die Actebis-Geschäftsführer Stefan Dräger auf der diesjährigen Cebit erlebt hatten, war sein Abgang einige Wochen später keine wirkliche Überraschung mehr. Wie man hörte, hat der ehemalige Otto-Manager bei dem Distributor nie wirklich Wurzeln geschlagen und wurde mehr und isoliert.

Auch in der Systemhausszene gab es Absteiger. Die drei prominentesten Opfer sind Michael Erbe, ehemaliger Vertriebsvorstand von M+S in Niedernberg (er wurde von Bernd Puschendorf ersetzt, der von Fujitsu Siemens kam), Hans-Dieter Koch, Europachef von GE IT/Compunet, und Robert Gmeiner, Marketing- und Vertriebsvorstand der Bechtle AG. Sie alle schieden aus unterschiedlichen Gründen aus den Unternehmen aus.

Die Aufsteiger

Der Aufsteiger des Jahres 2000 kann nur heißen: Rainer Geissel. Noch vor einem Jahr war der HP-Manager nur wenigen Branchenkennern bekannt, und heute ist er der Chef von HP-Deutschland.

Ein Zwischenschritt für Geissel bis ganz an die Spitze war die Leitung der Drucker-Division von HP. Er trat damit die Nachfolge von Kurt Sibold an, der zunächst als Niederlassungsleiter, dann als Geschäftsführer (für Rudolf Gallist) zu Microsoft wechselte. Doch noch ist nicht Schluss: Da der Microsoft-Deutschland-Chef Richard Roy (auch er hat eine HP-Vergangenheit) Mitte nächsten Jahres in die Zentrale nach Redmont wechselt, wird Sibold seinen Job übernehmen. Für viele Branchenkenner eine echte Überraschung.

Ebenso überraschend war auch die Besetzung des Chefsessels der Computer 2000 Deutschland GmbH. Zum neuen Mann an der Spitze wurde der "Pädagoge aus Berlin" Roland Apelt ernannt. Der ehemalige Macrotron-Manager übernahm Mitte dieses Jahres den Vorsitz der Geschäftsführung bei dem Distributor.

Nachdem plötzlich alle weg waren, stand er mehr oder minder allein da: Achim Berg. Schon vorher Mitglied der Geschäftsführung von Fujitsu Siemens Deutschland, übernahm er Mitte dieses Jahres das Ruder bei dem Computerhersteller.

Die Umsteiger

Für den spektakulärsten Wechsel sorgte in diesem Jahr Karl Pohler. Nach nur einem Jahr als Europachef von Tech Data/Computer 2000 wechselt er zum Logistikunternehmen Ifco. Damit hat sich Pohler den Titel des Umsteigers des Jahres 2000 verdient.

Allerdings dicht gefolgt von Peter Dewald. Sein Wechsel von der Chefposition bei Apple zum Software-Hersteller Sage KHK im Herbst lieferte ebenfalls einigen Gesprächsstoff in der Branche.

Auch Novells Deutschland-Chef Andreas Zeitler wollte sich verändern und wechselte zur Software AG nach Darmstadt. Weitere prominente Wechsler sind Bernd Puschendorf - der Deutschland-Chef von Fujitsu Siemens ging als Vertriebsvorstand zum Systemhaus M+S - sowie Michael Schultze, der vom Druckerhersteller Oki zur Xerox GmbH wechselte. Und noch ein Umsteiger von Fujitsu Siemens: Klaus Elias wechselte in den Vorstand des Telekom-Distributors NT-Plus nach Osnabrück.

Die Aussteiger

Viele Absteiger behaupten natürlich von sich, dass sie in Wahrheit Aussteiger seien. Der Unterschied liegt in der Selbstbestimmtheit oder der Freiwilligkeit. Es gibt nur einen klaren Aussteiger des Jahres 2000, und der heißt Rudolf Gallist. Viel wurde spekuliert in der Branche über die Motive des Ausstiegs des Microsoft-Geschäftsführers. Die wahrscheinlichste Version: Gallist hatte genug - genug Geld und genug vom Business.

Der zweite prominente Aussteiger ist Peter Lewi, Deutschland-Chef von Cisco. Seine Motive sind wohl nicht so viel anders als die von Gallist. Da man Lewi aber auch vorher kaum gesehen hat, fiel sein Ausstieg nicht weiter auf.

Die Comebacker

Der Comebacker des Jahres 2000 heißt Helmut Jost. Nach dreieinhalbjähriger Pause tauchte der ehemalige Commodore-, IBM- und Escom-Top-Manager plötzlich wieder auf: Als Vorstandsvorsitzender des Startup-Unternehmens Omniekey AG.

Ebenfalls als Vorstand eines Startups meldete sich Peter Bundgard wieder zurück. Der Ex-NEC-Manager und CHS-Geschäftsführer will den elektronischen Marktplatz "Compubizz" zum Erfolg führen.

Ein Comeback ist auch das Auftauchen von Bernhard Auer im Vorstand des Software-Herstellers Atoss AG. Eigentlich wollte der ehemalige IBM-, Compaq-, Digital- und Olivetti-Manager gar nicht mehr operatives Tagesgeschäft betreiben. Doch dann war das Angebot so verlockend, dass er partout nicht nein sagen konnte. (sic)

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